Intel verliert Experten für Datacenter-KI an AMD
Nicht nur bei den Marktanteilen, auch beim Personal nimmt AMD dem Rivalen Intel im Bereich Datacenter-KI zunehmend die Butter vom Brot und wirbt mit Saurabh Kulkarni einen weiteren wichtigen Experten und bisherigen Vice President von Intel ab.
Intel verliert einen weiteren wichtigen Manager für Rechenzentrums-KI an den Mitbewerber AMD. Wie CRN erfahren hat, wechselt Saurabh Kulkarni, der als Vice President of Data Center AI Product Management bei Intel unter anderem an der Entwicklung des Gaudi-Beschleunigerchips mitgewirkt hat, die Seiten. Seinen Abschied hatte der Experte bereits vor einigen Wochen angekündigt, bisher war das Ziel allerdings noch unbekannt. Laut mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Quellen ist der heutige Freitag (07.11.2025) bereits sein letzter Arbeitstag bei Intel.
In einer Erklärung gegenüber CRN bestätigte ein Intel-Sprecher am Donnerstag den bevorstehenden Weggang von Kulkarni und kündigte an, dass Anil Nanduri, Vice President of AI Go-to-Market, "die Leitung der AI-Produktmanagement-Organisation übernehmen wird". "Wir danken Saurabh für seine Beiträge und wünschen ihm alles Gute", sagte der Vertreter und fügte hinzu, dass "das Team sich weiterhin auf die Umsetzung und die Belieferung der Kunden konzentriert".
Mehreren Quellen zufolge verlässt Kulkarni (im Bild vom letzten Jahr), der etwas mehr als zwei Jahre bei Intel tätig war, das Unternehmen, um zu AMD zu wechseln. Eine offizielle Bestätigung für den Einstieg beim Konkurrenten seines bisherigen Arbeitgebers konnte CRN nicht einholen, da AMD eine Stellungnahme ablehnte.
Kulkarni soll AMD bei dessen Aufholjagd auf Nvidia verstärken
Dieser Schritt erfolgt wohl nicht ganz zufällig zu einem Zeitpunkt, an dem AMD Intel im Wettstreit mit dem KI-Infrastrukturgiganten Nvidia, der jüngst selbst bei Intel eingestiegen ist, überholt hat. Dank einer starken Strategie für KI-Rechenzentren konnte AMD zuletzt sogar OpenAI als wichtigen Kunden gewinnen und stößt auch bei anderen namhaften Technologieunternehmen auf wachsendes Interesse. Dies gab AMD-CEO Lisa Su die Zuversicht, am Dienstag zu erklären, dass das Unternehmen "auf Kurs" sei, um 2027 mit seinem Instinct-GPU-Geschäft einen Jahresumsatz in zweistelliger Milliardenhöhe zu erzielen.
Intel hingegen hat kürzlich seine KI-Strategie für Rechenzentren unter Lip-Bu Tan, der im März zum CEO ernannt wurde, überarbeitet, nachdem der Chiphersteller die sowieso schon bescheidenen Umsatzerwartungen von 500 Millionen US-Dollar, die er im letzten Jahr für seine Gaudi-Chips festgelegt hatte, nicht erfüllen konnte. Im vergangenen Monat stellte das Unternehmen auf dem OCP Global Summit 2025 eine energieeffiziente 160-GB-GPU für Rechenzentren vor, die Teil einer neuen jährlichen GPU-Release-Kadenz ist, um seine neue Strategie der Bereitstellung offener Systeme und Softwarearchitekturen für KI-Systeme umzusetzen.
Kulkarni reiht sich damit in die immer länger werdende Liste der technischen Führungskräfte ein, die Intel in diesem Jahr bereits verlassen haben. Unter ihnen waren Xeon-Chefarchitekt Ronak Singhal, Rob Bruckner und Michelle Johnston Holthaus. Intel-Chef Tan holt unterdessen Führungskräfte von außerhalb für wichtige Positionen im Bereich KI und Rechenzentren und erklärte die Rekrutierung und Bindung von Ingenieuren zu einer seiner obersten Prioritäten. Zu diesen neuen Führungskräften gehören etwa Jean-Didier Allegrucci, ein ehemaliger langjähriger Chip-Designer bei Apple, der zum Vice President of AI System-on-Chip Engineering ernannt wurde, und Shailendra Desai, ein weiterer ehemaliger Chip-Designer von Apple, der als Vice President of AI Fabric and Networking eingestellt wurde.
Tan drängt darauf, dass Intel zu einem, wie er es nennt, "Ingenieur-fokussierten Unternehmen" wird. Dies ist Teil seines Turnaround-Plans, der strategische Veränderungen und eine umfassende Umstrukturierung vorsieht, in deren Folge der Chiphersteller 15 Prozent seiner Kernbelegschaft entlassen hat. "Die Förderung der Ingenieure im gesamten Unternehmen und die Gewinnung neuer Talente von außerhalb sind entscheidend für unseren zukünftigen Erfolg – und ich möchte allen unseren Ingenieurteams für ihre Arbeit danken, mit der sie großartige Produkte entwickeln und unsere Kunden begeistern", schrieb Tan in einer Mitteilung an die Mitarbeiter, als er Bruckners Weggang bekannt gab.
Kulkarnis Aufgaben bei Intel und beruflicher Werdegang
Kulkarni war unter Sachin Katti für das KI-System- und GPU-Produktmanagementteam verantwortlich, den Tan im April zum Chief Technology and AI Officer ernannt hatte, um die KI-Strategie von Intel zu leiten, wie aus einem Memo hervorgeht, das Katti damals an die Mitarbeiter verschickte.
Laut seinem LinkedIn-Profil leitete Kulkarni das "funktionsübergreifende Produktmanagement für Systeme, Software und Chipdesign" und richtete den Geschäftsbereich darauf aus, "die Umsetzung der Roadmap für KI-Produkte für Rechenzentren zu beschleunigen". Außerdem trug er dazu bei, Intels "Silizium-Photonik-Strategie für GPU-Verbindungen voranzutreiben, um die Skalierbarkeit und Leistung von Systemen der nächsten Generation für Rechenzentren zu verbessern", schrieb Kulkarni in seinem Profil.
Kulkarni hatte seit Juli letzten Jahres die Leitung des Produktmanagements inne. Zuvor war er Vice President of AI Systems Design, wo er laut LinkedIn "die KI-Systemstrategie von Intel für das Rechenzentrums-Produktportfolio definierte und vorantrieb". Außerdem setzte er sich für die "Rack-Scale-Systems-Initiative" im Rahmen der KI-Strategie von Intel für Rechenzentren ein.
Bevor er 2023 zu Intel kam, war Kulkarni Chief Product Officer bei Lucata, einem Anbieter von Computing-Softwareplattformen, dessen Website nicht mehr aktiv ist, und General Manager für Nordamerika bei Graphcore, einem KI-Chip-Designer, der letztes Jahr vom japanischen Investmentriesen SoftBank Group übernommen wurde, nachdem er im Wettbewerb mit Nvidia zu kämpfen hatte. In den Anfangszeiten seiner Karriere war Kulkarni sechs Jahre lang bei Microsoft als Director of Engineering für Cloud- und KI-Systemtechnologien und als Principal Program Manager für Azure Compute tätig. Davor war er schon einmal 13 Jahre lang bei Intel beschäftigt, zunächst als Senior Design Engineer in der CPU Design Group und anschließend als Senior Hardware Architect und Security Researcher.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com
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