Synaxon-Systemhäuser: Krise? Welche Krise?

Diese Statistik mochte Synaxon-Chef Mark Schröder nicht auf sich sitzen lassen. Er rief mehr als 200 Geschäftsführer zur spontanen Abstimmung auf, wie die Stimmungslage in ihren Systemhäusern aktuell ist. Das Ergebnis ist eindeutig. Und Schröder hat eine Erklärung, warum es keinen Grund gibt, Trübsal zu blasen.

Synaxon-Chef Mark Schröder ließ der CRN-Artikel über schlechte Stimmung in der Systemhaus-Branche keine Ruhe. Die Spontanumfrage unter rund 200 der Kooperation angeschlossenen Systemhaus-Chefs fiel anders aus: "Die weit überwiegende Zahl ist optimistisch und zufrieden mit der Geschäftsentwicklung in 2025 (siehe Fotobeweis)". (Foto: Synaxon)

Wie ist denn nun die Stimmung im deutschen IT-Channel? Wirklich so niederschmettern schlecht, wie eine aktuelle Umfrage unter IT-Dienstleistern nahelegt, die der Channel-Dienstleister Compris vor einigen Tagen veröffentlichte. Oder ist sie vielmehr weiter intakt, also so gut, wie man dem IT-Preisspiegel 2025 von Synaxon entnehmen kann?

Kann es wirklich sein, dass binnen eines halben Jahres Abstand, die Umfrageergebnisse aus beiden Studien diametral auseinanderliegen. Die Stimmungskurve also von Euphorie zu Jahresanfang bis hin zu Depression in der Jahresmitte einen vorbildlich manischen Verlauf zeigt.

"Das hat mir keine Ruhe gelassen", so Synaxon-Chef Mark Schröder in seiner Replik per Linkedin-Post auf den CRN- Artikel vom Donnerstag vergangener Woche, der beide Studien kontrastiert. "Es gibt vollständig gegenteilige Meinungen zu der Frage wie die Stimmung unter den IT-Dienstleister ist", sagt Schröder. Besagte Umfrage aus seinem Hause zeichnet ein optimistisches Bild der Geschäftserwartungen für 2025, ebenso die von Schröder zitierte Studie von iSCM Insititut von Rudi Aunkofer, die die Stimmung unter den deutschen IT-Dienstleistern auf dem höchsten Stand seit September 2021 sieht.

[Um diese Studie geht es: "Stimmungseinbruch bei Systemhäusern"]

Da trifft es sich gut, dass Schröder mehr als 200 Systemhaus-Chefs zu Gast hat, die zur Synaxo-Geschäftsführertagung nach Schloss Holte diese Woche kamen. Schröder lässt spontan abstimmen und fast alle Handzeichen gehen hoch, als im Saal gefragt wird, wer sich dem lachenden grünen Smiley anschließen würde. "Die weit überwiegende Zahl ist optimistisch und zufrieden mit der Geschäftsentwicklung in 2025 (siehe Fotobeweis)", postet Schröder (siehe Bild oben).

GF-Treffen sind keine Fuckup-Nights

Die Sache also abhaken und zur Tagesordnung übergehen? Schön wäre es ja. Schröder ist ein Manager, der prinzipiell das Glas halb voll und nicht halb leer sieht. Diese Eigenschaft teilt der Kooperations-Chef mit den Synaxon angeschlossenen Systemhaus-Geschäftsführern. Wie sonst, wenn nicht zuversichtlich und mutig in die Zukunft blicken, könnten Top-Führungskräfte ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen motivieren, Leistungswillen und Leistungsbereitschaft hoch halten?

Schröder ist seit 25 Jahren bei Synaxon, er kennt das Netzwerk-Business bestens, auch die Dynamiken und unterschiedlichen Charaktere, wenn Hunderte von Inhabern und angestellten Geschäftsführern zusammenkommen, um sich über Chancen, Risiken und Herausforderungen in einer Branche auszutauschen, die sich permanent und seit KI auch rasant wandelt. "Natürlich ist die Stimmung generell auf der Veranstaltung bestens", sagt er. Niemand will mit miesepetrigem Gesicht herumlaufen.

Laufen Projekte schief, Kunden und Fachkräfte weg, scheitert man beim Umbau der Organisation oder wird von Investoren links liegen gelassen, muss man trotzdem Bella Figura vor Branchenkollegen abgeben. Synaxon-Event, wie überhaupt alle Veranstaltungen von Systemhaus-Kooperationen sind keine Fuckup-Nights, wo fröhliches Scheitern auf Bühnen zum Vortrag kommt (von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen).

Und auch mit der Demoskopie ist es so eine Sache, wie Schröder weiß. "Am Ende ist jede Erhebung nur ein Teilausschnitt", sagt er. Das gilt freilich auch für seine Handzeichen-Umfrage. "Wissenschaftlichen Ansprüchen wird der Stimmungstest in meiner Begrüßungsansprache natürlich nicht gerecht".

Zielgruppe macht 2025 den "Riesen-Unterschied"

Ein Aspekt möchte Schröder aber in die Diskussion einwerfen, der erklären könnte, warum Systemhäuser die aktuelle Stimmungslage der Branche so unterschiedlich beurteilen. "Dieses Jahr macht die Zielgruppe einfach einen Riesen-Unterschied", stellt er fest. Seiner Meinung nach laufen die Geschäfte mit Kunden aus dem KMU/SMB-Segment deutlich besser als mit Großkunden (Enterprise) und öffentlichen Auftraggebern. Synaxon angeschlossene IT-Häuser, rund 3.000, sind überwiegend kleine bis mittelständische Systemhäuser und MSPs, die überwiegend Kunden bedienen, die dem KMU/SMB-Markt zugerechnet sind. Und die stehen weniger auf der Investitionsbremse als die Klientel aus dem gehobenen Mittelstand und Konzerne, auf die offenbar die Bechtles und Computacenters der Branche fokussiert sind.

Schröder kann diese Erklärung auch untermauern. Nicht nur Synaxon geht es aktuell hervorragend mit einem Umsatzplus von einem Drittel im ersten Quartal 2025. Auch die Umsätze aus der Einkaufsplattform Egis, über die Systemhäuser Produkte bestellen, liegen mit rund 1,07 Mrd. Euro Einkaufsvolumen auf hohem Niveau, legen sogar um 5 Prozent zu. Von Krise kann demnach keine Rede sein.

Dennoch können sich Systemhäuser nicht zurücklehnen. Der Markt ist herausfordernd. Erstmals seit vielen Jahren ist der Vertrieb wieder stärker in den Fokus auch kleinerer IT-Dienstleister gerückt. Security, Lösungen rund um digitale Souveränität und erst recht KI bieten viel Wachstumspotenzial, wenn man die Themen strategisch angeht, Know-how aufbaut, finanzielle wie personelle Ressourcen mobilisiert.

"Die Anforderungen an uns wachsen kontinuierlich und wir müssen wachsam bleiben", sagt Schröder. Wie ein warnender Weckruf klingt das nicht und ist auch so vom Synaxon-Chef nicht gemeint. Schröders Antwort auf Herausforderungen in der IT-Service-Branche ist, wie könnte es anders sein, ein Bekenntnis zur Stärke im Verbund: "Gemeinsam können wir alles hinkriegen und deswegen dürfen wir optimistisch bleiben!"

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