Erstes Quartal bei Bechtle: Im besten Fall nur eine Umsatzdelle
Man muss sehr lange zurückgehen, 15 Jahre nämlich: 2009 war Bechtle ähnlich schlecht ins Jahr gestartet wie 2024. Vor allem im Mittelstand stottert der Investitionsmotor.
Die aktuell schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland bekommt nun auch Systemhausriese Bechtle zu spüren. Der Umsatz im ersten Quartal 2024 ging um 2,3 Prozent auf 1,503 Mrd. Euro zurück. Im Deutschland (Anteil 58 Prozent) lag das Minus bei 6,5 Prozent , während Bechtle im europäischen Ausland um 4,2 Prozent gewachsen ist. "Insbesondere in Deutschland hat die verzögerte Freigabe des Haushalts zu einer Verschiebung staatlicher Aufträge geführt", gegründete Vorstandschef Thomas Olemotz das Minus. Bei Bechtles Klientel aus dem Mittelstand sei "weiterhin eine Investitionszurückhaltung spürbar".
Der Kapitalmarkt, aber auch CEO Olemotz müssen lange zurückgehen, um sich an einen Umsatzrückgang bei Bechtle zu erinnern. 15 Jahre lang kannte Deutschlands größtes Systemhaus nur Rekordwert. Zuletzt ging es 2009 bergab, als der Umsatz im ersten Quartal um 6 Prozent einbrach und sich übers Jahr gesehen auch nicht erholte. Von einer Analogie zu 2024 geht Olemotz aber nicht aus. "Das erste Quartal war ein guter Auftakt, aber gemessen an unserem Anspruch noch kein Maßstab für das Gesamtjahr.
Beim Geschäftsvolumen (vertraglich vereinbarte Langzeiterlöse, die in späteren Rechnungsperioden verbucht werden) legte Bechtle um 3,4 Prozent auf 1,951 Euro zu. Die Erlöse stammen aus dem Softwaregeschäft. Strategisch setzt Bechtle auf den Ausbau von Multi Cloud und Managed-Cloud-Services sowie Cybersecurity und künstliche Intelligenz. "Die digitale Transformation ist ein starker Businesstreiber für uns – im öffentlichen Sektor und in der Industrie gleichermaßen. Mit unserem Lösungsportfolio sehen wir uns hier ausgezeichnet positioniert", so Olemotz.
Hoffnung ruht auf neuer Technologie ab der zweiten Jahreshälfte
Wir wollen und können im Jahresverlauf an Tempo zulegen. Entscheidend für unseren Erfolg ist die zweite Jahreshälfte". Daher macht der Bechtle-Chef auch keine Abstriche und behält die Jahresprognose bei. Hardware-Anschaffungen, vor allem im Zuge der Umrüstung von Windows 10 (Supportende Oktober 2025) auf Windows 11 sollten Bechtles Geschäft einen Schub geben. . Insgesamt geht der Vorstand trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen für 2024 erneut von einer überproportional positiven Geschäftsentwicklung im Vergleich zum Gesamtmarkt aus. Geschäftsvolumen, Umsatz und Ergebnis sollen deutlich steigen, die EBT-Marge in etwa auf Vorjahresniveau liegen.
Das Ergebnis vor Steuern stieg im ersten Quartal 2024 um 2,8 Prozent auf knapp 82 Mio. Euro. Zum Stichtag Ende März beschäftigte Bechtle über 15.200 Mitarbeiter, 6,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bechtle-Aktien verlieren im Xetra-Handel am Mittwochmittag 3,3 Prozent auf 44,44 Euro. In der Spitze kosteten die Bechtle-Papiere 2024 knapp über 50 Euro, historischer Rekordwert war im September 2021 bei knapp über 69 Euro.