Qualcomm schwört Partner auf entscheidenden Vorstoß ins PC-Segment ein

Mit den Snapdragon X2 Elite-Prozessoren will Qualcomm endlich Fuß im Business-PC-Markt fassen. Neben technischen Features wie 5G und dem Out-of-Band-Management Guardian, spielt bei diesem Plan auch der Channel eine wesentliche Rolle. Dementsprechend steil wird die Unterstützung für den Vertriebskanal hochgefahren.

Neben starker Leistung, ausgeprägten KI-Fähigkeiten und hoher Energieeffizienz will der Snapdragon X2 bei Unternehmen mit der OOM-Lösung Guardian punkten (Foto: Qualcomm)

Als Qualcomm letzte Woche seine nächstes Jahr auf den Markt kommenden Snapdragon X2 Elite-Prozessoren für Windows-PCs vorstellte, setzte der Hersteller damit einhergehend auch ein deutliches Zeichen, dass er Intel und AMD neben dem Privatkunden-Bereich auch bei Unternehmens-PCs echte Konkurrenz machen will. Ein großer Moment und wichtiger Schritt, auf den Qualcomm auch seine Vertriebspartner eingehend vorbereitet. Und auch das Umfeld scheint mitzuspielen: Platzhirsch Intel ist angeschlagen und holt sich bei Nvidia Hilfe für KI-PCs, deren Verkaufsanteil sowohl im privaten als auch im kommerziellen Umfeld stark wächst. Gleichzeitig haben viele Unternehmen den Wechsel auf Windows 11 bislang noch herausgezögert und den damit zusammenhängenden Austausch ihrer Hardware aufs nächste Jahr verschoben (siehe auch: Microsoft-Support-Verlängerung für Windows 10 ist "bloße Augenwischerei").

Integriertes OOM: Snapdragon Guardian als Antwort auf Intel vPro

Mit Blick darauf wurden die meisten Nachrichten zur zweiten Generation der PC-Prozessoren von Spezifikationen wie der starken NPU-Leistung von 80 Billionen Operationen pro Sekunde beherrscht. Allerdings bringen die mit bis zu 18 Kernen bestückten CPUs daneben eine ganz andere wichtige Funktion mit, die sie nach dem Marketing nun auch in der Praxis zu einer ernstzunehmenden Alternative für den breiten Einsatz in Unternehmen macht: Sie heißt "Snapdragon Guardian" und ist eine Out-of-Band-PC-Management-Technologie, mit der Qualcomm auf die vPro-Plattform von Intel reagiert, die erweiterte Fernverwaltungs- und Sicherheitsfunktionen für kommerziell genutzte PCs ermöglicht.

Die Einführung von Snapdragon Guardian ist für Qualcomm entscheidend, um sich auf dem Markt für kommerzielle PCs ausbreiten zu können, da Intel bei vielen Unternehmen die Erwartungshaltung geweckt hat, dass die Funktionen von vPro für die Verwaltung von PC-Flotten unverzichtbar sind. Mit der vor 18 Jahren eingeführten Intel-Plattform wurde OOM für die Business-Kunden so wichtig, dass auch AMD für seine Eroberung des Business-Segments 2017 gemeinsam mit der ersten Generation der Ryzen-Prozessoren seine entsprechende Ryzen Pro-Plattform lancierte.

Dementsprechend erklärte Greg King, Vice President of Vendor Management beim Distributionsriesen D&H Distributing, CRN am vergangenen Freitag, dass Snapdragon Guardian eine "große Sache" für Qualcomms Bemühungen sei, Chips für kommerzielle PCs zu verkaufen. "Das wird für sie mit Sicherheit ein großer Sprung nach vorne sein", ist er sicher.

Business-Funktionen als Basis für den Durchbruch

In einem Blogbeitrag vom vergangenen Mittwoch erklärte Qualcomm, dass Snapdragon Guardian in die kommenden Snapdragon X2 Elite-Prozessoren integriert wird, um "Unternehmen die Aktualisierung, Verwaltung und Sicherung von PCs von praktisch jedem Ort aus zu erleichtern". Durch die Integration von Silizium, Software und Cloud-Diensten wird die Funktion laut Angaben des Unternehmens "echtes Out-of-Band-PC-Management" bieten und gleichzeitig "die Kompatibilität mit bestehenden IT-Managementsystemen aufrechterhalten und [flexible] Bereitstellungsoptionen bieten".

Qualcomm geht ferner davon aus, dass die Snapdragon X2 Elite-Prozessoren durch ihr integriertes integrierten 5G-Mobilfunkmodems einen Wettbewerbsvorteil haben werden. Sie heben sich damit klar von den Prozessoren von Intel und AMD ab, die keine integrierten Modems haben, sodass OEMs für die Mobilfunkkonnektivität auf externe Siliziumchips von Unternehmen wie MediaTek und Qualcomm angewiesen sind. Gerade bei den im Unternehmensumfeld dominierenden mobilen PCs können die Snapdragons mit dieser erweiterten Konnektivität punkten.

Snapdragon X2 bietet OOM per Mobilfunk

Zumal der 5G-Chip und der Guardian dem Snapdragon 2 gemeinsam einen weiteren USP liefern. Denn die Kombination aus integriertem Mobilfunkmodem und Wi-Fi 7-Konnektivität "ermöglicht es IT-Teams, Geräte an jedem Ort [sicher] zu verwalten – selbst wenn diese Geräte offline, ausgeschaltet oder nicht bootfähig sind", betont das Unternehmen. Intel vPro und Ryzen Pro ermöglichen IT-Teams zwar ebenfalls den Fernzugriff auf offline geschaltete, ausgeschaltete oder nicht bootfähige PCs. Da ihnen jedoch ein integriertes Modem fehlt, hängt die Möglichkeit solche Geräte über Mobilfunknetze zu erreichen, vom OEM und seiner Gerätekonfiguration ab.

Mit seiner Cloud-Plattform bietet Snapdragon Guardian IT-Teams laut Qualcomm zahlreiche Verwaltungsfunktionen wie "Standortverfolgung, Fernsperrung und -löschung, Fernkorrektur und sogar Geofencing, wodurch sensible Daten innerhalb genehmigter Zonen bleiben". Damit adressiert der Anbieter für Unternehmen zunehmend wichtige Kontrollmöglichkeiten, um auf die steigende Gefahr durch Cyberangriffe, Datenverstöße und Gerätediebstähle zu reagieren und die wachsende Zahl vernetzter PCs an entfernten Standorten und anderswo abzusichern.

Wenn die Snapdragon X2 Elite-Prozessoren Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen, wird der Nutzwert von Snapdragon Guardian für Unternehmens-PCs zunächst noch eingeschränkt sein. Das liegt daran, dass die Snapdragon X2 Elite-Chips mit ihren hohen Taktraten und Kernzahlen für teurere Premium-PC-Designs konzipiert sind. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Qualcomm die Snapdragon X2-Produktreihe im Laufe des nächsten Jahres um Modelle für Mittelklasse- und Low-End-PC-Designs erweitern wird, wie es der Hersteller in den letzten anderthalb Jahren bereits mit seinen Snapdragon X-Chips der ersten Generation getan hat. Damit wird es dann für Unternehmen interessant, Snapdragon Guardian-fähige PCs für einen größeren Mitarbeiterkreis anzuschaffen.

Auf Vertriebsseite wurde dazu unter anderem die Zahl der zuständigen Partner mehr als verzehnfacht – siehe nächste Seite.

Gerade im mobilen Arbeitseinsatz verspricht der Snapdragon X2 seine Vorteile voll auszuspielen (Foto: Qualcomm)

Starker Auf- und Ausbau der Vertriebspartnerschaften für Unternehmens-PCs

Schon im Vorfeld der Präsentation hat Qualcomm keine Zeit verloren, seine Vertriebspartner auf den bedeutenden Vorstoß in den kommerziellen PC-Markt im nächsten Jahr vorzubereiten. Wie CRN am vergangenen Freitag berichtete, hat der Chiphersteller laut Jeff Monday, dem scheidenden Vice President of Global Enterprise and Channel Sales des Unternehmens, seine Liste der Vertriebspartner für den Verkauf von Snapdragon-PCs auf mehr als 150 Unternehmen erweitert. Anfang des Jahres hatte der Hersteller gegenüber CRN noch von 100 Vertriebspartnern für Geschäfts-PCs berichtet. Auch das war schon eine erhebliche Steigerung zu den 13 Partnern, mit denen das B2B-Partnerprogramm im letzten Jahr gestartet war.

Für sie hat Qualcomm in diesem Jahr auch seine Vertriebsfinanzierung verdoppelt und sein globales kommerzielles Vertriebsteam für Produkte der Snapdragon X-Serie vervierfacht. In einem im Mai veröffentlichten Interview mit CRN bezeichnete Monday das kommerzielle Partnerprogramm von Qualcomm als "hyperkompetitiv" gegenüber Intel und AMD und erklärte, dass der CEO seines Unternehmens, Cristiano Amon, sich "massiv" für den Vertriebskanal engagiert habe. "Es ist für uns äußerst wichtig, sicherzustellen, dass wir über die Breite und Tiefe verfügen, um unser Vertriebsteam, unsere Verkäufer und unsere Vertriebspartner angemessen einzubinden und zu motivieren. Und wir wissen, dass Finanzmittel und Personal dafür eine große Rolle spielen", sagte er.

Partner spüren verstärkten Rückhalt durch Qualcomm

Die Partner haben diese Investitionen wohlwollend zur Kenntnis genommen. Camden Haley, Geschäftsführer von Connection, hatte im Mai gegenüber CRN erklärt, dass er bereits große Auswirkungen durch den neuen Zugang zu Vertriebs- und Technikmitarbeitern bei Qualcomm für den Verkauf von Snapdragon-PCs bemerkt habe.

"Wir haben nicht nur jemanden, der sich um unseren Account kümmert und mit uns bei der Planung und Umsetzung zusammenarbeitet, sondern auch andere Ressourcen, auf die wir zurückgreifen können", sagte Haley, dessen Unternehmen mit Sitz in Merrimack, New Hampshire, auf Platz 33 der CRN-Liste "2025 Solution Provider 500" steht. "Wir können gemeinsame Verkaufsaktionen durchführen, was letztes Jahr noch nicht möglich war. Wir können mehr technische Proofs of Concept (POCs) durchführen, wenn ein Kunde großes Interesse zeigt."

Durch solche Investitionen wird Qualcomm besser in der Lage sein, Snapdragon-PCs an Geschäftskunden zu verkaufen, da viele ihre IT-Produkte über diesen Vertriebskanal beziehen. Auch wenn der Erfolg für Qualcomm damit noch nicht garantiert ist, findet D&H-Geschäftsführer King, dass das Unternehmen "alles richtig macht", um den Vertriebskanal auf das große Ziel und den Weg dorthin vorzubereiten. Dem fügt er hinzu, dass ihn vieles an AMDs Einstieg erinnere, mit dem der Mitbewerber erfolgreich ins Geschäft mit Business-PCs vorstoßen konnte. "Das erinnert mich sehr daran, als AMD 2017 Ryzen auf den Markt brachte. Es gibt eine Menge schwerer Arbeit zu leisten", sagte er.

Teile dieses Artikels erschienen zuerst bei unserer Schwester-Publikation crn.com

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