Juniper-Übernahme durch HPE droht langwieriger Rechtsstreit in den USA
So schnell wie erhofft kann HPE den Kauf von Juniper Networks nicht abschließen. Das US-Justizministerium reichte eine Klage gegen den Deal ein, sieht den Wettbewerb im Netzwerkmarkt eingeschränkt und befürchtet Preiserhöhen. Die Argumente sind "grundlegend fehlerhaft", so HPE und Juniper. Beide Unternehmen wehren sich gegen die Kartellbedenken. Für Partner sind das keine guten Nachrichten.
Das US-Justizministerium (DOJ) sperrt sich gegen die Übernahme von Juniper Networks durch HPE und hat am Donnerstag eine Klage im Northern District of California eingereicht. Die geplante Transaktion würde „den harten Wettbewerb zwischen beiden Unternehmen beseitigen, die Preise erhöhen, Innovation verringern sowie die Auswahl für zahlreiche amerikanische Unternehmen und Institutionen einschränken", argumentiert die Behörde.
HPE, Juniper Networks widersprechen der Klage und sind sich sicher, "im Rechtsstreit zu obsiegen" und die 14 Mrd. teure Akquisition erfolgreich zum Abschluss zu bringen. "Wir sind der Meinung, dass die Analyse des Justizministeriums grundlegend fehlerhaft ist. Wir sind enttäuscht über die Entscheidung, eine Klage einzureichen, mit der versucht wird, den Abschluss der Transaktion zu verhindern", so die beiden Unternehmen. "Wir werden uns energisch gegen die überzogene Auslegung der Kartellgesetze durch das Justizministerium wehren und aufzeigen, wie diese Transaktion den Kunden mehr Innovation und Auswahl bietet, die Dynamik auf dem Netzwerkmarkt durch mehr Wettbewerb positiv verändert und das Rückgrat der amerikanischen Netzwerkinfrastruktur stärkt."
Kunden würden die Übernahme begrüßen, so die beklagten Hersteller in einem gemeinsamen Statement. Dem Ministerium lägen "keine Beweise" für Kundenbeschwerden vor. Der Deal sei im Interesse der Kunden, so HPE und Juniper. "Von dieser Transaktion werden Kunden profitieren, die ein umfassendes KI-gesteuertes und Cloud-natives IT-Portfolio erhalten, einschließlich der Netzwerkarchitektur, die notwendig ist, um ihre wachsenden und zunehmend komplexen Konnektivitätsanforderungen zu verwalten und zu vereinfachen".
Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Omeed A. Assefi von der Antitrust Abteilung des US-Justizministeriums entgegnete in einer Pressemeldung: "HPE und Juniper sind erfolgreiche Unternehmen. Doch anstatt weiterhin als Konkurrenten auf dem WLAN-Markt zu konkurrieren, wollen sie sich zusammenschließen und damit die Konzentration auf einem bereits konzentrierten Markt verstärken". Der geplante Zusammenschluss "würde den Wettbewerb erheblich einschränken und die Innovation schwächen". Die Folgen seien Preiserhöhungen im WLAN-Segment, weil weniger Anbieter auf dem Markt konkurrieren würden.
Grünes Licht in der EU und Kartellbehörden anderer Länder
HPE und Juniper wiesen darauf hin, dass die Transaktion von Kartellbehörden in 14 Ländern bereits genehmigt wurde, darunter von der Europäische Kommission und der britischen Wettbewerbsbehörde, die die wettbewerbsfördernden Aspekte der Transaktion anerkennen. "Neben Israel sind die USA die einzige Jurisdiktion, die diesen Deal nicht genehmigt hat", so HPE und Juniper.
Die Unternehmen legen dar, dass es "umfangreiche Beweise" gebe, die zeigten, dass der Deal wettbewerbsfördernd sei. Der Produktbereich Wireless Local Area Network (WLAN) wäre "durch robusten Wettbewerb gekennzeichnet, mit mindestens acht Alternativen zu HPE und Juniper".
"Revolution im Netzwerkmarkt" muss warten
Ursprünglich ging HPE-CEO Antonio Neri davon aus, dass die Juniper-Übernahme Anfang dieses Jahres über die Bühne gehen könnte. Auf der Messe Discover Mitte vergangenen November in Barcelona erläuterten HPE-Chef Antonio Neri und Juniper-CEO Rami Rahim im gemeinsamen Talk rund 4.500 Partnern und Kunden die Vorteile des Zusammenschlusses beider Netzwerkunternehmen für die Kunden. Die Fusion werde den Netzwerkmarkt revolutionieren, weil sie KI in das Management der Netzwerke bringe und so die Verwaltung und Problembeseitigung erheblich vereinfache, so die Spitzenmanager.
Partner: Roadmap und Strategie gerät "ins Wanken"
Für Partner beider Unternehmen wäre es ein schwerer Schlag, würden sich HPE und Juniper im Rechtsstreit in den USA nicht durchsetzen können. Viele Partner stehen in den Startlöchern, bringen bereits ihren Kunden die Vorteile eines kombinierten Portfolios nahe. Eine monatelanger Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang dürfte für Verunsicherung sorgen und Investitionsentscheidungen hinauszögern.
Patrick Shelley, Chief Technology Officer (CTO) bei PKA Technologies, einem Lösungsanbieter aus Montvale, N.J., sagte, er erwarte, dass die DOJ-Klage die Kunden dazu veranlassen werde, die Strategien von HPE und Juniper Networks zu hinterfragen. "Das bringt die Roadmap und die Strategie von HPE Juniper Networks ins Wanken", sagte er. "Alle unsere Kunden haben nach den potenziellen Vorteilen des Deals gefragt. Jetzt müssen sie sich überlegen, wie die Roadmap und die Strategien aussehen könnten, wenn der HPE Juniper-Deal blockiert wird und jedes der beiden Unternehmen auf sich allein gestellt ist."
Shelley zufolge hätten viele Kunden den Kauf von HPE- und Juniper-Netzwerken auf den Zeitpunkt der behördlichen Genehmigung der Übernahme verschoben. Nun müssen sie länger warten oder sich anders orientieren.
Steven Burke, Chefredakteur von unserer Schwesterpublikation CRN USA, hat zu diesem Artikel beigetragen.
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