Massiver Stellenabbau bei Amazon und Google - was dahintersteckt
Für Tausende von Mitarbeitern bei Amazon und Google hat 2024 höchst unerfreulich begonnen: In vielen Geschäftsbereichen haben gleich Hunderte auf einmal ihre Entlassungspapiere bekommen.
Von Stellenstreichungen bei den Googles Assistant- und Hardware-Teams bis hin zu den Prime- und Twitch-Abteilungen bei Amazon schlüsselt CRN die Entlassungsankündigungen einzeln auf und nennt wichtigsten Schlüsse, die der Markt aus den aktuellen Stellenkürzungen ziehen kann.
Entlassungen bei Google Assistant "dank" KI
Ein Google-Unternehmenssprecher berichtete, dass die "Umstrukturierung" Googles Sparte Assistant stärken werde, weil im Portfolio neue generative KI-Technologie implementiert werden soll. Ende 2023 hatte Google angekündigt, dass es seinen KI-Chatbot Bard nutzen wird, um eine neue und verbesserte Version von Google Assistant zu entwickeln.
"Wir kombinieren die Fähigkeiten von Bard bei Content-Generierung und Schlussfolgerungen mit der personalisierten Hilfe von Assistant", schrieb Sissie Hsiao, Vice President und General Manager von Google Assistant und Bard in einem Blogpost im Oktober. "Sie können mit ihm durch Text, Sprache oder Bilder interagieren - und er kann sogar dabei helfen, Aktionen für Sie auszuführen. Wir bauen Assistant mit Bard zu einem personalisierten Helfer aus, der in einige der Google-Dienste wie Gmail und Docs integriert ist. So wird es noch einfacher, den Überblick über die wichtigsten Dinge in Ihrem Leben zu behalten."
Fazit: Googles Vorstöße im Bereich künstliche Intelligenz, insbesondere bei GenKI, verändern die interne Personalstruktur des Unternehmens. Die interessante Frage ist, welche Geschäftsbereiche von Stellenkürzungen betroffen sein werden, wenn die KI-Innovation weitere Aufgaben automatisiert.
Amazon entlässt rund 500 Twitch-Mitarbeiter
Letzte Woche gab Amazon die Entlassung von bis zu 35 Prozent seiner Mitarbeiter des Livestreaming-Videounternehmens Twitch bekannt. "Wir haben im letzten Jahr hart daran gearbeitet, unser Geschäft so nachhaltig wie möglich zu führen", schrieb Twitch-CEO Dan Clancy diese Woche an die Mitarbeiter. "Leider müssen wir noch immer an der Verkleinerung unseres Unternehmens arbeiten. Ich bedauere schmerzlich, dass wir den Personalbestand bei Twitch um rund 500 Mitarbeiter reduzieren müssen. Dies wird ein sehr harter Tag für uns alle sein. Unser Service existiert, um Communities in die Lage zu versetzen, gemeinsam etwas zu erschaffen. Jeder einzelne von euch hat eine wichtige Rolle bei der Förderung unserer Community und dieser Mission gespielt."
Amazons Twitch unterstützt 1,8 Milliarden Stunden an Live-Videoinhalten pro Monat und ist vor allem in der Videospiel-Industrie sehr beliebt. Bereits in den letzten Monaten hatten Twitch gleich mehrere hochrangige Führungskräfte verlassen, darunter der Chief Content Officer und der Chief Product Officer.
Fazit: Die Stellenstreichungen sind auf das Bemühen zurückzuführen, Twitch endlich profitabel zu machen - was seit der 970 Mio. Dollar schweren Übernahme durch Amazon im Jahr 2014 nicht gelungen ist. Zudem will Twitch wegen zu hoher Kosten demnächst seinen Betrieb in Südkorea einstellen.
Google streicht Hunderte Stellen in Geräten- und Dienstleistungsbereichen
Die Entlassungen werden vor allem Googles Augmented-Reality-Abteilung betreffen, aber auch Googles Hardware-Gruppen Pixel, Nest und Fitbit.
"Ein paar hundert Stellen werden in DSPA (Devices and Services PA) gestrichen, wobei Auswirkungen im 1P AR Hardware Team am stärksten sein werden", so Google in einer Presserklärung. "Während wir Änderungen in unserem 1P AR Hardware Team vornehmen, engagiert sich Google weiterhin stark für andere AR-Initiativen, wie etwa die AR-Experiences in unseren Produkten und Produktpartnerschaften."
Laut eigenen Angaben reorganisiere Google die DSPA-Teams, die zuvor unabhängig waren. Jetzt wechselt Google zu einem Organisationsmodell, bei dem es eine Abteilung gibt, die für das Hardware-Engineering von Fitbit, Pixel und Nest verantwortlich ist. Nest hatte Google im Jahr 2014 für 3,2 Mrd. Dollar gekauft, 2021 folgte der Kauf von Fitbit für 2,1 Mrd. Dollar. Mit Blick auf die jüngsten Entlassungen kündigten die Fitbit-Mitbegründer Eric Friedman und James Park an, dass sie Google verlassen werden.
Fazit: Die Entlassungen deuten darauf hin, dass Google nicht mehr an seiner eigenen AR-Hardware weiterarbeiten will und sich stattdessen auf OEM-Partnerschaften verlegen wird.
Prime Video und MGM-Studios Personaldecke schrumpft erheblich
Laut Amazon-Führungskräften finden die Entlassungen statt, um Investitionen für langfristigen Erfolg zu kanalisieren und entsprechend zu priorisieren.
"Wir haben fast jeden Aspekt unseres Geschäfts mit dem Ziel betrachtet, unsere Fähigkeit zu verbessern, noch mehr bahnbrechende Filme, Fernsehsendungen und Live-Sport in einem personalisierten, einfach zu bedienenden Unterhaltungserlebnis für unsere globalen Kunden zu liefern", schrieb Michael Hopkins, Senior Vice President von Prime und MGM, in seinem Memo an die Belegschaft.
"Wir haben wir Möglichkeiten identifiziert, Investitionen in bestimmten Bereichen zu reduzieren oder ganz einzustellen, während wir uns auf Inhalte und Produktinitiativen konzentrieren, die die größte Wirkung erzielen. Dort werden wir verstärkt investieren. Im Ergebnis werden wir mehrere hundert Stellen in der gesamten Prime Video- und Amazon MGM Studios-Organisation streichen."
Die Entlassungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Amazon Werbeeinblendungen bei Prime Video einführen will, was zu Mehreinnahmen in Millionenhöhe führen soll. Weiterhin werbefrei bleibt das Streaming für die Nutzer, die dafür pro Monat mehr als bisher zahlen.
Fazit: Mit den Entlassungen bei Prime und MGM-Studios und den erhofften Millionen an Werbeeinnahmen und höheren Streaming-Umsätzen will Amazon seine Unterhaltungssparte in diesem Jahr endlich in die schwarzen Zahlen bringen.