Bitkom fordert subventionierten Strom auch für die ITK-Branche

50 Prozent der Betriebskosten eines Rechenzentrums entfallen auf Strom. Während hierzulande die Dienstleister im Schnitt 24 Cent pro kWh zahlen, sind es in Frankreich nur knapp die Hälfte. Ein "Industriestrompreis" müsste es laut Bitkom auch für Betreiber von Datacentern und TK-Netzen geben.

Ralf Wintergerst, Bitkom.

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Ralf Wintergerst, Bitkom.

Noch streitet die Ampelkoalition, ob es für die energieintensive deutsche Wirtschaft einen subventionierten Industriestrompreis braucht oder nicht. Der ist nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die für den Klimaschutz umgewidmeten Corona-Hilfen von 60 Mrd. Euro zwar fraglicher denn je. Dennoch bringt sich der ITK-Branchenverband Bitkom vorsichtshalber in Stellung. Denn schon allein das Wort "Industriestrompreis" und die Verengung auf das produzierende Gewerbe fordert vom Bitkom freilich eine Stellungnahme.

Wenn schon Subventionierungen beim Strom, dann bitte schön auch für Rechenzentren und Netzbetreiber. "Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten stellen für viele Unternehmen der digitalen Wirtschaft einen relevanten Standortnachteil dar", stellt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst fest.

Und er rechnet vor: Bei Rechenzentren machten die Stromkosten laut Bitkom bis zu 50 Prozent der gesamten Betriebskosten aus - und das, obwohl sie ihre Energieeffizienz in den letzten Jahren um den Faktor 6 haben steigern können. Wie das sein kann? Nun, immer mehr Digitalisierung, immer mehr Datenverarbeitung und nun auch noch KI treiben den Strombedarf gewaltig in die Höhe. Die Branche kann gar nicht schnell genug auf regenerative Energie umsteigen, um die Quote an "grünem" und durchaus auch günstigerem Eigenstrom hochzuhalten, wenn gleichzeitig die Nachfrage nach Computing-Power den Stromverbrauch in der IT-Branche explodieren lässt. Künftiges Quantencomputing ist da noch gar nicht einberechnet.

Die Industriestrompreise schwanken innerhalb Europas stark. Ende 2022 zahlten laut Bitkom Industriekunden in Deutschland mit einer Leistungsaufnahme von 5 MW - und damit beispielsweise auch Rechenzentren in dieser Größe - durchschnittlich 24,6 Cent pro kWh. In Frankreich hätten man für ein vergleichbares Rechenzentrum lediglich 13,5 Cent veranschlagen, 16 Cent in Schweden und 18 Cent in den Niederlanden.

Die geplante Stromsteuersenkung für das produzierende Gewerbe müsse daher auch für Unternehmen der Informationstechnik und der Telekommunikation gelten. "Wer die Betriebskosten für Rechenzentren und Netze senkt, stärkt Deutschlands digitale Souveränität", sagt der Bitkom-Chef.