Intel-CFO Zinsner zu US-Einstieg, Roadmap und Foundry-Plänen
Bei seinem ersten Auftritt seit der Bekanntgabe des Einstiegs der US-Regierung sprach Intel-Finanzchef David Zinsner über die gesamte Tragweite der "historischen" Vereinbarung mit der Trump-Regierung, die CPU-Roadmap und Maßnahmen zur Verbesserung im Server-Bereich, sowie die Probleme beim Auftragsfertiger Foundry.
Intel-Finanzvorstand David Zinsner sagte am Donnerstag der vergangenen Woche, dass es noch mehr als zwei Jahre dauern werde, bis der Chiphersteller sein Server-CPU-Portfolio auf den Stand bringen kann, "wo wir es haben wollen". Ziel sind dabei von CEO Lip-Bu Tan verordnete Änderungen an der Roadmap, von denen er sich eine höhere Wettbewerbsfähigkeit verspricht. Das war nur eines der vielen Statements, die Zinsner an diesem Tag auf der Technologiekonferenz 2025 der Deutschen Bank über den Stand der Produkte des Chipherstellers, die Auswirkungen des Aktiengeschäfts mit der Trump-Regierung, die Aussichten für sein Auftragsfertigungsgeschäft und andere Themen abgegeben hat.
"Wir werden die Roadmap anpassen, um sicherzustellen, dass wir auf unsere Kunden hören und ihnen die Produkte liefern, die sie wollen und brauchen", erläuterte Zinsner mit Blick auf Intels Server-CPU-Geschäft. "Wir werden in den nächsten Jahren schrittweise einige Verbesserungen vornehmen, aber es wird ein mehrjähriger Prozess sein, bis das Portfolio wirklich dort ist, wo wir es haben wollen."
Zwangsverordneter Regierungs-Deal als Rettungsanker
Es war der erste öffentliche Auftritt eines Intel-Topmanagers, seit das Unternehmen am vergangenen Freitag bestätigt hatte, dass die US-Regierung den Chipriesen mit einer als "historisch" bezeichneten Vereinbarung dazu verpflichtet hatte, 8,9 Milliarden US-Dollar aus zuvor zugewiesenen Fördergeldern aus dem CHIPS- und Science-Act in 9,9 Prozent Unternehmensanteile umzuwandeln. Auf Fragen eines Finanzanalysten dazu antwortete Zinsner, dass Intel am Vorabend weitere 5,7 Milliarden US-Dollar aus den von der Bundesregierung erwarteten Mitteln erhalten habe. Dies habe laut dem Finanzvorstand die Bilanz von Intel verbessert und "die Notwendigkeit abgewendet, in nächster Zeit anderweitig auf die Kapitalmärkte zugreifen zu müssen".
Zinsner bezeichnete die Investition der US-Regierung in Intel als "gute Unterstützung", die auch dazu beitragen werde, Kunden von einer Zusammenarbeit mit Intel Foundry zu überzeugen. Gleichzeitig gestand er jedoch ein, dass es "einzig in unseren eigenen Händen liegt", das Geschäft mit der Auftragsfertigung für Chips zum Erfolg zu bringen. "Wir müssen den Prozess weiter umsetzen. Wir müssen unsere Kunden begeistern. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Kapazitäten haben, wenn sie gebraucht werden. Diese Dinge werden meiner Meinung nach die wichtigsten Argumente sein, warum Kunden zu uns kommen", sagte er. "Aber die Unterstützung gibt uns Spielraum dafür und wird uns so letztendlich helfen."
Auf den folgenden Seiten sind fünf weitere wichtige Themen rund um Intels Geschäft und Zukunft aufgeführt, die Zinsner am Donnerstag angesprochen hat. Darunter seine Einschätzung zur Lage des CPU-Geschäfts von Intel, "Probleme" für mögliche Pläne zur Ausgliederung von Intel Foundry durch eine Klausel im Aktiendeal mit der US-Regierung, was Investoren von Intels Warnung bezüglich der Zukunft von Intel Foundry halten sollten sowie die zufällig zeitgleich angekündigte Investition der SoftBank Group.
Zinsner gibt geteilte Einschätzungen zu PC- und Server-CPUs ab
Im Hinblick auf das Kerngeschäft mit CPUs gestand Zinsner ein, dass Intel aktuell zwar einerseits im Notebook-Segment – einschließlich der Core Ultra 200V "Lunar Lake"-Chips – "in ziemlich guter Verfassung" sei, jedoch andererseits bei Desktops und Servern derzeit auf wackligeren Beinen stehe. "Wir haben im Desktop-Bereich, insbesondere im Bereich der Hochleistungs-Desktops, sozusagen den Ball verstolpert", sagte der CFO. Als konkretes Beispiel verwies er dabei auf die Core Ultra 200 "Arrow Lake"-Produkte, die im letzten Herbst auf den Markt gebracht wurden. "Wenn man sich den Marktanteil auf Dollarbasis im Vergleich zur Stückzahl ansieht, schneiden wir nicht so gut ab. Und das liegt vor allem am High-End-Desktop-Geschäft, für das wir in diesem Jahr einfach kein gutes Angebot hatten."
Intel geht aber davon aus, dass es seine Position im Desktop-Bereich im nächsten Jahr mit seiner Produktlinie der nächsten Generation mit dem Codenamen "Nova Lake" wieder "verbessern" kann, die laut Zinsner über eine "vollständigere Palette an SKUs" [Modellen] verfügen wird. "Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden mit dem Client-Geschäft. Es läuft nicht ganz reibungslos, aber ziemlich gut. Das sorgt für eine gute operative Marge, einen guten Cashflow und finanziert den Rest des Geschäfts", fasste er die aktuelle finanzielle Lage im Client-Bereich zusammen.
Intels Schwäche bei Server-CPUs
Etwas anders sieht es bei den Server-CPUs aus, bei denen Zinsner die Lage als "ziemlich durchwachsen" bezeichnete. "Wir bringen weiterhin Produkte auf den Markt, die eine bessere Leistung als ihre Vorgänger bieten, aber im Vergleich zur Konkurrenz sind wir noch nicht ganz am Ziel", so Zinsner. Dazu merkte er noch an, dass die Server-CPUs von Intel zumindest bei der Ausführung von Single-Thread-Anwendungen und Head-Knoten in GPU-Serverclustern eine gute Leistung zeigen. "Insgesamt müssen wir jedoch im Rechenzentrumsbereich noch mehr tun, um Produkte zu entwickeln, die über das gesamte Spektrum hinweg wirklich leistungsfähig sind und die Erwartungen unserer Kunden erfüllen", steckte er die Ziele ab.
Eine erste konkrete Maßnahme, die Intel für eine entsprechende Verbesserung seiner Position im Bereich Server-CPUs ergreift, ist die von CEO Tan persönlich angestoßene Wiedereinführung von Hyper- beziehungsweise Multi-Threading (siehe: Intel bringt Hyper-Threading zurück). Zinser räumte diesbezüglich jedoch ein, dass es "mehrere Jahre dauern wird", bis Intel in diesem Bereich nennenswerte Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit erzielen kann, und erklärte, dass die nächstes Jahr auf den Markt kommenden Server-CPUs der Produktgeneration "Diamond Rapids" "uns noch nicht ganz an dieses Ziel bringen". "In bestimmten Szenarien ist ihre Leistung tatsächlich besser, in anderen jedoch nicht. Wir müssen also noch mehr Arbeit investieren, um das Ziel tatsächlich erreichen zu können", schlussfolgert er deshalb.
Nach Zinsners Ansicht wird es bei dieser Mission vor allem auf den Nachfolger von "Diamond Rapids" mit dem Codenamen "Coral Rapids" ankommen. Erst dieser biete die "echte Chance", Intel "einen entscheidenden Schritt nach vorne" zu bringen.
Zinsner: US-Beteiligung sollte letztlich "wertsteigernd" für Aktionäre sein
In Bezug auf die Entscheidung von Intel und der US-Regierung, zuvor gewährte Zuschüsse im Rahmen des US-amerikanischen CHIPS and Science Act in eine Kapitalbeteiligung umzuwandeln, sagte Zinsner, es bestehe "erhebliche Unsicherheit darüber", ob das Unternehmen die verbleibenden 5,7 Milliarden US-Dollar an Zuschüssen erhalten werde, die zwar bewilligt, aber noch nicht ausgezahlt worden seien.
Intel hatte 2,2 Milliarden der 7,9 Milliarden US-Dollar an Bundeszuschüssen bereits erhalten. Die Förderung war dem Unternehmen im Rahmen einer direkten Finanzierungsvereinbarung gewährt worden, die es im vergangenen Jahr mit der Biden-Regierung zur Unterstützung seiner Produktionsausweitung in den USA geschlossen hatte. In Bezug auf diese Vereinbarung aus der Biden-Ära sagte Zinsner: "Es gab gewisse Bedenken, ob wir viele der Meilensteine erreichen würden", die festgeschrieben worden waren, damit das Unternehmen die restlichen Mittel aus der direkten Finanzierungsvereinbarung erhalten würde.
"Vorteile" durch Einstieg statt Förderung
Im Vergleich dazu sieht Zinsner "viele Vorteile" für Intel im Vorschlag der Trump-Regierung, die Bundeszuschüsse in eine Kapitalbeteiligung umzuwandeln. "Wir hatten bereits darüber nachgedacht, dass wir wahrscheinlich etwas mehr Bargeld in der Bilanz benötigen würden, da eine der Kernstrategien von Lip-Bu darin besteht, die Bilanz zu festigen. Und so war dies ein schneller Weg, um unmittelbar 5,7 Milliarden Dollar in die Kasse zu bekommen", sagte er.
Zinsner räumte zwar ein, dass die Investition der US-Regierung in Intel-Stammaktien einen "verwässernden Effekt" auf die anderen Aktionäre haben werde, sagte aber, dass es "nicht allzu viel Bestellvolumen" an Wafern für Kunden von Intel Foundry brauche, "um daraus einen wertsteigernden Effekt für uns zu erzielen". "Wir haben das durchgerechnet und während der Analyse festgestellt: ‚Mit dieser Beteiligung als Basis werden wir das angepeilte Geschäftsvolumen in Zukunft auch sehen.‘ Letztendlich sollte der Schritt also auch für unsere bestehenden Aktionäre ziemlich wertsteigernd sein", prognostizierte er.
Zinsner: US-Beteiligung setzt Intel unter Druck, das Foundry-Geschäft zu behalten
Zinsner sagte, dass eine Klausel aus Intels Aktiengeschäft mit den USA als Versuch verstanden werden könne, das Unternehmen davon abzuhalten, sein Auftragsfertigungsgeschäft für Chips auszugliedern. Bei der betreffenden Klausel handelt es sich um einen fünfjährigen Optionsschein für die Bundesregierung, weitere 5 Prozent der Intel-Stammaktien zu einem Preis von 20 US-Dollar pro Aktie zu erwerben. Diese Option kann jedoch nur ausgeübt werden, wenn Intel seinen Anteil an Intel Foundry auf unter 51 Prozent reduziert.
Der Vorstandsvorsitzende von Intel, Frank Yeary, hatte Anfang des Jahres vorgeschlagen, Intel Foundry auszugliedern, wie das Wall Street Journal Anfang dieses Monats berichtete. Während diese Idee von einigen externen Akteuren – darunter auch einige ehemalige Vorstandsmitglieder – unterstützt wurde, sieht CEO Tan das Fertigungsgeschäft als entscheidend sowohl für die Zukunft von Intel als auch für die Lieferkette in den USA an. In Bezug auf die Vereinbarung der US-Regierung mit Intel, die greifen könnte, wenn das Unternehmen seine Mehrheit oder gar die komplette Beteiligung an Intel Foundry verkaufen würde, erklärte Zinsner: "Sie wollten nicht, dass wir einen Geschäftsbereich ausgliedern oder an jemanden verkaufen."
"Somit könnte man das in gewisser Weise als ein Hindernis betrachten, mit dem die Regierung uns letztendlich davon abhalten will, einen Weg einzuschlagen, den sie meines Erachtens nicht gutheißen würde." Dazu merkte der CFO noch an, dass Intel auch die Möglichkeit diskutiert habe, externe Investoren für Intel Foundry zu gewinnen, da der Geschäftsbereich sowieso als unabhängiges Unternehmen strukturiert sei. Dennoch hält er es grundsätzlich für "nicht sehr wahrscheinlich ist, dass wir unseren Anteil unter die 50-Prozent-Marke senken würden".
Darüber hinaus sagte Zinsner, er rechne nicht damit, dass externe Investoren in absehbarer Zeit Anteile an Intel Foundry erwerben wollen würden, und fügte hinzu, dass eine solche Eventualität "noch Jahre entfernt" sei. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um das Foundry-Geschäft auf ein Niveau zu bringen, auf dem wir davon überzeugt sind, dass es quasi autonom betrieben werden kann", erklärte er.
Zeitpunkt der 2-Milliarden-Beteiligung von SoftBank an Intel war "Zufall"
Zinsner bezeichnete die zeitliche Nähe zwischen der Ankündigung der 2-Milliarden-Dollar-Investition der SoftBank Group und der Aktienvereinbarung des Chipherstellers mit der US-Regierung als "Zufall". Nur vier Tage bevor Präsident Trump bekannt gab, dass die Bundesregierung eine Beteiligung von 9,9 Prozent an Intel erwerben würde, hatte das japanische Unternehmen SoftBank angekündigt, 2 Milliarden Dollar in Stammaktien des Unternehmens zu investieren, um die Chip-Produktion in den USA anzukurbeln.
"Wir arbeiten seit mehreren Jahren mit SoftBank an Möglichkeiten einer Partnerschaft und führen diese Gespräche auch weiterhin", sagte Zinsner. "Sie investieren sehr stark in KI, und wir suchen nach Möglichkeiten, wo wir uns damit überschneiden, und Lösungen anbieten können, die entweder für sie selbst oder in Zusammenarbeit mit ihnen auch für andere nützlich sein können."
Nachdem die beiden Parteien über die Möglichkeit einer Beteiligung von SoftBank an Intel diskutiert hatten, entschied sich der japanische Investmentriese laut Zinsner, "die Investition etwas zu beschleunigen". "Wir wollten etwas Bargeld in die Bilanz aufnehmen, daher war es für uns eine gute Gelegenheit, dies schnell zu tun und mit einem hochwertigen Investor auf einen Schlag eine ordentliche Menge Kapital zu erhalten", sagte er.
Zinsner erklärt Intels Börsenwarnung zur Zukunft des Foundry-Geschäfts
Hinsichtlich der von Intel vor mehr als einem Monat ausgesprochenen düsteren Warnung zur Zukunft seines Foundry-Geschäfts erklärte Zinsner, diese habe vor allem darauf basiert, dass der kommende Fertigungsknoten Intel 14A für den Chiphersteller zu teuer sei, um ihn mit seinen eigenen Produkten aufrechtzuerhalten. Dabei ging der CFO auch auf eine Frage zu Intels entsprechender Offenlegung in einem Ende Juli bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eingereichten Quartalsbericht ein. Darin hatte der Chipkonzern gewarnt, dass er die Entwicklung von Intel 14A und zukünftigen hochmodernen Knoten einstellen oder pausieren könnte, wenn er keinen "bedeutenden externen Kunden" für Intel 14A gewinnen kann.
Zinsner erklärte dazu zwar, dass sich die SEC-Meldungen nur auf die "Risikofaktoren" konzentrieren und "keine der entlastenden Faktoren" im Zusammenhang mit dem Geschäft des Unternehmens berücksichtigen, räumte jedoch ein, dass Intel Foundry in seiner Existenz bedroht sein könnte, wenn das Unternehmen keinen ausreichend großen externen Kunden findet. "Wenn wir die Volumina in 14A alleine hochfahren, wird das nicht ausreichen, um einen angemessenen ROI für die Aktionäre für diese Investition zu erzielen", räumte Zinsner ein. "Wir brauchen also Kunden außerhalb unseres eigenen Produktgeschäfts, um das Volumen in diesem Bereich zu steigern und sicherzustellen, dass wir den richtigen ROI erzielen. Das erklären wir den Investoren, damit sie verstehen, was wir vorhaben", fügte er hinzu.
Drohende Pleite: Kunden für Chipfertigung 14A gesucht
Gänzlich anders gestaltet sich die Situation beim Intel 18A-Knoten, der laut Zinsner voraussichtlich noch in diesem Jahr die Produktion aufnehmen wird und ausreichend durch Intels eigene Produkte wie "Panther Lake" ausgelastet werden kann. "Ich denke, dass sich dieser Knoten aus Sicht des ROI auch ohne Foundry-Kunden für uns als tragfähig erweisen wird", sagte Zinsner. "Ich glaube zudem, dass wir im zweiten Schritt gute Chance haben, Foundry-Kunden für 18A zu gewinnen. Aber bei 14A ist das etwas anders."
Trotz der Börsen-Warnung sagte Zinsner, Tan sei "zunehmend zuversichtlich hinsichtlich unserer Fähigkeit, erfolgreich zu sein" bei der Auftragsfertigung von Chips. "Die Tatsache, dass 18A nun stetige Verbesserungen bei den Erträgen erzielt, gibt uns ein hohes Maß an Zuversicht, dass auch 14A erfolgreich sein wird", sagte er. "Das heißt also nicht, dass wir weniger Vertrauen in 14A hätten, sondern dass wir was den Ausbau angeht einfach weiterhin diszipliniert vorgehen werden, um die richtige Rendite zu erzielen."
Auf die Frage, wie lange es dauern könnte, bis Intel eine Entscheidung zu Intel 14A treffen muss, sagte Zinsner, dass das Unternehmen bis 2027 Zeit habe, um einen großen Intel Foundry-Kunden zu gewinnen. "Wenn wir nächstes Jahr keinen großen Kunden gewinnen, bedeutet das meiner Meinung nach nicht, dass wir die Chancen für 14A verpasst haben. Ich denke, dass wir auch 2027 Kunden gewinnen könnten, und das würde uns immer noch ein gutes Geschäft mit 14A bescheren", schloss Zinsner.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterzeitschrift crn.com
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