Krise ist bei Systemhäusern angekommen

Diese Umfrage von Compris stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was bislang über Systemhäuser und IT-Dienstleister berichtet wurde. Mehr als ein Drittel kämpft mit rückläufigem Geschäft, das hat es zuletzt um die Jahrtausendwende gegeben. Und was ist mit den Klagen über fehlende Fachkräfte?

Krise ist bei Systemhäusern angekommen

In den letzten Wochen mehrten sich die Anzeichen, dass nun auch die Geschäfte der Systemhäuser und IT-Dienstleister nicht mehr so rosig laufen wie noch zu Jahresanfang. Die börsennotierten IT-Häuser Cancom (Umsatzwarnung) und Bechtle (Investitionszurückhaltung mittelständischer Kunden) berichteten zum Halbjahr von einer eingetrübten Konjunktur. Der auf Channel-Management spezialisierte Dienstleister Compris wollte auf einer breiteren Basis wissen, wie es um die aktuellen Geschäfte der Branche bestellt ist und fragte 240 Systemhäuser und Service Provider in DACH nach ihren aktuell größten Herausforderungen. Und die sind nicht nur gewaltig, sie stellen so einige Beobachtungen früherer Studien geradezu auf den Kopf.

Deutschen IT-Markt trifft es hart

Die wohl prägnanteste Zahl aus der umfangreichen Compris-Studie: 38 Prozent berichten von rückläufigem Business. "Das ist der höchste Wert seit 23 Jahren", sagt Geschäftsführer Gerald Holler. "Wir stellen ein zurückhaltendes Investitionsverhalten in allen Kundensegmenten in Deutschland fest. Die Entscheidung für IT-Investitionen dauern erheblich länger und werden immer wieder geschoben". Die Verunsicherung aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist bei deutschen Unternehmen groß, IT-Budgets vor allem für Ersatzbeschaffungen werden größtenteils auf Eis gelegt. "IT-Investitionen beschränken sich unbedingt notwendige Bereiche", so Holler. So schlimm wie in Deutschland wäre die Lage in Österreich und der Schweiz nicht, so der Compris-Chef.

Akquise von Neukunden wieder Thema

Die Folge: Erstmals seit vielen Jahren beschäftigt sich die IT-Dienstleisterbranche wieder mit dem Thema Neukundengewinnung. 11 Prozent der von Compris befragten Systemhäuser bezeichnen Neukundengewinnung als relevante Herausforderung. Das mag ein niedriger Wert sein, aber wenn man bedenkt, dass manches Systemhaus regelrecht stolz CRN berichtete, überhaupt keinen aktiven Vertrieb zu haben, weil man so gut im Geschäft wäre, dann ist die Rückkehr dieses Themas schon ein Signal, wie sehr sich manche Dienstleister nun um das Wachstum sorgen.

Seite 2: Fachkräftemangel bremst Wachstum? Das war einmal ...

Krise ist bei Systemhäusern angekommen

Diese Umfrage von Compris stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was bislang über Systemhäuser und IT-Dienstleister berichtet wurde. Mehr als ein Drittel kämpft mit rückläufigem Geschäft, das hat es zuletzt um die Jahrtausendwende gegeben. Und was ist mit den Klagen über fehlende Fachkräfte?

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Von 240 Systemhäusern wollte Compris die aktuell größten Herausforderungen wissen.

Die Verunsicherung vor allem ihrer mittelständischen Kunden ist auf Systemhäuser übergesprungen. Und das hat Auswirkungen auf deren Verhalten am Arbeitsmarkt. Noch vor einem Jahr nannten 42 Prozent den Personalengpass als größte Herausforderung. Der Branchenverband Bitkom hat den Mangel an IT-Fachkräften sogar als Umsatzbremse für die Branche bezeichnet, da die Nachfrage so groß wäre, dass Systemhäuser Aufträge nicht abarbeiten könnten. Dies hat sich grundlegend geändert. Der Compris-Umfrage zufolge nennen nur von 15 Prozent der Befragten den Personalengpass als Herausforderung. Ein deutlicher Indikator für die Unsicherheit, mit der die Dienstleistungsbranche in das zweite Halbjahr geht.

"Personal wird noch gesucht, aber nicht mehr in diesem Ausmaß wie die letzten Jahre", sagt Gerald Holler. "Wir erleben jetzt eine deutliche Investitionszurückhaltung auf der Kundenseite der Partner. Somit liegt deren Priorität jetzt erst einmal auf der aktuellen Auftragslage".