KKR kauft Broadcoms VMware EUC-Business: Fünf Fakten, die man kennen sollte

Für vier Milliarden Dollar wird KKR den Geschäftsbereich End User Computing von VMware/Broadcom übernehmen und als eigenständiges Unternehmen weiterführen. Was KKR plant und was der Channel dazu sagt, lesen Sie hier.

KKR kauft Broadcoms VMware EUC-Business: Fünf Fakten, die man kennen sollte

Für die Entwickler und Mitarbeiter ist die Zitterpartie erst einmal vorbei. Nachdem Broadcom kurz nach dem Kauf von VMware Ende letzten Jahres verkündet hatte, aktiv nach einem "neuen Zuhause" für die EUC-Produkte zu suchen, herrschte im betroffenen Geschäftsbereich lähmende Unsicherheit und Stillstand.

Gestern dann gab das Private Equity-Unternehmen KRR bekannt, dass es Broadcom 4 Mrd. Dollar für den Kauf des VMware End User Computing-Geschäfts angeboten hat. Gleichzeitig versprach der Besitzer in spe, die gesamte Belegschaft zu übernehmen, die Forschung und Entwicklung weiter auszubauen, neue strategische Partnerschaften einzugehen und in Mitarbeiterbeteiligungen investieren zu wollen.

VMware Partner in den USA sind froh über diesen Schritt. Joshua Lee etwa, CTO bei VirtuIT, einem "VMware by Broadcom" Partner mit Sitz in Nanuet, N.Y., zeigte sich erfreut, dass EUC nun untergekommen sei. VirtuIT hatte ein erhebliches Geschäft mit dem Verkauf von VDI-Lösungen aufgebaut und daher gehofft, EUC in der Rotation halten zu können.

"Wir verwenden dieses Produkt auch intern und haben viel EUC-Geschäft mit unseren Kunden gemacht. Aber das kam fast völlig zum Erliegen, nachdem Broadcom ankündigte, dass sie nach einem Käufer suchen. Für Kunden, die sich Sorgen um das Bestehen von VMware EUC machen, haben wir dann damit angefangen, Azure Virtual Desktop als Alternative zu betrachten".

Laut Lee gibt es nun nur ein paar einfache Fragen, die Partner an den neuen Besitzer von EUC haben: "Das Wichtigste ist einfach eine klare Kommunikation über die Registrierung von Deals, Lizenzierungsoptionen und Roadmaps", sagte er.

Jed Ayres, CEO von ControlUp (ein bedeutender Softwareanbieter für Digital Employee Experience Management), ist der Meinung, dass KKR nun die dringend benötigten Investitionen, Führungsqualitäten und Visionen in das EUC-Geschäft von VMware einbringen werde. "Die Lähmung, die das EUC-Geschäft von VMware befallen hatte, ist vorbei. KKR wird für Innovation, Investitionen, Führung, Vision und Stabilität sorgen. KKR wird eine stabilisierende Kraft für dieses Geschäft sein. Für die VDI-Branche ist das eine großartige Sache", sagte der ehemalige CEO von VDI-Anbieter Igel.

Da KKR in seiner gestrigen Mitteilung "erweitertes engagiertes Vertriebsteam" und zusätzliche "Ressourcen" für den Partner-Support versprochen hat, könnte der Deal laut Ayres auch eine Rückkehr zum einst starken VMware EUC-Partnerprogramm bedeuten.

Hier die fünf Fakten und Fragestellungen zur ECU-Übernahme, die man kennen sollte.

Mehr Forschung & Entwicklung sowie Investition in die Mitarbeitenden

KKR verspricht, Forschung und Entwicklung auszubauen, neue strategische Partnerschaften einzugehen und in Mitarbeiterbeteiligung zu investieren. Partner berichten, dass erhöhte Investitionen zu einen großen Schub für den starken VDI-Technologie-Stack führen, zu dem Horizon - eine Desktop- und Anwendungsvirtualisierungsplattform - und Workspace ONE, eine Enterprise Unified Endpoint Management-Plattform, gehören.

Neben verstärkter Forschung und Entwicklung soll die EUC-Division bei KRR Zugang zum breit angelegten Mitarbeiterbeteiligungsprogramm haben, das alle Mitarbeitenden zu Miteigentümern macht. "Diese Strategie basiert auf der Überzeugung, dass Mitarbeiterengagement und eine starke Beteiligungskultur wichtige Faktoren für den Aufbau stärkerer Unternehmen sind", so KKR in einer Erklärung. Demnach hätten KKR-Portfoliounternehmen seit 2011 mehr als 60.000 Mitarbeitenden, die nicht dem oberen Management angehören, Aktien im Gesamtwert von mehreren Milliarden Dollar zugeteilt.

Der Deal und was danach kommt

KKR kauft die VMware End-User Computing Division von Broadcom für 4 Mrd. Dollar. Die Transaktion soll in diesem Jahr abgeschlossen werden, vorbehaltlich der erforderlichen behördlichen Genehmigungen und der üblichen Abschlussbedingungen.

Laut KKR wird die EUC-Division zu einem eigenständigen Unternehmen mit "besserem Zugang zu Wachstumskapital" und einem "dedizierten strategischen Fokus" auf die Bereitstellung von "innovativen digitalen Workspace-Lösungen" für Kunden und Partner.

Kommen wieder goldene Zeiten für Innovation?

Die Partner hoffen, dass die Übernahme durch KKR zu einer Wiederbelebung der Innovation führen könnte, die unter dem früheren Executive Vice President und General Manager Sanjay Poonen (Bild) fester Bestandteil des EUC-Geschäfts von VMware war.

Poonen, der VMware 2021 verließ und 2022 CEO von Cohesity wurde, gilt als einer der Hauptverantwortlichen für die Entwicklung von VMware zu einem führenden Unternehmen auf dem Markt für Desktop-Virtualisierung und Geräteverwaltung.

Während seiner Amtszeit baute Poonen das EUC-Geschäft von 300 Mio. Dollar auf über 1,5 Mrd. Dollar aus, wie aus seinem LinkedIn-Profil hervorgeht. Zu seinen Verdiensten gehört auch die Übernahme von Airwatch, einem führenden Unternehmen im Bereich der Verwaltung von Geräten und Anwendungen auf mobilen Geräten und Desktops, die gegen 1,17 Mrd. Dollar in bar erfolgte.

Kein Debakel wie bei Citrix

Angesichts der Entlassungen beim VMware EUC-Konkurrenten Citrix ist die Übernahme des EUC-Business' von VMware durch KKR ein Lichtblick für den VDI EUC-Markt insgesamt. Citrix Systems wurde im Jahr 2022 von Vista Equity Partners und Evergreen Coast Capital für 16,5 Mrd. Dollar in bar übernommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Citrix einen Jahresumsatz von 3,22 Mrd. Dollar. Im Januar 2023 entließ Citrix dann 15 Prozent der Belegschaft und im Januar 2024 noch einmal 12 Prozent der Belegschaft.

Jed Ayres, CEO von ControlUp, betrachtet die Investition von KKR einen großen Vorteil für den gesamten EUC-Markt. "Es hat so viele Entlassungen gegeben und dies könnte Hunderten von Menschen wieder Arbeit geben."

Management-Team bleibt bestehen

Als eigenständiges Unternehmen wird die EUC-Division weiterhin von ihrem bestehenden Managementteam unter der Leitung von Shankar Iyer (Bild) geführt, der bei Broadcom Senior Vice President und General Manager der End-User Computing Division war.

"Der heutige Tag markiert einen großen Meilenstein für End-User Computing sowie den Beginn unserer neuen Reise", schrieb Iyer in einem LinkedIn-Post. "Ich freue mich auf das Kapitel, das wir in Zusammenarbeit mit KKR in Kürze aufschlagen werden."

Iyer, der schon seit 10 Jahren für den Geschäftsbereich EUC arbeitet, kam von Citrix zu VMware, wo er als Vice President of Products and Strategy für das Enterprise Mobility Business verantwortlich gewesen war. In dieser Position leitete er die Citrix-Enduser-Compute-Strategie und führte ein mehr als 150-köpfiges Entwicklungsteam. Davor war er Vice President of Products and Engineering für die Webex Cloud Applications Group von Cisco.

"Wir sind zuversichtlich, dass diese anstehende Transaktion ein aufregendes neues Kapitel für die EUC-Division darstellt und enorme Möglichkeiten und Vorteile für unsere Kunden, Partner und Mitarbeiter schaffen wird", sagte Iyer in einer Presseerklärung. "Das Team von KKR kennt unsere Branche sehr gut und ist der ideale strategische Partner, um uns dabei zu helfen, ein eigenständiges Unternehmen zu werden, das sich ausschließlich auf die Bereitstellung leistungsstarker Tools für den digitalen Workspace konzentriert."

Bradley Brown, Managing Director bei KKR, sieht "großes Potenzial für das Wachstum der EUC-Division, indem KRR dieses talentierte Team unterstützt und in Produktinnovationen, hervorragende Leistungen für Kunden und den Aufbau strategischer Partnerschaften investiert."