"KI-Agenten sind wie Welpen"
Auf der Ingram Micro One stellte Sanjib Sahoo, Präsident der Global Platform Group, die KI-Fabrik des Distributors vor und sprach über die KI-Strategie, Gründe für die fehlende Akzeptanz und notwendige Veränderungen im Channel. Dabei verglich er KI-Agenten mit Welpen, die bei guter Pflege "loyal und großartig" werden, andernfalls aber auch "zurückkommen und einen beißen" können.
Als Ingram Micro vor drei Jahren ein Plattform-Ökosystem aufzubauen begann, das auf KI und Daten basiert, ging der Distributor damit aus Sicht von Sanjib Sahoo, der seit Jahresanfang President der Global Platform Group ist, "ein großes, mutiges Wagnis" ein. Zu einer Zeit, als "KI noch nicht so angesagt war und es noch kein ChatGPT gab". Sich diesen neuen Weg zu bahnen, war demnach alles andere als einfach, aber eine wichtige Erfahrung, die Voraussetzung für Erfolg im Rennen um die KI-Vorherrschaft ist. "Wir haben durch harte Arbeit gelernt. Manchmal sind wir gescheitert, manchmal haben wir Fehler gemacht, wir waren alles andere als perfekt", beschrieb Sahoo. "Jetzt nutzen wir dieses Wissen, um unseren Partnern zu helfen, in dieser KI-Welt zu wachsen."
Die Ängste hinsichtlich eines Jobkahlschlags durch KI hält er indes für weit überzogen. KI werde Arbeitsplätze nicht ersetzen, sondern sie neu definieren, ist er sicher. Gleichzeitig mahnt er mit einem bildlichen Vergleich, dass neben den Mitarbeitenden auch der KI genügend Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, wenn sie erfolgreich sein soll. KI-Agenten seien wie Welpen, so Sahoo. "Wenn man sie gut trainiert, werden sie loyal und großartig. Wenn man das nicht tut, könnten sie zurückkommen und einen beißen."
40 Jahre Distributionserfahrung in Daten
Vergangene Woche stellte Sahoo auf der Ingram Micro One (siehe auch: Ingram Micro-CEO stellt alles entscheidende KI-Frage) den Partnern in Washington die patentierte KI-Fabrik des Distributors vor. Sie basiert auf vier Petabyte Daten, die über 40 Jahre hinweg gesammelt wurden, sowie auf mehr als 400 proprietären Modellen und einer kürzlich erfolgten Integration mit AWS und den Gemini-Modellen von Google. Durch die Integration wird die proprietäre Intelligenz von Ingram Micro nun mit externen KI-Ökosystemen zusammengeführt. "Wir bringen die B2C-KI-Erfahrung in den B2B-Bereich", erklärte er. Diese Differenzierung soll das nächste Kapitel der Ingram Micro prägen, die mit ihren weltweit 1.500 Anbietern und mehr als 160.000 Partnern nach eigenen Angaben theoretisch etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung erreicht.
Allerdings räumte Sahoo auch ein, dass die Akzeptanz bislang hinter der Innovation zurückbleibt. Aus seiner Sicht muss hier auch im Umfeld der Partner zunächst noch ein Wandel stattfinden, da der Erfolg auf diesem neuen Gebiet von Ökosystemen und nicht von Silos abhängen werde. "Wir wollen nicht nur Produkte vertreiben. Wir wollen Ergebnisse und Intelligenz vertreiben", gibt der Ingram-Micro-Manager das Ziel vor.
Wie das konkret aussehen kann und welche drastischen Veränderungen es mit sich bringt, beschrieb er mit einem einfachen Praxisbeispiel: "Stellen Sie sich vor, Ihre Salesforce-Integration würde 60 Sekunden dauern. Wäre das nicht verrückt? Wir machen genau das." Der Clou daran seien "KI-basierte Integrationen, keine API-basierten".
Nachfragegenerierung statt Auftragsannahme gefordert
Um diese neue Richtung einzuschlagen, forderte Sahoo die Branche auf, sich von der "Auftragsannahme zur Auftragsabwicklung" und von der "Auftragsabwicklung zur Nachfragegenerierung" zu bewegen. Dabei erinnerte er das Publikum daran, dass das, was sie bisher erfolgreich gemacht hat, sie manchmal nicht zur nächsten Innovationsphase führen wird. "Die Branche verändert sich ständig. Innovation verändert sich ständig", stellte er fest. "Wir können entweder die Geschichte in diesem KI-Zeitalter lesen oder wir können sie schreiben. Wir entscheiden uns dafür, sie zu schreiben."
Bill Blum, Gründer und CEO von Alpine Business Systems Inc. aus New Jersey, hat bereits die Vorteile der Fortschritte gesehen, die Ingram Micro mit KI erzielt hat, insbesondere im Bereich der Beschaffung. "Sie haben sich sehr positiv auf viele unserer Transaktionen ausgewirkt", lobte Blum gegenüber CRN. "Sie nehmen den Menschen aus dem Prozess der Routineaufgaben heraus und bringen ihn ein, um die Technologie zu ergänzen."
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com
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