Google Cloud: Massive Kritik an Microsoft-Lizenzierungspolitik bei Azure

Micosofts Cloud-Lizensierungspraktiken haben schädliche Auswirkungen für Unternehmen und die IT-Welt und sind ein Fall für die Wettbewerbsaufsicht in aller Welt, meint Google Cloud-Chef Amit Zavery. Die Kritik teilen auch andere.

Google Cloud-Chef Amit Zavery wird Kunden auf die seiner Meinung nach Vendor-Lock-Lizenzierungspraxis von Microsoft aufmerksam machen.

Image:
Google Cloud-Chef Amit Zavery wird Kunden auf die seiner Meinung nach Vendor-Lock-Lizenzierungspraxis von Microsoft aufmerksam machen.

Wie Google Cloud-Chef Amit Zavery sehen es im Cloud-Markt derzeit viele: Microsofts Taktik ziele darauf ab, Kunden in Azure zu binden. Das hemme die Innovation und erzwinge höhere Kosten für Kunden, die Azure Cloud nicht nutzen. "Microsofts Cloud-Lizenzierung schränkt die Auswahl ein. Das hat schädliche Auswirkungen für Unternehmen, die von höheren Kosten über mehr Sicherheitsverletzungen bis hin zu einer abschreckenden Wirkung auf kleinere Cloud- und Software-Anbieter und europäischer KI-Startups reichen". Das schreibt der Google Cloud-General Manager, Vice President und -Plattformchef auf X (ehemals Twitter).

Zaverys Forderung: "Microsoft soll die willkürliche Benennung der Kategorisierung 'Listed Vendor' streichen und den Kunden erlauben, ihre gekaufte Software auf jeder Plattform auszuführen, ohne das Fünffache für die Nutzung auf Nicht-Azure-Clouds bezahlen zu müssen. Microsoft sollte sich nicht aussuchen dürfen, mit wem es konkurriert," so der Google-Manager.

Microsoft-Lizenzensierung auf dem Prüfstand

Verschiedene Aufsichtsbehörden und Branchenverbände in den USA und Europa betrachten die Marktführer im Bereich Cloud Computing schon seit einiger Zeit durchaus kritisch. So hat beispielsweise die europäische Vereinigung Cloud Infrastructure Services Providers in Europe (CISPE) vor kurzem damit begonnen, mit Microsoft darüber zu diskutieren, wie sich die Probleme mit unfairen Softwarelizenzen für Cloud-Infrastrukturanbieter und deren Kunden lösen lassen.

"Wir freuen uns, dass Microsoft an den Verhandlungstisch kommt, um mit CISPE über deren Beschwerde bei der Europäischen Kommission wegen wettbewerbswidriger Lizenzierung in Europa zu verhandeln. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, zumal diese Beschränkungen keine technischen Gründe haben und Microsoft sie nach eigenem Ermessen ändern könnte", sagte der Google Cloud-Chef. Ein Microsoft-Sprecher teilte mit, dass "der Wettbewerb zwischen Cloud-Hyperscalern gesund bleibt".

Azure oder teuer

Ein in den USA ansässiger Lösungsanbieter, der sowohl mit Google Cloud als auch mit Microsoft zusammenarbeitet, bestätigte gegenüber CRN, dass Microsoft seine Kunden gern per Lizenzierung an Azure binde. "Wir verkaufen Millionen von Azure und GCP. Deshalb kann ich Folgendes sagen: Es ist selbst für uns als Partner sehr schwer, alle Einzelheiten einer Microsoft-Softwarelizenz zu verstehen, von den Kunden mal ganz zu schweigen", sagte der Manager, der anonym bleiben will.

"Sie machen es für Microsoft-Kunden sehr, sehr schwer, Azure abzuschalten. Flexibilität bei der Kündigungspolitik oder der Wechsel zu einer anderen Cloud wie Google - das ist wirklich nicht einfach. Aber wenn man das größte Softwareunternehmen ist und die Leute die Lösungen wollen, die man hat, ist das sicher eine machbare Strategie."

Auf die Frage, um wieviel mehr es kostet, die Software in Nicht-Azure Clouds zu nutzen, meinte er: "Es ist nicht billig, Microsoft-Software auf einer Nicht-Microsoft-Infrastruktur zu betreiben. Wir haben zwar noch nicht gesehen, dass Kunden das Fünffache zahlen, aber das Zwei- oder Dreifache kann es durchaus sein", so der Manager.

Der Lösungsanbieter ist allerdings der Meinung, dass Microsofts gesamtes Software- und Cloud-Portfolio für den jüngsten Anstieg des Marktanteils verantwortlich ist und nicht unbedingt an der Lock-In-Lizenzierungsstrategie hängt. "Microsoft will gewinnen, genau wie Google und Amazon. Sie haben, was die Kunden wollen", sagte er.

Laut Untersuchungen des IT-Marktforschungsunternehmens Synergy Research Group war Microsoft im vierten Quartal 2023 mit einem Anteil von 24 Prozent die Nummer 2 im weltweiten Cloud-Markt für Infrastrukturdienste mit einem Volumen von 270 Mrd. US-Dollar. Ganz vorn lag AWS mit einem weltweiten Marktanteil von 31 Prozent die weltweite Nummer 1, während Google Cloud mit 11 Prozent an dritter Stelle stand.

Alles drei Anbieter sind in der Liste CRN 2024 Data Center 50 vertreten und der neue Gartner Magic Quadrant für Cloud-Datenbank-Management-Systeme stuft sie als "Leader" ein.

Offene Clouds für KI

Im Rahmen des CRN-CEO-Outlook 2024 sagte Thomas Kurian, der CEO von Google Cloud, dass sein Unternehmen die offenste Cloud-Plattform der Welt für die neue Ära der künstlichen Intelligenz biete. "Google Cloud ist der einzige große Cloud-Anbieter, der sowohl KI-Modelle von Erstanbietern als auch KI-Modelle von Drittanbietern gleichberechtigt anbietet, was ein unglaubliches Unterscheidungsmerkmal ist, wenn unsere Partner mit Kunden sprechen".

Google Cloud sei "nicht abhängig" von einem bestimmten Modell, sondern wolle eine breite Auswahl anbieten. "Unser Model Garden auf Vertex AI bietet heute mehr als 130 Basismodelle", berichtete der CEO. "Die Auswahl an Modellen und die Tiefe der Fähigkeiten auf Google Cloud wird weiterwachsen."

Die Lizenzierungspraktiken von Microsoft werde Google Cloud auch weiterhin im Interesse der Kunden ansprechen, erklärte Amit Zavery. "Das sollte ein transparenter Prozess sein, bei dem alle betroffenen Interessengruppen einen Platz am Tisch haben", sagte Zavery. "Nur eine Lösung, die für alle auf dem Cloud-Markt fair ist, wird gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle schaffen."