IDC: Nach zwei Jahren Flaute wächst der PC-Markt wieder
Die Marktforscher bei IDC prognostizieren, dass KI-PCs und der Ersatz veralteter Geräte den Anbietern und ihren Vertriebspartnern rosigere Zeiten bescheren wird.
Im ersten Quartal 2024 soll der globale PC-Markt im ersten Quartal 2024 um rund 1,5 Prozent gewachsen sein. Die weltweiten Auslieferungen mit 59,8 Millionen PCs sind damit fast schon wieder auf dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeit, berichtet das Marktforschungsunternehmen IDC. Dieses Wachstum sei allerdings vor dem Hintergrund zu sehen, dass der PC-Markt im Q1 2023 seinen bisherigen Tiefpunkt erlebte, als die Auslieferungen im Jahresvergleich um 28,7 Prozent zurückgegangen waren.
IDC wies darauf hin, dass die PC-Lieferungen in den ersten drei Monaten dieses Jahres nicht weit unter den 60,5 Millionen Einheiten liegen, die im ersten Quartal 2019 ausgeliefert worden waren. Die COVID-19-Pandemie führte zu einer Art Kaufrausch in den Jahren 2020 und 2021, auf den dann 2022 und 2023 ein massiver Nachfrageeinbruch für PCs und Peripheriegeräte folgte.
Nun, da der Markt nach allmählicher Erholung wieder auf Wachstumskurs geht, sieht IDC für Anbieter und Komponentenhersteller deutlich bessere Entwicklungsperspektiven. Das liegt vor allem an der relativ neuen Kategorie der KI-PCs, deren Wachstum sich in diesem Jahr verdoppeln, bis 2025 noch einmal verdoppeln und dann 43 Prozent der Gesamtlvolumens ausmachen soll. Bis 2027 soll dieser Anteil von KI-PCs dann bei fast 60 Prozent liegen.
Auch geht IDC davon aus, dass viele Unternehmen ihre PCs, die sie vor und zu Beginn der Pandemie gekauft haben, sukzessive ersetzen werden. Das sehen auch andere Marktforscher so. Circana etwa sagte im Interview mit der amerikanischen CRN , dass das Ende des Supports für Windows 10 im Oktober 2025 den Austausch von Geräten, die nicht mit Windows 11 kompatibel sind, beflügeln werde.
"Trotz der Schwierigkeiten mit China wird erwartet, dass sich der Aufschwung im Jahr 2024 fortsetzt, da neuere KI-PCs im Laufe des Jahres auf den Markt kommen und gewerbliche Käufer damit beginnen, die während der Pandemie gekauften PCs zu erneuern", so der IDC Research Manager Jitesh Ubrani in einer Stellungnahme. "Es wird erwartet, dass KI-PCs neben dem Wachstum bei den Auslieferungen auch einen höheren Preis haben werden, was weitere Chancen für PC- und Komponentenhersteller bietet", fügte er hinzu.
Die erste Welle von KI-PCs entstand im vergangenen Jahr dank der Ryzen 7040-Prozessoren von AMD. Anfang diesen Jahres kam dann Intel mit seinen Core Ultra-Prozessoren ins Spiel. Einen weiteren Schub dürfte dem Markt später bevorstehen, wenn Qualcomm seine Snapdragon X-Prozessoren für Windows-PCs herausbringt.
Alle diese Prozessoren verfügen zusätzlich zu CPU und GPU über eine neuronale Verarbeitungseinheit (NPU), um eine Vielzahl von KI-Arbeitslasten, einschließlich großer Sprachmodelle, zu bewältigen.
Anbieter stellen sich klar auf für KI
Große PC-Anbieter wie Lenovo, HP Inc. und Dell Technologies haben KI-PCs in den letzten Monaten sehr stark gefördert. Mittlerweile prahlt auch Apple mit seinen Chips der M-Serie und mit den kommenden KI-Fähigkeiten der Mac-Computer und verspricht, noch in diesem Jahr "unglaublich aufregende" generative KI-Funktionen zu enthüllen.
Ein leitender Angestellter eines großen US-Distributors erzählte CRN kürzlich, dass er daran glaube, dass die Marktnachfrage nach KI-Lösungen dazu beitragen werde, eine PC-Renaissance voranzutreiben, die in diesem Jahr beginne und bis 2025 andauern werde. Er verglich die aktuelle Dynamik mit der Einführung von Intels Centrino für drahtlose Computernetzwerke im Jahr 2010, die damals eine neue Nachfragewelle für PCs auslöst hatte.
"Ich denke, dass KI die Art von disruptiver Marktkraft ist, die den Erneuerungszyklus auslösen wird", so Kent Tibbils, Vice President of Marketing beim Distributor ASI. Der genaue Zeitpunkt werde allerdings davon abhängen, wie schnell unabhängige Softwareanbieter die Vorteile neuer Prozessoren von Intel, AMD und Qualcomm nutzen können.
(Siehe hierzu auch: Killer-Apps: Intel will kleinen ISVs unter die Arme greifen)
"Zuerst wird das in Unternehmen oder bei gewerblichen Anwendern stattfinden. Und das wird mehr Einfluss auf den Markt haben als die Enverbraucherseite", so Tibbils.
Doch zurück zur IDC-Prognose. Demnach wird Lenovo seinen den Spitzenplatz bei PCs behalten. Im ersten Quartal 2024 konnte Lenovo sein Ranking als Nummer 1 des weltweiten PC-Marktes behaupten, hatte unter den fünf größten Anbietern jedoch nur die drittschnellste Wachstumsrate.
Laut IDC konnte der chinesische Tech-Riese seine PC-Lieferungen im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent auf 13,7 Millionen Geräte steigern. Der Anbieter mit der zweitschnellsten Wachstumsrate war Acer (siehe kürzlichen CRN-Bericht) der um 9,2 Prozent auf 3,7 Millionen ausgelieferte Geräte zulegte. Asus kommt im aktuellen Ranking nur auf Platz 5, weil seine Auslieferungen um 4,5 Prozent auf 3,6 Millionen Geräte zurückgingen.
Apple hingegen wuchs am schnellsten, steigerte seine Auslieferungen um 14,6 Prozent auf 4,8 Millionen Geräte und rangiert auf Platz 4 der aktuellen IDC-Liste. HP liegt auf Platz 2, verzeichnete mit 12 Millionen Auslieferungen im ersten Quartal 2024 jedoch so gut wie kein Wachstum. Dell rangiert knapp dahinter auf Platz 3 und hatte einen Rückgang 2,2 Prozent auf 9,3 Millionen Geräte zu beklagen. Damit sind Dell und Asus die einzigen großen Anbieter, die in Q1 2024 rückläufiges PC-Geschäft hatten.