Etailer Temu wehrt sich gegen Vorwürfe des Daten- und Rechtsmissbrauchs
Der chinesische E-Commerce-Händler Temu geht nach massiven Vorwürfen gegen sein Geschäftsmodell in die Offensive. Gegenüber CRN weist Temu Datenmissbrauch und fehlende Konformitätszeichen für Produkte - wie das in der EU geforderte CE-Zertifikat - entschieden zurück.
Die Liste der Kritikpunkte am chinesischen Etailer Temu ist lang, wie CRN Montag dieser Woche berichtete. Insbesondere an den Datenzugriffsrechten, die sich die Temu-App auf die Smartphones der mobilen Nutzer einräumt. CRN liegt ein Schreiben von Temu vor, in dem der Etailer die Vorhaltungen nicht nur zurückweist, sondern schlicht das Gegenteil behauptet: "Die Datenpraktiken von Temu unterscheiden sich nicht von denen anderer Apps wie Amazon oder Etsy. Temu sammelt sogar weniger Benutzerinformationen als andere Apps wie Amazon", teilt uns der Konzern mit.
Ferner würde die App nicht nach Systemberechtigungen fragen, um auf "Dinge wie Fotos, Kontakte oder Standorte [der Nutzer] zuzugreifen". Temu bezieht erstmals auch Stellung, wozu "Informationen" erhoben würden: " … ausschließlich zu dem Zweck, seinen E-Commerce-Service für die Nutzer bereitzustellen und zu verbessern", teilte die Sprecherin der PR-Agentur von Temu CRN mit.
Kundendaten würden nicht verkauft. Händler oder Logistikpartner von Temu würden keine Zahlungsdaten der Kunden erhalten. Verwendet ein Kunde Apple Pay oder Paypal, "erhält Temu die Zahlungsdaten nicht".
Zu einem gravierenden Punkt, wonach die Temu-App unbemerkt auf das Smartphone eines Nutzers weitere Applikationen installieren und ausführen kann, wie von G Data in einer ZDF-Dokumentation über die Praktiken von Temu darlegt, geht die Stellungnahme an CRN nicht ein. Nur so viel: "Sowohl der App Store [von Apple] als auch Google Play wenden strenge Maßnahmen an, um die Integrität der App und die Sicherheit der Nutzer zu gewährleisten."
"Strenge Überwachungs- und Qualitätskontrollsysteme"
Temu widerspricht auch dem Vorwurf, Waren ohne das von der EU geforderte CE-Zertifikat zu verkaufen. "Seit der Aufnahme unserer Geschäftstätigkeit in der EU zu Beginn des Jahres haben wir unsere Überwachungs- und Qualitätskontrollsysteme sorgfältig verfeinert, um verschiedene verbesserungsbedürftige Bereiche anzugehen. Wir haben eng mit unseren Händlern zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass sie die EU-Anforderungen, einschließlich der CE-Zertifizierung, erfüllen, und haben Produkte, die nicht den Anforderungen entsprachen, sofort aus dem Verkauf genommen", so Temu gegenüber CRN.
Es seien "strenge Überwachungs- und Qualitätskontrollsysteme", etabliert worden, damit Händler die Regeln der Plattform einhalten. "Wir untersuchen und entfernen auch proaktiv Produkte von Verkäufern, die gegen die Regeln verstoßen, wenn diese uns gemeldet werden", lässt Temu CRN wissen.
Die Verbraucherzentrale Bundesverband zitiert im Artikel vom 4. Januar 2024 auf ihrer Webseite zu Temu die Ergebnisse eines Testkaufs, durchgeführt vom WDR-Magazin Servicekauf. Beim "Probeeinkauf des WDR vorgeschriebene Bedienungsanleitungen in deutscher Sprache und bei elektronischen Geräten war kein in Deutschland zugelassenes CE-Zeichen vorhanden", heißt es in dem Bericht.
Temu nimmt sich die Kritik an ihrem Geschäftsmodell offenbar sehr zu Herzen, wie aus der Stellungnahme gegenüber CRN hervorgeht: "Wir schätzen und begrüßen das Feedback und die Überwachung aus allen Bereichen der Gesellschaft, da wir glauben, dass dies für unser Wachstum und unsere Verbesserung von entscheidender Bedeutung ist. Als junge Plattform, die erst ein Jahr alt ist, verpflichten wir uns, alle relevanten Regeln und Vorschriften einzuhalten."