Liquiditätsspritze verschafft IT-Dienstleister Atos ein wenig Luft
Der angeschlagene französische IT-Dienstleister Atos sichert sich rund 1,7 Mrd. Euro für die dringend benötigte finanzielle Umstrukturierung. Die Mittel stellt eine Gruppe von Banken und Anleihegläubigern zur Verfügung. Atos warnt indes Altaktionäre vor den Folgen der Liquiditätsspritze.
Der französische IT-Dienstleister Atos hat sich erfolgreich eine neue Finanzierung in Höhe von 1,67 Mrd. Euro gesichert und mit einer Gruppe von Banken und Anleihegläubigern eine Lock-up-Vereinbarung getroffen. Das ist vorerst ein weiterer Schritt bei der Umsetzung der langwierigen Umstrukturierung des in finanzielle Schwierigkeiten steckenden Konzerns. Jean-Pierre Mustier, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Atos, bezeichnete die Lock-up-Vereinbarung als "einen wichtigen Meilenstein in unserem finanziellen Restrukturierungsprozess" und betonte ihre Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Geschäftstätigkeit von Atos und die Interessen der Mitarbeiter und Kunden. Atos beschäftigt rund 94.000 Mitarbeiter in 69 Ländern.
Die neue besicherte Finanzierung in Höhe von 1,67 Mrd. Euro wird zu gleichen Teilen von einer Gruppe von Banken und Anleihegläubigern getragen, die jeweils 837,5 Mio. Euro bereitstellen. Der Anteil der Banken umfasst ein Laufzeitdarlehen und Bankgarantien, während die Anleihegläubiger ihren Anteil über eine neue Anleiheemission bereitstellen werden.
Der Vorstandsvorsitzende von Atos, Paul Saleh, erklärte, diese Vereinbarung bringe das Unternehmen "einen Schritt näher an die Einreichung des Plans beim Handelsgericht bis Ende Juli, wie ursprünglich geplant". Er fügte hinzu, dass der Sanierungsplan Atos "eine verbesserte Finanzlage und ein stärkeres Kreditprofil" verschaffen werde. Das Gericht in Nanterre bei Paris entscheidet über den vorgelegten Restrukturierungsplans im Rahmen eines dann beschleunigten Schutzschirmverfahrens.
Der Umstrukturierungsplan sieht mehrere Kapitalerhöhungen vor, darunter eine Bezugsrechtsemission in Höhe von 233 Mio. Euro für die bestehenden Aktionäre und die Umwandlung von 2,8 Mrd. Euro der Finanzschulden von Atos in Eigenkapital. Das Unternehmen warnt, dass diese Maßnahmen zu einer erheblichen Verwässerung für die bestehenden Aktionäre führen werden, deren Anteil auf weniger als 0,1 Prozent des Aktienkapitals sinken könnte, wenn sie nicht an den vorgeschlagenen Kapitalerhöhungen teilnehmen. Im Rahmen der Umstrukturierung hat Atos auch eine Zwischenfinanzierung in Höhe von 800 Mio. Euro gesichert, um den Betrieb bis zum Abschluss des finanziellen Umstrukturierungsplans zu finanzieren.
Schutzschirmverfahren kommende Woche
Das Unternehmen beabsichtigt, in der kommenden Woche ein beschleunigtes Schutzschirmverfahren einzuleiten, um den finanziellen Restrukturierungsplan umzusetzen und gerichtlich genehmigen zu lassen. Atos geht davon aus, dass die Umstrukturierungsmaßnahmen bis Ende 2024 oder im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein werden.
Die Umstrukturierung des französischen Technologiekonzerns Atos war im vergangenen Jahr Gegenstand zahlreicher Medienberichte, da verschiedene Unternehmensteile von privaten Unternehmen und der französischen Regierung aufgekauft werden sollten. Erst kürzlich traten zwei Vorstandsmitglieder, David Layani und Helen Lee-Bouygues, zurück, als Investor Onepoint seine Absicht mitteilte, sich aus dem Aktienkapital von Atos zurückzuziehen (CRN berichtete).
Dieser Rückzug war Teil einer größeren Entwicklung, bei der sich das Konsortium, bestehend aus Onepoint, Butler Industries und Econocom, aus den Umstrukturierungsgesprächen mit Atos zurückzog.
Dies wurde als erheblicher Rückschlag gewertet, da Atos am 12. Juni den Vorschlag des Konsortiums akzeptiert hatte, der einen Plan zur Umwandlung von 2,9 Mrd. Euro bestehender Schulden in Eigenkapital vorsah.
Nun scheint der französische Wiederverkäufer eine Umstrukturierungsvereinbarung abgeschlossen zu haben, die ihm helfen dürfte, seine langjährigen finanziellen Probleme zu überwinden.