Huawei will so sexy werden wie Apple

Chinesische Marken gelten als gut und günstig, im Euro-Markt aber kaum als sexy. Huawei setzt deshalb jetzt verstärkt auf High-End-Produkte und adressiert gezielt genau jene Klientel, mit der Apple einst groß geworden ist.

Huawei will so sexy werden wie Apple

Das Einführungsevent in Dubai unter dem Motto "Creation of Beauty", bei dem die Tablet-PC MatePad Pro 13,2'' und MateBook D 16 sowie ein Open-ear Ohrhörer vorgestellt wurden, hätte Apple kaum glamouröser gestalten können.

Diese jüngste Produkteinführung außerhalb Chinas schließt an das "Fashion Forward"-Event im Oktober an, auf dem eine ganze Palette an tragbaren Produkten vorgestellt worden war. Die Präsentation in Dubai verdeutlichte Huaweis Ambitionen, High-End-Produkte zu entwickeln, die Kunst und Mode mit Technologie verbinden und eine breite globale Nutzerbasis ansprechen.

Technisch legt der Konzern dabei derart vor, dass Apple beinahe alt aussieht: So verfügt der Tablet-PC MatePad Pro 13.2'' über einen biegsamen OLED-Bildschirm. Der mobile PC ist nur 5,5 Millimeter dick und 580 Gramm leicht. Das Verhältnis von Bildschirm zu Gehäuse erreicht 94 Prozent. Damit handelt es sich um eines der dünnsten Tablets, die jemals produziert wurden, mit den schmalsten Frontblenden und dem besten Verhältnis von Bildschirm zu Gehäuse. Dazu offeriert Huawei das abtrennbare "Smart Magnetic Keyboard", das mit einem vollflächigen Touchpad ausgestattet ist. So lässt sich das Tablet innerhalb kürzester Zeit wie ein Laptop bedienen. Mit dem MateBook D 16 stellte Huawei außerdem ein 16-Zoll Tablet-PC vor, dessen Leistung mit einem Intel-Core-Prozessor der 13. Generation der H-Serie an die von Notebooks im gehobenen Preissegment heranreicht.

Ran an die Kreativen der Welt

Besonders spannend an Huaweis Produktvorstellung ist aber nicht nur die technische Leistung, die man dem chinesischen Konzern inzwischen fast unbesehen zutraut. Mit schillernden Events wie in Dubai will Huawei weg vom reinen Tech-Image. Um Lifestyle-Kunden in den Metropolen der westlichen Hemisphäre zu gewinnen, robbt sich Huawei an jene Klientel heran, die auch Apples Schlüssel zum weltweiten Erfolg war: Der Konzern bezeichnet sie als "digitale Schöpfer", also Kreative, die bei der Anschaffung neuer Technik nicht auf jeden Cent achten und gleichzeitig als vielbeachtete Multiplikatoren gelten.

So wundert es kaum, dass Huawei gestern in Dubai bereits die kommende "GoPaint Worldwide Creating Activity" ankündigte, die am 5. Januar 2024 beginnen soll. Mit dieser Roadshow adressiert Huawei einmal mehr eben jene „digitalen Schöpfer". Sie können auf dem Event ihre Werke präsentieren. Man wolle damit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ermutigen, ihre kreative Seite auszuleben, teilt der Konzern mit.

Noch reitet Apple unangefochten an der Spitze der Lifestyle-Anbieter. Doch die Kalifornier müssen sich warm anziehen, denn technologisch sind sie trotz des verstärkten Engagements in Indien weiterhin stark vom Angebot chinesischer Zulieferer abhängig. In Sachen technischer Innovationen können Konzerne wie Huawei aus dem Vollen schöpfen, während Apple längst nicht mehr immer vorneweg dabei ist. So könnten die Amerikaner bald als sexy, aber doch etwas behäbig dastehen. Die Gefahr, dass Huawei dem Lifestyle-Primus mittelfristig Marktanteile abknöpft - und das nicht nur in Asien - sollte man nicht unterschätzen.