Webex-Head of Collaboration: "Die neuen Freiheiten wird bei uns keiner mehr zurückdrehen"

Spott und Häme hagelte es im Netz für die Entscheidung bei Zoom, seine Angestellten vom Homeoffice wieder in die Büros zu beordern. Die Steilvorlage nimmt Wettbewerber Cisco gerne auf.

Das Rad zurückdrehen auf ausschließliche Büropräsenz will Anton Doeschl, Head of Collaboration und Director Sales bei Cisco Systems nicht.

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Das Rad zurückdrehen auf ausschließliche Büropräsenz will Anton Doeschl, Head of Collaboration und Director Sales bei Cisco Systems nicht.

Ist Zooms Videokonferenz-Plattform besser als Webex von Cisco, Teams von Microsoft, Google Video oder einem anderen Tool der vielen regionalen Anbieter, die es in jedem Land gibt? Jede Plattform hat ihre Eigenheit, wobei sich Teams dank Microsofts Vorherrschaft auf dem PC und der Office-Anwendungen besonders tief in den Windows-Rechner integriert - wobei die EU-Wettbewerbsbehörde diese Bündelung bereits untersucht, weil Wettbewerber Microsoft unfaire Geschäftspraktiken vorwerfen.

Manche Softwarehersteller indes machen nicht etwa durch technologische Innovationen oder eine besonders nutzerfreundliche Erfahrung ihrer Video-Plattform von sich Reden, sondern sorgen gerade durch arbeitsorganisatorische Entscheidungen für Schlagzeilen. So wie Zoom.

Als in der Corona-Pandemie fast alle Büromitarbeiter von zuhause arbeiten mussten wurde zoomen zum geflügelten Verb für Video-Meetings. Kunden überrannten den Anbieter Zoom Technologies, der Aktienkurs explodierte förmlich, um nach der Pandemie genauso schnell einzubrechen. Nun ist Corona Geschichte, Telearbeit und Homeoffice geblieben. Aber nicht für alle Büromitarbeiter und nun auch nicht Zoom-Angestellte. Die sollen statt „new work" wieder, ganz old School, wie vor der Pandemie ins Büro kommen (CRN berichtete).

Man macht sich im Netz lustig über Zoom. Jene Firma, die dank ihrer Video-Plattform erst zum Krisengewinner zählte und nun wegen desolatem Aktienkurs selbst in der Krise steckt und sich neu erfinden muss. Klar, dass der Wettbewerb miteinstimmt in die kuriose Situation, dass einer der Pioniere ortsungebundenem Arbeiten dank digitaler Kollaborationstools wieder auf Präsenzzeiten in Büros besteht.

"Erleben wir gerade die Vorboten, dass die Tage des flexiblen Arbeitens gezählt sind?" Das ist natürlich eine rhetorische Frage, die Anton Doeschl, Head of Collaboration und Director Sales bei Cisco Systems stellt. Um sie sogleich selbst zu beantworten: "Ich denke nicht".

Denn der Fachkräftemängel ist und bleibt Doeschl zufolge eines der zentralen Herausforderungen für Unternehmen. "Firmen mit eingeschränkter Flexibilität werden zunehmend mehr Nachteile haben im Vergleich zu Unternehmen, die MitarbeiterInnen vollumfänglich Vertrauen und selbst entscheiden lassen, von wo aus sie arbeiten". Das Cisco seinen Mitarbeitenden die Wahl des Arbeitsortes überlässt, verstehe sich von selbst. Denn es ortsunabhängiges Arbeiten funktioniere hervorragend, stützt sich der Cisco-Manager auf diverse Studien, die das zeigten.

Sich für gewisse Meeting in Büro zu treffen schließe "Hybrid Work" ja nicht aus. "Vielmehr geht es um eine Unternehmenskultur, die es erlaubt das bestmögliche aus Hybrid Work herauszuholen und Führungskräfte, die einen Zusammenhalt schaffen", so kommentiert Anton Doeschl.

Cisco sei schließlich „unter anderem mit seiner Lösung Webex groß geworden. Die neuen Freiheiten, die Collaboration bietet, wird bei uns keiner mehr zurückdrehen. Das ist für uns auch eine Haltungsfrage sowie Wettbewerbsvorteil", so der Cisco-Manager.

Zoom will mehr Geschäft über den Channel machen

Allerdings will Zoom freilich Cisco und anderen Wettbewerbern auf den Fersten bleiben. Der Channel soll es richten. "Als Unternehmen können wir nur weiter so wachsen, wenn wir ein Ökosystem und eine Partnerstrategie haben, mit der wir bestimmte Branchen, Kundensegmente und vertikale Märkte erreichen", sagte Dion Smith, Head of EMEA Channels bei Zoom kürzlich im Interview mit CRN.

17 Prozent seines EMEA-Umsatzes erziele Zoom Stand heute über Partner. Smith will dafür sorgen, dass der Umsatzanteil 2027 auf 80 Prozent steigt.