KI, Security und Managed Service: Comteam wird zum "Wissens- und Innovationsnetzwerk"

Fast könnte man meinen, dass Comteam an seiner Abschaffung arbeitet. "Ich will das nicht glauben und ich glaube das auch nicht", so Comteam-Chef Sven Glatter auf die Frage, ob Geschäfte künftig zwischen KI-Agenten gemacht werden. Auslaufmodell Kooperationen? "Nein", springt Kiwiko-Chefin Sandra Balz Glatter zur Seite. Sogar die KI gibt ihnen recht.

Erste gemeinsame Partnerkonferenz nach der Fusion von Kiwiko (Sandra Balz) und Comteam (Sven Glatter) in Würzburg. Nein, Systemhaus-Netzwerke sind kein Auslaufmodell, sagen beide. Das Gegenteil ist der Fall. (Foto: CRN)

Ein Systemhaus-Chef im Januar 2039 geht nicht mehr in die Firma, braucht sich auch nicht über Mitarbeiter zu ärgern, denn er hat keine mehr. Er liegt bequem auf dem Sofa, orchestriert seine Agenten sowie die von ihm betreuten Kunden-Bots und freut sich über den zweistelligen Millionen-Umsatz, den er 2038 wieder übertroffen hat. Diverse Tools, Agents und Whitelable-Plattformen, die er sich mit Hilfe der Distribution und seiner Systemhauskooperation zusammengebaut hat, machen es möglich. Kunden hat er schon lange nicht mehr kontaktiert, weil die meisten vor Jahren begonnen haben, ihren Einkauf entpersonalisiert über Marketplaces abzuwickeln. Sven Glatter und seine rund 30-köpfige Belegschaft der Technologienetzwerke Comteam und Kiwiko haben Mitte/Ende der 20er Jahre solche Baupläne für ein vollständig automatisiertes IT-Unternehmen entwickelt, die viele der 850 Kooperationsmitglieder nach und nach eingeführt hatten.

So oder so ähnlich jedenfalls könnte die Geschäftswelt aussehen, wenn man heutigen Visionären zuhört: Ein Managed Service Provider wird bald ein Managed Intelligent Provider werden. Warum ab Januar 2039 Sven Glatter das alles nur noch beobachten, aber diese schöne neue KI-Welt nicht mehr mitgestalten muss? Er ist dann 67 Jahre und darf, falls nichts dazwischenkommt, nach 40 Jahren Arbeit für Comteam in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

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Fragt man Glatter und seine Kollegin Sandra Balz von Kiwiko in diesem November 2025 nach dem skizzierten Szenario, bekommt man von Sven diesen Satz um die Ohren gehauen: "Ich will das nicht glauben und ich glaube das auch nicht". Mögen Psychologen und Pfarrer den Unterschied zwischen "nicht glauben wollen" und "glauben" deuten. CRN vernimmt von Sandra ein klares "Nein" auf die Frage, ob dem Modell Systemhaus-Netzwerk nicht drohte, ein Auslaufmodell zu werden. Sven Glatter und alle Beschäftigten eines IT-Verbunds sind fest von der Existenzberechtigung ihrer Firma überzeugt.

Heute und nach wie vor morgen: "Comteam hat es die letzten 40 Jahre geschafft, Trends zu setzen. Das wird auch lange noch so bleiben", so Silvia Habeck, Leiterin Partnermanagement, die seit bereits 33 Jahren bei Comteam ist und unter anderem die wichtige Säule Zentraleinkauf über die Plattform Traders Guide leitet.

Daran zweifelt nicht einmal eine KI, denn Gemini sagt, dass sich Kooperationen "vom reinen Einkaufsverbund zum Wissens- und Innovationsnetzwerk wandeln" und sie als "Accelerator" für die digitale Transformation ihrer Mitgliedsunternehmen fungieren. Sie stellen "Kompetenz, Skalierbarkeit und Rechtssicherheit im Umgang mit der immer komplexeren IT- und KI-Welt" bereit, sagt uns Googles KI.

Gut kopiert und zusammengestellt, die Texte von den Webseiten der Verbundgruppen. Denn Gemini und jede andere KI kann nicht wissen, was die Zukunft bringt. Die gestaltet keine Maschine, sondern der kreative Mensch, und zwar im Hier und Jetzt.

KI-Hub in Kooperation mit Neuland.ai kommt – Security-Kompetenz ausgebaut

Kreative Unternehmer trifft man viele auf der Comteam-Partnerkonferenz diese Woche, auf der rund 200 Mitglieder von Comteam und Kiwiko sowie Herstellerpartner auf Gut Wöllried bei Würzburg zusammenkamen. Über 40 Partner nahmen am zweistündigen Prompting-Workshop von Nils Söder, KI-Verantwortlicher beim Comteam-Mitglied Kutzschbach Electronic, und Paula Glatter, Psychologie-Studentin mit Spezialisierung unter anderem auf Künstliche Intelligenz, teil, um ihre Kenntnisse im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu vertiefen. Weil das Interesse so groß war, überlegt Comteam, den Workshop in seine Campus-Angebot aufzunehmen.

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Der Channel braucht Netzwerk-Events und den Austausch vor Ort. Knapp 200 Gäste kamen zur Comteam- und Kiwiko-Partnerkonferenz nach Würzburg (Foto: CRN)

Mehr KI kommt außerdem mit der neuen Kooperation zwischen Comteam und der Kölner Neuland.ai. Das AI Hub ermöglicht es Unternehmen, auf Basis privater KI-Infrastruktur (FirmenGPT) Projekte schnell zu starten, beispielsweise Assistenten oder Agenten zu erstellen. "Das Unternehmen entwickelt eine KI-Gruppenlösung, deren Launch zum ersten Quartal 2026 geplant ist. Damit sollen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen einen zuverlässigen, praxisnahen und rechtskonformen Einsatz von KI realisieren können", sagt Comteam-Geschäftsführer Sven Glatter. Partner könnten sich auf "geprüfte, sichere und rechtskonforme" KI-Technologie (DSGVO- und EU-AI-Act) verlassen. Comteam hat für seine Mitglieder "attraktive Sonderkonditionen" ausgehandelt, Training und Support eingeschlossen.

Am Nachmittag fand zudem das Acronis Security Expert Training statt. Partner erhielten exklusive Einblicke in moderne Sicherheitsstrategien und konnten praxisnah erfahren, wie sie ihre IT-Umgebungen noch besser schützen können.

Für einige Partner der auf IT-Security spezialisierten Kiwiko war die Konferenz ein besonderer Moment: Sie waren erstmals nach dem Zusammenschluss mit Comteam als Teil des gemeinsamen Netzwerks vor Ort. Zwei Wochen zuvor hatte das Kiwiko-Partnertreffen stattgefunden, bei dem die Kooperation und die Chancen der neuen gemeinsamen Ausrichtung auf der Agenda standen: Austausch, vereinte Strategien und gebündelte Expertise – insbesondere im Bereich Security – würden nun "nahtlos ineinandergreifen".

Comteam-Chef Glatter unterstrich in der Pressekonferenz noch einmal die Bedeutung der Fusion mit Kiwiko: "Ein hochprofessionelles Security-Netzwerk wie Kiwiko gibt es so im Markt nicht". Herstellerpartner, die bislang mit einer der Kooperationen partnerschaftlich verbunden sind oder sich bei bereits beiden, Comteam und Kiwiko, engagieren, wie Eset, begrüßten das gestärkte Know-how beim wichtigen Thema Security.

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MSP-Manager: Navigator, Controller und Buchhalter im MSP-Drehkreuz

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Ralf Schwarzmaier (li.) mit seiner Göppinger Mars Group hat den MSP Manager entwickelt, Jörn Beckmann hat das Tool für Comteam entdeckt und wird es im Systemhausmarkt bekannter machen (Foto: CRN)

Auch die Unterstützung bei mehr Professionalität und Profitabilität für Managed Service Provider baut Comteam aus. Offenbar hat der MSP-Manager nämlich voll eingeschlagen. Die Software soll eines der größten, Zeit und Geld fressenden Probleme bei MSP lösen: fehlende Kosten-Transparenz, keine vollständige Berechnung kundenbezogener Dienste, wenig Automatisierung bei der Abrechnung, oft werden Posten vergessen, Kunden in Rechnung zu stellen.

Einkauf verschiedener Herstellerlösungen, Bündelung der Services und entsprechende Berechnung bezogen auf alle Verträge und SLAs, die mit Kunden abgeschossen wurden – einschließlich Änderungen binnen einer Abrechnungsperiode – sowie Verknüpfung mit dem ERP, wo idealerweise alle Daten, Rechnungen und Leistungserbringungen zusammenfließen: so sollte Automatisierung sein, ist sie bei vielen MSPs aber nicht.

Jörn Beckmann, der bei Comteam jetzt vom Key Account auf den Posten Business Development wechselte, hat den MSP Manager "entdeckt" und ihn ausgiebig mit echten Daten von MSPs getestet. "Der höchste Betrag, den ein Systemhaus zu berechnen vergessen hatte, war 27.000 Euro", sagt er im Gespräch mit CRN. Passiert das monatlich, auch wenn die Differenz bei kleineren MSPs geringer wäre, wundert es CRN nicht, dass viele Dienstleister bei ihrem Modell drauflegen. Gar die Hälfte aller MSPs soll laut Kaseya-Studie nicht profitabel arbeiten. Der MSP Manager soll die Mängel beseitigen können.

"Ich spreche jetzt mit größeren Systemhäusern", sagt Beckmann, die ihn zuvor eher haben abblitzen lassen. Der MSP Manager öffnet ihm die Türen. An einer speziellen Wortmann Edition wird gearbeitet.

Beckmann hat sich sein neues, wichtiges Betätigungsfeld selbst geschaffen, weil er auf die Mars Group und den geschäftsführenden Gesellschafter Ralf Schwarzmaier gestoßen ist. Die Göppinger haben den MSP Manager entwickelt, weil sie genau die oben beschriebenen Defizite mit diesem Tool verhindern. Die Transformation von einem auf Projekte ausgerichteten Systemhaus zu einem MSP mit festen monatlichen Einnahmen hat Schwarzmaier in den letzten zehn Jahren erfolgreich geschafft. Den Löwenanteil seines Umsatzes stammt auf Managed Service-Verträgen. Technologisch setzt Mars Group auf Multivendor, nur die besten Tools und Plattformen für die Leistungserbringung der Dienste werden eingesetzt. Das mag komplizierter sein als eine vollumfängliche IT-Management-Lösung eines Anbieters einzusetzen. Der dafür von Schwarzmaier entwickelte MSP Manager verknüpft die Einzelteile samt ERP-Einbindung und ist daher nicht nur Navigator und Lotse im MSP-Drehkreuz, sondern auch Controller und Buchhalter in einem.

Knapp 60 MSPs setzen Schwarzmaiers Plattform ein, es könnten und sollten Tausende werden. Daher die Partnerschaft mit einem Multiplikator wie Comteam und Jörn Beckmann. Er soll für Bekanntheit des MSP Manager im Markt sorgen – und darauf hat er sich unter einer Bedingung eingelassen: Der will die Plattform nicht nur jenen MPS und Systemhäusern vorstellen, die Comteam-Mitglied sind, sondern allen IT-Häusern. Er hat dafür frei Hand, weil er den Bedarf sieht und den Markt für den MSP Manager sehr groß denkt und einen Fehler nicht begeht, auf den Frank Söder in seiner durchaus besinnlichen Keynote zum Abschluss der Partnerkonferenz im weihnachtlich geschmückten Gut Wöllried bei Würzburg hinweist.

Hühner einfangen - und das immer perfekter …

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Was tun wir? Dinge richtig oder richtige Dinge? Frank Söder, Geschäftsführer von Kutzschbach Electronic, lässt alle im Raum innehalten. (Foto: CRN)

Frank Söder ist kein Pfarrer, sondern Geschäftsführer von Kutzschbach Electronic. Inspiriert von fernöstlichen Lebensweisheiten ist er trotzdem, und es ist sehr wohltuend, dass ein IT-Unternehmer ein IT-Event einmal nicht über KI und enorme Wachstumschancen in der Zukunft ausklingen lässt, sondern die Menschen im Hier und Jetzt abholt. Was tun wir eigentlich?

Söder legt ein Bild auf. Man sieht einen Mann, wie er ausgebüxte Hühner auf der Weide einfängt. Er wird das nach und nach immer besser machen können, weil er die Fangmethoden verbessert, ihm eine KI womöglich zur Hilfe kommt. Das Loch im Zaun sieht er nicht, repariert es nicht, setzt seine Priorität auf die Optimierung des Einfangens. "Nicht nur Dinge richtig tun, sondern die richtigen Dinge tun", sagt Söder. Es könnte so einfach sein, wenn Führungskräfte achtsam ihre Umgebung wahrnehmen und Menschen dort einsetzen, wo sie in einer sinnvollen Tätigkeit ihr Potenzial entfalten können.

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