Cisco und der Lärm um die HPE-Übernahme von Juniper Networks

HPE-CEO Antonio Neri will mit der Übernahme von Juniper Networks den Netzwerkmarkt aufmischen und Cisco vom Thron stoßen. Cisco-CEO Chuck Robbins hält das alles für eine verfrühte Aufregung.

Ciscos CEO Chuck Robbins macht sich erstmal keine Sorgen, dass der Megadeal zwischen HPE und Juniper zu großen Veränderungen im Netzwerkmarkt führen wird, wie HPE betont.

Image:
Ciscos CEO Chuck Robbins macht sich erstmal keine Sorgen, dass der Megadeal zwischen HPE und Juniper zu großen Veränderungen im Netzwerkmarkt führen wird, wie HPE betont.

Welche Marktverwerfungen könnte die Übernahme von Juniper durch HPE nach sich ziehen? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Führungskräfte in der Branche. Denn der 14-Milliarden-Dollar-Deal, der voraussichtlich Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 abgeschlossen sein wird, würde HPE zusätzliche KI-Netzwerke verschaffen, die der Technologie-Riese braucht, um mit Konkurrenten wie Cisco Systems Schritt halten zu können oder sie gar zu überholen.

Obwohl die Fusion Raum für einen direkten Wettbewerb mit Ciscos Wireless-Portfolio schaffen könnte, findet Cisco-Chairman und CEO Chuck Robbins solche Überlegungen verfrüht und spekulativ. "Ich weiß nicht, ob hier es einen Zusammenhang mit der Tatsache gibt, dass wir einen 50-prozentigen Anstieg bei Wireless-Projekten über 1 Million Dollar hatten. Es ist schwer zu sagen", so Robbins bei der Präsentation der Cisco-Quartalsergebnisse letzte Woche. "Es gibt zwar eine Menge Lärm in der Branche, aber ich denke, dass es noch ein wenig früh dafür ist." Eine Replik auf HPE-CEO Antonio Neris Aussagen zur Bedeutung der Fusion mit Juniper Networks auf den Netzwerkmarkt. Die Namen der Wettbewerber nennt der Cisco-Chef nicht.

In seinem letzten Geschäftsquartal hatte Cisco eine "größere Vorsicht" bei den Produktbestellungen festgestellt und musste Rückgänge beim Produktumsatz verzeichnen. Das Networking-Segment von Cisco, also das Wireless- und Core-Switching- und Routing-Geschäft, ist normalerweise einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Für sein zweites Quartal verzeichnete der Bereich Networking im Vergleich zum Vorjahr jedoch einen Umsatzrückgang um 12 Prozent auf 7,08 Mrd. Dollar. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde das Quartal durch Rückgänge in den Bereichen Switching, Wireless und Optical Networking beeinflusst, die in erster Linie auf die Schwäche in den Enterprise-, Service Provider- und Cloud-Märkten zurückzuführen seien (CRN berichtete).

In Sachen Marktbewertung liegt Cisco Systems mit knapp 200 Mrd. Dollar sehr weit vorne. HPE wird laut Nasdaq mit knapp 20 Mrd. bewertet. Die Marktkapitalisierung von Juniper Networks liegt bei rund 12 Mrd. Zusammengenommen also immer noch klar hinter Cisco.

Stimmen aus der Branche

Die Aussicht auf den HPE-Juniper-Deal sei "aufregend", erzählte ein führender Lösungsanbieter CRN , der lieber anonym bleiben möchte. "Angenommen, es kommt tatsächlich so, wie sie es angekündigt haben, und dass der jetzige Juniper-CEO Rami Rahim die Technologie, die Vision und die Unternehmensausrichtung anführen wird, dann glaube ich, dass es für beide Unternehmen großartig werden wird, weil Rami dann die gesamte KI-basierte Architektur anführt." Der Lösungsanbieter aus dem mittleren Westen der USA, der sowohl mit Cisco als auch mit Juniper Networks zusammenarbeitet, ist der Ansicht, dass ein Zusammenschluss von HPE und Juniper zweifellos zu mehr Wettbewerb auf dem Netzwerkmarkt führen wird. "Durch den Deal bekommt HPE eine ganzheitliche Lösung für Rechenzentren, die sowohl Speicher- und Server-Assets als auch die komplette kabelgebundene und drahtlose Netzwerklösung umfasst", so der Partner. "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass das Ganze ein Gewinn für HPE und Juniper sein wird."

Der lachende Dritte, vielleicht

Extreme Networks, ein kleinerer, aber mächtiger Akteur im Markt für kabelgebundene und kabellose Netzwerke, hat eine aktuelle Marktbewertung von 1,6 Mrd. Dollar. Ed Meyercord, Präsident und CEO des Netzwerkspezialisten, erklärte in einer E-Mail an CRN, dass eine Akquisition in der Größenordnung des geplanten HPE-Juniper-Deals den wachsenden Wert von Unternehmensnetzwerken demonstriere.

"Dies spiegelt sich im Wachstum der Branche in den letzten Jahren wider. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die beiden Unternehmen integrieren, welche Technologie Vorrang hat, wie sie Entscheidungen mit überlappenden Produktportfolios treffen und was das für die Kunden bedeutet", so Meyercord.

Extreme Networks hebt sich im Netzwerkmarkt dadurch ab, dass es eine universelle Hardware und eine einzigartige Cloud-Management-Plattform vermarktet, die auch als "One Network, One Cloud"-Ansatz bekannt ist und die den Kunden hilft, die Betriebskosten zu senken und die Netzwerksicherheit zu verbessern. Laut Meyercord konzentriert sich das Unternehmen auf den Aufbau einer konsistenten Architektur, die die Bereitstellung und Verwaltung von Netzwerken vereinfacht - ein Bereich, in dem die größeren Wireless-Anbieter Schwierigkeiten haben.

Extreme wurde neben Cisco, Huawei und HPE Aruba und Juniper Networks im jüngsten Gartner Magic Quadrant for Enterprise Wired and Wireless LAN Infrastructure Report als "Leader" eingestuft.