Intel begräbt Pläne zum Bau einer Chipfabrik in Magdeburg

Die Krise beim Chiphersteller Intel hält an: Die Umsätze im zweiten Quartal waren zwar höher als erwartet, der Konzern schreibt aber weiter tiefrote Zahlen. Der Sparkurs wird nochmals verschärft.

So sollte Intels Chipfabrik in Magdeburg ausstehen und rund 3.000 Arbeitsplätze schaffen (Bild: Intel)

Die geplante Chipfabrik in Sachsen-Anhalt hat Intel zunächst auf Eis gelegt, nun gab der Konzern am Donnerstag bekannt, dass die Pläne zum Bau einer Fertigung in Magdeburg endgültig begraben werden. Auch der Bau einer Fabrik in Polen wird nicht realisiert.

Ursprünglich wollte Intel für neuen Produktionsstätte in Deutschland rund 30 Mrd. Dollar investieren. Die damalige Ampelregiering hatte dem Konzern bereits 10 Mrd. Euro Fördergelder zugesagt, es sollten rund 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Geplant war der Spatenstich im September 2024, Produktionsbeginn sollte 2027 oder 2028 sein. Ende 2024 musste Intel-Chef Pat Gelsinger allerdings den Konzern verlassen, er wurde durch Lip-Bu Tan ersetzt, der Intel einen harten Sparkurs verordnet hat, der weiter anhält.

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Am Donnerstag gab Intel bekannt, dass es aufgrund von Entlassungen und Fluktuation "plant, das Jahr mit einer Kernbelegschaft von etwa 75.000 Mitarbeitern zu beenden". Das heißt: Fast ein Viertel der Belegschaft muss innerhalb von 12 Monaten das Unternehmen verlassen. Intel erklärte anlässlich seines Berichts zum zweiten Quartal, dass der Chiphersteller im Rahmen eines zuvor angekündigten Plans zur "Schaffung einer schnelleren, flacheren und agileren Organisation" etwa 15 Prozent seiner Belegschaft entlassen werde.

Für das zweite Quartal meldet Intel einen Umsatz von 12,9 Mrd. US-Dollar, was leicht über dem Vorquartal und am oberen Ende der Prognose von Intel für diesen Zeitraum liegt. Der Nettoverlust betrug 2,9 Mrd. Dollar, nach einem Minus 1,6 Mrd. im Vorjahreszeitraum.

"Unsere operative Leistung zeigt die ersten Fortschritte, die wir bei der Verbesserung unserer Umsetzung und der Steigerung der Effizienz erzielen", sagte Intel-CEO Lip-Bu Tan in einer Erklärung.

Intel hatte für das zweite Quartal einen Umsatz von 11,2 bis 12,4 Mrd. Dollar erwartet, was laut CFO David Zinsner eine "überdurchschnittlich große Spanne" sei, die auf die "sehr unbeständigen Handelspolitiken" der Vereinigten Staaten und anderer Länder zurückzuführen sei.

"Wir konzentrieren uns ganz darauf, unser Kernproduktportfolio und unsere KI-Roadmap zu stärken, um unseren Kunden einen besseren Service bieten zu können", so CEO Tan. "Außerdem ergreifen wir die notwendigen Maßnahmen, um eine finanziell diszipliniertere Foundry aufzubauen. Das wird Zeit brauchen, aber wir sehen klare Chancen, unsere Wettbewerbsposition zu stärken, unsere Rentabilität zu verbessern und langfristigen Shareholder Value zu schaffen". Mit "Foundry" versucht Intel seine Fabriken für die Fertigung von Chips für Dritthersteller zu öffnen.

Intel hat die Produktion von KI-Chips verschlafen und ist gegen Marktführer Nvidia ins Hintertreffen geraten. Intel-Chef Tan hat einen schmerzhaften Sanierungskurs eingeleitet. "Wir müssen das Unternehmen verkleinern und zurückfahren, während wir gleichzeitig sicherstellen, dass wir unsere besten internen Talente behalten und die besten externen Talente aus der Industrie und den Universitäten einstellen", sagte Tan bei der Bekanntgabe der Ergebnisse für das zweite Quartal von Intel. "Das waren schwierige, aber notwendige Entscheidungen. Wir haben dabei die Managementebenen um etwa 50 Prozent reduziert", fügte er hinzu.

Der erwartete Personalabbau erfolgt, nachdem Intel im vergangenen Jahr durch Entlassungen, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen bereits 15 Prozent seiner Belegschaft abgebaut hatte. Diese Stellenkürzungen erfolgten unter dem früheren CEO Pat Gelsinger als Reaktion auf die sich verschlechternde Finanzlage.

An der US-Börse Nasdaq ging es weiter bergab mit Intel. Die Aktie verlor am Donnerstag knapp 3,7 Prozent und schloss im US-Handel mit 22,63 Dollar.

Mit Material von Dylan Martin, Redakteur unserer Schwesterpublikation crn.com.

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