CISPE legt Berufung gegen Fusionsgenehmigung von Broadcom und VMware durch EU-Kommission ein
Kostenexplosion, gravierende Lizenzänderungen zum Nachteil von Kunden: dennoch hat die EU-Kommission den Deal zwischen Broadcom und VMware genehmigt. Die Vereinigung der europäischen Cloud-Provider CISPE geht in die Offensive und kündigt den Klageweg an.
Die Vereinigung der Cloud-Infrastruktur-Dienstleister in Europa (CISPE) hat beim Gericht der Europäischen Union Berufung gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission eingelegt, die Übernahme von VMware durch Broadcom zu genehmigen. Die Anwenderorganisation strebt nun die Aufhebung dieser Entscheidung an.
Der Branchenverband von 37 Cloud-Anbietern, der sich gegenüber Softwareanbietern für seine Interessen stark macht, behauptet, dass die Kommission in ihrer Genehmigung vom 13. Mai 2025 zwar erhebliche Risiken für den Wettbewerb diskutiert, Broadcom letztlich aber keine Auflagen gemacht habe, um eine übermäßige Marktkonzentration zu verhindern. Maßnahmen, um das Risiko des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung zu mindern, habe die EU-Kommission keine getroffen, so CISPE.
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Der Verband ist der Ansicht, dass diese Entscheidung mit Rechtsfehlern und fehlerhaften Wettbewerbsbewertungen behaftet sei, die schwerwiegend genug wären, um ihre Aufhebung zu rechtfertigen.
Hohe Preise, auferlegte Verpflichtungen, restriktive Lizenzbedingungen
CISPE wirft Broadcom vor, Verträge oft mit nur wenigen Wochen Kündigungsfrist einseitig zu kündigen und restriktive Lizenzbedingungen aufzuerlegen, darunter zehnfache Preiserhöhungen und obligatorische mehrjährige Verpflichtungen.
Im Juli verschärfte Broadcom seine Bedingungen weiter, indem es neue restriktive Lizenzbedingungen ankündigte, die europäische Cloud-Anbieter, darunter viele Mitglieder von CISPE, ausschließen könnten. Diese Unternehmen könnten nun daran gehindert werden, VMware-basierte Cloud-Dienste zu kaufen und weiterzuverkaufen, eine Software, die Berichten zufolge für die Bereitstellung sicherer und flexibler europäischer Cloud-Lösungen von entscheidender Bedeutung ist.
CISPE behauptet, dass es die Europäische Kommission in den letzten zwei Jahren regelmäßig auf die unfairen Softwarelizenzierungspraktiken von Broadcom aufmerksam gemacht hat, insbesondere die Generaldirektion Wettbewerb (DG COMP) – die für die Festlegung und Umsetzung der Wettbewerbspolitik der EU zuständige Stelle.
Der Wirtschaftsverband erklärt, dass "keine konkreten Schritte" unternommen worden seien, um europäische Cloud-Dienstleister und ihre Kunden zu unterstützen, und dass seine wiederholten Versuche, einen konstruktiven Dialog mit Broadcom aufzunehmen und faire Zugangsbedingungen für seine Mitglieder zu sichern, ignoriert worden seien.
"Die dominante Stellung der VMware-Software auf dem Virtualisierungsmarkt bedeutet, dass die neuen, von Broadcom einseitig auferlegten Lizenzbedingungen praktisch alle europäischen Organisationen betreffen, die die Cloud nutzen", sagt Francisco Mingorance, Generalsekretär von CISPE.
„Nicht nur Cloud-Dienstleister, sondern auch Krankenhäuser, Universitäten und Kommunalverwaltungen sehen sich nun mit untragbaren Kosten und starren langfristigen Verpflichtungen konfrontiert, die die Flexibilität und Zugänglichkeit ihrer digitalen Infrastruktur beeinträchtigen. "Die Kommission wurde gewarnt. Sie muss nun ihre Entscheidung überdenken", fordert Mingorance.
Ein Sprecher von Broadcom nimmt gegenüber CRN Stellung zur Kritik durch CISPE. Er erklärt, dass "Broadcom diesen Vorwürfen entschieden widersprich. Die Europäische Kommission hat zusammen mit zwölf anderen Gerichtsbarkeiten weltweit unsere Übernahme von VMware nach einem gründlichen Fusionsprüfungsverfahren genehmigt. Wir werden die damals gegenüber der Kommission gemachten Zusagen einhalten."
CISPE ist nicht die einzige Organisation, die Broadcom wegen den VMware verordneten Veränderungen massiv kritisiert. Vor rund einem Monat hob die European Cloud Competition Observatory (ECCO)-Gruppe in einem Bericht hervor, dass das gesamte Geschäftsmodell von Broadcom "rechtlich und ethisch mangelhaft" sei.
Der Preisanstieg nach der Übernahme von Broadcom-VMware hat allerdings auch Chancen eröffnet, die andere Wettbewerber nun nutzen. "Sie haben die Kosten in die Höhe getrieben, was dazu geführt hat, dass Kunden sich nach Alternativen umsehen [...]. Die Situation zwischen Broadcom und VMware ist ein Faktor für das Wachstum, das wir derzeit beobachten", erklärte John Jester, CRO bei Veeam, gegenüber CRN.
Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation CRN UK.
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