Wie man Jugendliche für digitale Technologien begeistert
Auch die IT-Branche ächzt über zu wenig Fachkräfte und Auszubildende. Doch was kann den beruflichen Einstieg in die Branche verlockender für junge Menschen machen? Ein Beispiel aus Baden-Würtemberg.
Nach einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom fehlen allein in der Privatwirtschaft 137.000 IT-Fachkräfte. Und auch beim Thema Ausbildung kämpfen viele Betriebe mit geringem Interesse. Zwar gab es im Berufsfeld „Softwareentwickler" zum Start des Ausbildungsjahres 2022/23 auf je 100 Lehrstellen 199 Bewerber, doch das ist in der Gesamtbranche die Ausnahme.
Wie also weckt man schon früh das Interesse von Jugendlichen für IT-Themen? Einzelunternehmen tun sich oft schwer damit - zu hoch ist der Aufwand und zu gering der unmittelbare Erfolg. Im Bundesland Baden-Württemberg setzt man deshalb auf einen „Erlebnis-Truck", der direkt auf die Schulhöfe der Region rollt. Der Truck der Bildungsinitiative expedition d lädt die Jugendlichen ein, digitale Technologien zu erkunden. Dabei geht es um aktuelle Themen wie Datenschutz, Künstliche Intelligenz oder Automatisierung. Den Schülerinnen und Schülern wird schnell deutlich: digitale Technologien sind heute allgegenwärtig und begleiten oft auch unbewusst unseren Alltag.
Zwei Coaches zeigen den Jugendlichen an Technikstationen rund um Themen wie 3D-Scan, Künstliche Intelligenz oder Robotik sowie bei Experimentierworkshops, wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert, welche digitalen Technologien es gibt und welche Berufe neu entstehen.
Die Initiative ist ein gemeinsames Angebot der Baden-Württemberg Stiftung, des Arbeitgeberverbands Südwestmetall und der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.
Technologien erkunden und selbst entwickeln
Zu Beginn des Rundgangs diskutieren die Schüler mit den Coaches Aurelia Stein und Antonia Lämmle, wo ihnen digitale Technologien begegnen. Anschließend erhalten sie den Auftrag, eine eigene Innovation zu entwickeln, beispielsweise eine Fitness-App oder einen digitalen OP-Assistenten. Welche Technologien sie dafür brauchen, finden sie im „Raum der Technologien" des Trucks heraus. An Stationen zu Robotik, Sensorik, Machine Learning, Coding, Virtual Reality und vielem mehr erfahren sie mehr über die jeweilige Technologie, lösen praktische Aufgaben und Quizfragen. Gemeinsam programmieren die Lichtanlage im Truck, treten gegen eine künstliche Intelligenz an, entschlüsseln Codes, steuern Sensoren, sortieren in der virtuellen Realität Planeten oder spielen mithilfe ihrer eigenen Biosignale Pingpong. Die Jugendlichen arbeiten dabei mit Tablets, an einer sechs Meter langen Multimedia-Wand, aber auch an vielen Hands-on-Stationen.
Unterstützung bei der beruflichen Orientierung
"Mit dem Erlebnis-Lern-Truck bieten wir einen hochmodernen außerschulischen Lernort, der weiterführende Schulen beim Unterricht zur Berufsorientierung unterstützt", sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. "Gerade im Bereich der IT wird der Fachkräftebedarf durch die Digitalisierung immer größer."
Stefan Küpper, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, ergänzt: "Der Strukturwandel in der baden-württembergischen Industrie ist bereits in vollem Gang. Um die digitale Transformation erfolgreich zu meistern, brauchen wir junge Nachwuchskräfte, die mit innovativen Ideen den Umbau der Wirtschaft mitgestalten."
In wenigen Tagen, vom 8.-10. Januar steht der Digital-Truck auf dem Schulhof des Albert-Einstein-Gymnasiums Böblingen.