Chinesische JD.com greift nach MediaMarkt/Saturn

Ceconomy, der Mutterkonzern von MediaMarkt und Saturn, bestätigt "fortgeschrittene Verhandlungen" mit dem chinesischen E-Commerce-Riesen JD.com. Vorstand und Aufsichtsrat von Ceconomy halten sich bedeckt. Entscheidend wird sein, wie die Großaktionäre zu der Übernahme stehen.

Größte Einzelaktionäre von Ceconomy sind die Familie des Mitbegründers Jürgen Kellerhals, die Familie Haniel sowie Schmidt-Ruthenbeck. Rund 68 Prozent der Aktien halten diese und weitere Institutionelle (Foto: Cecomomy)

Angesichts Mediengerüchten hat Ceconomy vergangene Woche reagieren müssen und per Ad-hoc-Mitteilung bestätigt, in "fortgeschrittenen Verhandlungen mit JD.com" zu stehen. Der E-Commerce-Riese aus China, Konkurrent von Alibaba und Amazon, will Ceconomy übernehmen und Aktionären freiwilliges ein Übernahmeangebot machen. Die Chinesen bieten 4,60 Euro je Stammaktie.

Nach der offiziellen Bestätigung der Übernahmegespräche am Donnerstag vergangener Woche schoss die Aktie von Ceconomy um fast 17 Prozent auf 4,30 Euro in der Spitze hoch. Am Montagvormittag eröffnen die Papiere im Xetra-Handel bei knapp unter 4,20 Euro.

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"Rechtlich bindende Vereinbarungen wurden bislang nicht unterzeichnet", gab Ceconomy am Donnerstag bekannt. Es sei "nicht absehbar, ob es tatsächlich zu einem Übernahmeangebot kommen wird oder nicht".

Die Führungsorgane der Muttergesellschaft von MediaMarkt geben keinerlei Hinweis, ob sie das Übernahmeangebot begrüßen oder ablehnen. Normalerweise äußert sich in so einem Fall der Vorstand. Das deutet darauf hin, dass die Großaktionäre von Ceconomy noch keine Entscheidung getroffen haben, ob sie das Angebot von JD.com annehmen. Größter Einzelaktionär ist die Familie des Mitbegründers Jürgen Kellerhals, die knapp 30 Prozent an Ceconomy hält. Die Familie Haniel hält knapp über 16 Prozent, Schmidt-Ruthenbeck 11 Prozent an Ceconomy. Die beiden größten Aktionäre sowie weitere Institutionelle verfügen über rund 68 Prozent der stimmberechtigten Aktien von Ceconomy, der Rest ist in Streubesitz.

JD.com wurde 1998 gegründet, der von CEO Richard Lui geleitete E-Commerce-Händler hat vergangenes Jahr umgerechnet rund 150 Mrd. US-Dollar umgesetzt und beschäftigt circa 400.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist an der Börse Hongkong und an der US-Börse Nasdaq notiert. Bereits Ende 2023 sollen laut Manager Magazin Übernahmegespräche zwischen Ceconomy und JD.com geführt worden sein.

Der chinesische Handelskonzern ist unter Druck und sucht neue Absatzmärkte in Europa, da sich die Konsumlaune in Heimatland China zuletzt deutlich abkühlte. Mit der Übernahme von Ceconomy und den Elektronikketten MediaMarkt und Saturn hätte JD.com Zugriff auf über 1.000 Filialen in Europa sowie die E-Commerce-Shop von Ceconomy. Die Ingolstädter beschäftigen i n Europa rund 50.000 Angestellte. Zuletzt erzielte Ceconomy einen Jahresumsatz von 22,4 Mrd. Euro, davon entfielen rund 5,1 Mrd. auf E-Commerce. Das Ebit betrug 254 Mio. Euro, das Nettoergebnis lag bei 76 Mio. Euro.

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