Audius: Schwerer Stand eines typischen Smallcap

Eigentlich sollten die Zahlen 2024 des IT-Dienstleisters Audius mit seinen 700 Mitarbeitern die Börse überzeugen. Tun sie aber nicht. Die Stimmung der Investoren ist allgemein schlecht, die Börsenbewertung kleinerer Unternehmen "im Keller", fasst Audius-Vorstand Wolfgang Wagner die Stimmung von Investoren auf dem Eigenkapitalforum Ende November zusammen. Smallcaps sind auf dem Rückzug von der Börse.

"Es war viel los, aber ich habe selten eine so negative Stimmung unter Investoren erlebt", so Wolfgang Wagners Resümee seines Besuchs des Eigenkapitalforums Ende vergangenen November

2024 war kein gutes Jahr für die Systemhausbranche. Allerdings muss man unterscheiden. Die großen, an der Börse gelisteten IT-Dienstleister bekommen die Investitionszurückhaltung der Kunden stark zu spüren: Umsätze stagnieren, die Gewinne gehen zurück. Anders sieht es bei mittelständischen IT-Dienstleister aus, die insgesamt noch zulegen konnten und guter Stimmung für 2025 sind, wie viele der 600 Systemhäuser kürzlich auf dem Event der Systemhaus-Kooperation Synaxon CRN berichteten. Audius, mit 700 Mitarbeitern ein mittelgroßer IT-Dienstleister, ist also in guter Gesellschaft.

Die Zahlen für 2024, diese Woche vorgestellt, geben durchaus Anlass zu Optimismus. Die Gesamtleistung im Vergleich zum Vorjahr stieg organisch um 7,2 Prozent auf 84,2 Mio. Euro. Der Umsatz lag bei 83,9 Mio., ebenfalls ein Plus von 7,2 Prozent. Das leicht unter Vorjahr ausgefallene Ebitda von 7,13 Mio. Euro ist dem Kostenanstieg und Anlaufinvestitionen in die neuen Geschäftsfelder Mobile Device Management und Amazon Web Services geschuldet. Rechnet man letzteres heraus, hätte Audius ein "auf Ergebnisebene ein neues Rekordergebnis erreicht", so der IT-Dienstleister.

Der Konzernüberschuss lag bei 2,8 Mio. Euro, nach 3,5 Mio. im Vorjahr. Besonders erfreulich: Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit verdoppelte sich annährend und lag bei 5,6 Mio. Euro - ein neuer Höchststand. Aktionäre von Audius können mit einer Dividende von 20 Euro-Cent je Anteilsschein rechnen. Das ist beim aktuellen Kurs von 11,40 Euro eine schmale Rendite von unter 2 Prozent, aber immerhin besser als gar keine Ausschüttung.

Vorstände großer börsennotierter IT-Dienstleister wagen unter anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keine Prognose für das laufende Jahr. Branchenführer Bechtle meldete vergangene Woche einen Umsatzrückgang von 3 Prozent im ersten Quartal, sieht aber im April erste Anzeichen einer Belebung. Ab Jahresmitte könnte die Nachfrage anziehen.

Audius-Vorstand Wolfgang Wagner ist vorsichtig optimistisch für 2025, rechnet mit einer leicht nachlassenden Wachstumsdynamik mit einer Gesamtleistung von mehr als 90 Mio. Euro. Dafür soll das Ebitda leicht ansteigen. Mit dem Aktienkurs kann Wagner nicht zufrieden sein. Audius-Aktien treten seit Jahresanfang auf der Stelle.

Smallcaps auf dem Rückzug von der Börse

Solide mittelständische IT-Dienstleister scheinen Investoren nicht "sexy" zu sein, ihnen fehlt es an Kursphantasie. Wagner besuchte Ende November das Eigenkapitalforum der Deutschen Börse und zog ein ernüchterndes Fazit. "Es war viel los, aber ich habe selten eine so negative Stimmung unter Investoren erlebt". Der designierte US-Präsident Trump war noch nicht im Amt, der Börsencrash aufgrund seiner erratischen Zollpolitik sollte erst Monate später folgen. Die damals von Wagner schon registrierte negative Stimmung ist aktuell kaum besser, im Gegenteil.

Für Audius und andere kleinere, an der Börse notierte Unternehmen sind die Aussichten eher schlecht, dass Investoren ihre Aktien kaufen und die Kurse der so genannten "Smallcaps" steigen werden. Eine Börsennotierung ist teuer, sie rechnet sich für Unternehmen nicht, deren Papiere "Nebenwerte" genannt werden.

Die Mehrheit der Besucher des Eigenkapitalforums Ende November 2024 gehe von weiteren Delistings und Übernahmen aus. "So wird die Zahl der notierten Smallaps noch weiter sinken", fasst Wagner in seinem Linkedin-Post vor 5 Monaten die "Gedanken der Mehrheit" zusammen, die dieses Investorentreffen besucht hatten.

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