Vergeltung: China blockiert Broadcom-VMware Fusion
US-Handelsbeschränkungen, die chinesische Firmen daran hindern sollen, Hightech-Chips von Nvidia und Micro zu verwenden, könnte Peking nun mit einem Veto kontern.
Nach zähem Ringen um die Zustimmung der Markt- und Wettbewerbsaufsichtsbehörden in aller Welt stand dem Abschluss des Deals zwischen Broadcom und VMware kaum noch etwas im Weg. Nun scheint der schwelende Handelskrieg zwischen China und den USA erst einmal einen dicken Strich durch die 61-Milliarden-Dollar-Rechnung zu machen. Wie gleich drei gut informierte Quellen der Financial Times zutrugen, ist der Übernahmedeal bei chinesischen Regierungsvertretern nun nicht mehr nur umstritten, sondern sogar ernsthaft in Gefahr.
Peking droht damit, die Fusion zu blockieren - als Reaktion auf die neuen Handelssanktionen der USA, die verbieten, dass fortschrittliche Chipsätze wie die von Nvidia und Micron in chinesische Hände kommen. Die US-Regierung hatte vergangene Woche strengere Maßnahmen angekündigt, um Chinas Zugang zu High-End-Halbleitern zu beschränken, die zu Durchbrüchen bei KI und Militärtechnik beitragen könnten. Dasselbe soll für den Iran und Russland gelten.
Vor dem Bericht der Financial Times hatten Experten wie Tracy Woo, Principal Analyst bei Forrester, für unwahrscheinlich gehalten, dass China seine Drohungen, die Übernahme zu blockieren, tatsächlich wahr machen würde. "China hat den Prozess verlangsamt, aber letztendlich glaube ich nicht, dass sie das Geschäft blockieren werden", so Woo gegenüber CRN. "Das ist eher ein Zeichen, dass sie auch bei diesem wichtigen Deal mitreden wollen."
Seit der Ankündigung der Übernahme hatte sich Broadcom langwierigen Untersuchungen durch die Europäische Kommission unterzogen, zwei Runden mit der US-Federal Trade Commission in den USA gedreht und ähnliche eingehende Überprüfungen durch die britische Competition and Markets Authority bestanden, in dem sie auf Forderungen und Einschränkungen der Aufsichtsbehörden eingingen.
Die EU-Kommission etwa hatte Broadcom angewiesen, zur Beilegung von Streitigkeiten ein Schnellverfahren vor einem unabhängigen Richter zu implementieren, der die Einhaltung der EU-Auflagen für einen Zeitraum von 10 Jahren überwachen wird. Zudem unterliegt Broadcom in der EU einer auf sieben Jahre ausgelegten Verordnung, nachdem man dem Unternehmen illegale Verkaufspraktiken in der ganzen Welt nachgewiesen hatte. Im Rahmen der Vereinbarung, die Broadcom abgeschlossen hat, um strafrechtliche Verfolgung zu vermeiden, muss der Chiphersteller außerdem seine Bücher offenlegen.
Der Financial Times zufolge sagten zwei der nicht namentlich genannten Quellen, dass Chinas Genehmigungen für Fusionen und Übernahmen von US-Unternehmen nun zusätzliche Konsultationen mit dem Außenministerium und dem Staatsrat erfordern würden. Deren Beteiligung verstärke den politischen Charakter des Prozesses noch weiter, hieß es. Broadcom geht indes weiterhin davon aus, dass es den Übernahmedeal zum 30. Oktober abschließen kann.