Insolvenzenwelle in Deutschland - wie erwartet
Fast 14 Prozent mehr Firmenpleiten im August, im September stieg die Zahl nochmals kräftig an und könnte weiter anziehen. Die Statistik ist aber durch die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung verzerrt, die Folgen der Aussetzung der Meldepflicht bei Überschuldung während der Pandemie, zeigen sich erst jetzt.
Das Statistische Bundesamt zählte im September einen Anstieg der Regelinsolvenzen um 19,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im August 2023 hatte sie bereits um 13,8 Prozent gegenüber August 2022 zugenommen. Wie viele Unternehmen aufgaben, teilte die Behörde nicht mit. Denn bei den Zahlen muss berücksichtigt werden, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor, erläutert das Statistische Bundesamt. Die Insolvenzstatistik zählt nur Geschäftsaufgaben.
Dass die Zahlen der Regelinsolvenzen zunehmen, ist keine Überraschung. Denn während der Corona-Pandemie hatte der Gesetzgeber die die Insolvenzmeldepflicht bei Überschuldung ausgesetzt. Das hatte Unternehmen zwar Luft verschafft. Aber Experten kritisierten damals, dass auch Firmen am Leben erhalten würden, die schon vor der Pandemie eigentlich nicht zukunftsfähig waren.
"Insolvenzwelle in Deutschland"
Amtlich endgültige Ergebnisse gibt es vom Statistischen Bundesamt für Juli 2023. Demnach beantragten 1 586 Unternehmen ein Insolvenzverfahren - 37,4 Prozent mehr als im Juli 2022. Die Forderungen der Gläubiger aus den im Juli 2023 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,1 Mrd. Euro. Im Juli 2022 hatten die Forderungen bei rund 0,8 Mrd. Euro gelegen.
Die Direktorin beim Statistischen Bundesamt, Susanne Hagenkort-Rieger, spricht von einer Insolvenzwelle in Deutschland. "Das ist deutlich, aber die absoluten Werte liegen jetzt erst wieder auf dem Vor-Corona-Niveau," kommentierte sie auf Twitter (X).