Nach Integration Juniper Networks: HPE erhöht Umsatzprognose für Netzwerkgeschäft
Gemischte Bilanz von HPE zu vierten Geschäftsquartal: Den Gewinn übertraf der Technologiekonzern und erhöhte die Prognose für das kommende Jahr kräftig. Die Umsatzerwartungen verfehlte HPE knapp. CEO Antonio Neri sieht HPE strategisch bestens aufgestellt "um einen neuen Marktführer im Bereich Netzwerke" zu etablieren.
Gleich nach seiner Keynote am Mittwochmorgen vergangener Woche auf dem EMEA-Event Discover in Barcelona wurde der Pressetross unverzüglich Backstage durch die Katakomben der Halle 6 auf dem Messegelände Fira geleitet, vorbei an den zum Ausgang strömenden 5.800 Teilnehmern. Einreihen in die Masse ging nicht, es musste alle sehr schnell gehen. 30 Minuten Zeit konnte sich CEO Antonio Neri für anschließende Q&A vor rund 70 abwesenden Journalisten und Analysten nehmen. Dann ging es für Neri zurück in die USA, denn tags darauf veröffentlichte der Konzern seine Zahlen zum 4.Quartal 2025 und die Prognosen für das laufende neue Fiskaljahr. Ein Pflichttermin für Neri.
Am Abend nach US-Börsenschluss legte HPE die Zahlen vor. Der Umsatz von 9,68 Mrd. US-Dollar zwischen August und Oktober 2025 kletterte zum Vorjahr um 14,4 Prozent, verfehlte die durchschnittlichen Analystenerwartungen dennoch um rund 310.000 Mio. Dollar. Knapp 34,3 Mrd. setzte der Konzern im Gesamtjahr um, ein Plus von 13,8 Prozent.
Die Aktie von HPE schloss am Freitag an der Wall Street mit einem Plus von 1,9 Prozent bei 23,33 Dollar. Das Börsenjahr 2025 für HPE gleicht einer Achterbahnfahrt: Zu Jahresbeginn lag der Kurs bei knapp 21,80 Dollar, fiel zwischenzeitlich auf 12,50 Dollar und erreichte Anfang Oktober bei 26,25 ein Jahreshoch.
Auf der Discover zeigten Neri und alle anderen Manager des HPE-Konzerns überragendes Selbstbewusstsein, was angesichts der Übernahme von Juniper Networks, vielen Innovationen und strategischen Partnerschaften mit so wichtigen Playern wie Nvidia und AMD nicht andere zu erwarten war. "HPE wird der Netzwerkmarktführer des nächsten Jahrzehnts", so Neris Kampfansage an den führenden Konkurrenten Cisco. Das machte durchaus Eindruck bei den 800 deutschen Gästen – Partner und Kunden, die Neri auf der Discover in Barcelona erlebten.
Für das laufende Fiskaljahr ab November sieht sich HPE mit seinem "Fullstack"-Ansatz als Komplettanbieter für KI-Rechenzentren ausgezeichnet aufgestellt. Vor allem im Netzwerkgeschäft. Die Umsatzprognose für die Sparte erhöhte HPE auf 11 Mrd. Dollar, was einem Wachstum im mittleren einstelligen Bereich für das Geschäftsjahr entspricht.
"Wir haben ein unglaubliches Portfolio”, sagte Neri in einer Telefonkonferenz mit Analysten, nachdem HPE für das am 31. Oktober endende vierte Geschäftsquartal, das erste vollständige Quartal mit Juniper als Teil des Unternehmens, einen enormen Anstieg der Netzwerkumsätze um 150 Prozent auf 2,8 Mrd. Dollar gemeldet hatte. "Im Campus- und Filialbereich erzielen wir weiterhin enorme Fortschritte. Beide Plattformen sind auf dem Markt erfolgreich."
Neri sagte, er sei "zufrieden mit den bedeutenden Fortschritten", die das Unternehmen bei der Bildung eines "neuen kombinierten Marktführers" im Netzwerkbereich erzielt habe. "In den fünf Monaten seit Abschluss der Transaktion [Juniper Networks] haben wir unsere Teams, Technologien und Markteinführungsstrategien zusammengeführt. Die Resonanz unserer Mitarbeiter, Kunden, Partner und der gesamten Branche war überwältigend positiv", so der HPE-CEO.
"Sie sehen bereits die Vorteile unseres kombinierten Portfolios, die von uns vorangetriebenen Innovationen und das einheitliche Kundenerlebnis, das wir jetzt bieten. In der gesamten Branche haben die Stakeholder ihre Begeisterung für die Fähigkeit der fusionierten Unternehmen zum Ausdruck gebracht, Innovationen zu beschleunigen, einen höheren Mehrwert zu bieten und Unternehmen beim Aufbau sicherer, moderner und leistungsstarker Netzwerke für die Zukunft zu unterstützen. Das neue kombinierte Netzwerkteam leistet außergewöhnlich gute Arbeit."
Die neue Prognose eines mittleren einstelligen Wachstums liegt über der früheren Prognose von zwei bis fünf Prozent. HPE erhöhte außerdem seinen Non-GAAP-Gewinn pro Aktie um fünf Cent pro Aktie im Mittel und seinen freien Cashflow um 100 Millionen US-Dollar.
Vertriebsteams Aruba und Juniper werden zusammengelegt
Die neue Prognose folgt auf die Vorstellung eines neuen, innovationsreichen kombinierten Netzwerkportfolios von Aruba und Juniper Networks durch HPE auf der HPE Discover Barcelona in dieser Woche, das von den Partnern begeistert aufgenommen wurde.
Neri erklärte gegenüber Analysten, dass er davon ausgeht, dass Channel-Partner eine wichtige Rolle bei der Beschleunigung des Netzwerkumsatzes spielen werden. "Sie sind alle sehr begeistert von diesem Teil des Geschäfts", sagte Antonio Neri. "Wir hatten auf beiden Seiten (Aruba und Juniper) große Erfolge. Wir gehen davon aus, dass sich dies bis 2026 fortsetzen wird."
Die optimistischere Umsatzprognose für den Netzwerkbereich geht einher mit der Entscheidung von HPE, ab dem 1. Januar die Vertriebsteams von Aruba und Juniper zu einer einzigen Organisation zusammenzufassen und einen neuen "einheitlichen Vergütungsplan für den Vertrieb einzuführen, der die Konsistenz innerhalb des integrierten Netzwerkteams fördert", so Marie Myers, Chief Financial Officer von HPE.
"Mit diesen Maßnahmen sind wir gut positioniert, um auf der von uns geschaffenen Dynamik aufzubauen und die sich bietenden bedeutenden Marktchancen zu nutzen", sagte sie. Das Netzwerkgeschäft von HPE werde mehr als 50 Prozent des Betriebsgewinns des Unternehmens für das Jahr ausmachen. "Dieses Unternehmen wird im Jahr 2026 im Kern ein netzwerkorientiertes Unternehmen sein, das die Grundlage bildet, auf der wir Cloud- und KI-Lösungen für alle Marktsegmente liefern, sei es für staatliche Stellen, Unternehmen oder Dienstleister", sagte Neri in einem Interview mit CRN vor der Telefonkonferenz mit Analysten.
"Deshalb bauen wir einen neuen Marktführer im Bereich Netzwerke auf"
Die neue kombinierte Produktoffensive von HPE Aruba und Juniper verlagert wichtige KI-Netzwerkfunktionen von Juniper Mist zu HPE Aruba Networking Central und gleichzeitig die KI-Technologie von HPE Aruba zu Juniper Mist.
Neri sagte, einer der Schlüssel zur schnellen Integration der beiden Netzwerkproduktreihen sei, dass sowohl Aruba als auch Juniper moderne Netzwerkarchitekturen seien. "Beide sind Microservices, API-gesteuert, cloud-nativ, und KI wurde von Anfang an auf beiden Seiten eingesetzt. Das ist ein Vorteil, da man so sehr schnell eine gegenseitige Befruchtung beider Plattformen erreichen kann."
Im Rahmen der Strategie der gegenseitigen Befruchtung werden das renommierte Mist AI Large Experience Model und der virtuelle Assistent Marvis AI von HPE Juniper Networking im ersten Quartal nächsten Jahres auf HPE Networking Central verfügbar sein. Darüber hinaus werden die KI-basierten Client-Profiling-Funktionen und die KI-Funktionalität für organisatorische Einblicke von HPE Aruba im ersten Quartal nächsten Jahres auf HPE Juniper Mist übertragen.
Zu den Produktneuheiten gehört auch der von HPE als "weltweit leistungsstärkste Ultra Ethernet Transport Ready"-Netzwerk-Switch bezeichnete HPE Juniper Networking QFX5250 mit 100-prozentiger Flüssigkeitskühlung, der im ersten Quartal verfügbar sein wird. Auf der Discover wurde der Switch feierlich von Rami Rahim, ehemaliger CEO von Juniper und nun CEO HPE Networking, feierlich enthüllt.
Neri sagte, dass sich die Investition in die KI-Netzwerkplattform von Juniper Aruba für Kunden dramatisch auszahle, da sie die Anzahl der Netzwerk-Störungsmeldungen um 90 Prozent reduzieren könne "Das ist eine enorme Produktivitätssteigerung für Kunden, da sie keine Mitarbeiter mehr für die Verwaltung der Netzwerke benötigen", sagte er. "Und je mehr KI wir hier einsetzen, desto mehr können Sie automatisieren und die KI dazu befähigen, Maßnahmen für Sie zu ergreifen. Das bedeutet weniger Ausfallzeiten und weniger Betriebskosten für den Betrieb dieser Netzwerke." Die Vision hinter solchen auch selbständig optimierenden KI-basierten Netzwerken: "Self-Driving", wie Rahim auf der Discover ausführte.
Neri zufolge sind Kunden an diesem "modernen" Netzwerkansatz und einer Alternative zum Status quo interessiert. "Deshalb bauen wir einen neuen Marktführer im Bereich Netzwerke auf", sagte er.
Neri sagte, er sehe 2026 als ein Jahr, in dem die "Transformation" von HPE zu neuen Höhen vorangetrieben werde, basierend auf seiner neuen Position als netzwerkzentriertes Unternehmen mit einem "modernen, sicheren AI-Netzwerk"-Portfolio. "Unsere Strategie funktioniert und die Integration von Juniper funktionier, so der HPE-CEO.
Der Artikel wurde um Beiträge unseres US-Kollegen Steven Birke von CRN USA ergänzt, der am Donnerstag vergangener Woche zuerst über die Quartalszahlen von HPE berichtet hatte.
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