Ionos-Studie: KMU offen für KI, aber wo bleibt der Praxisbezug
Die gute Nachricht: KMU in Deutschland verteufeln KI nicht, geben sogar an, sich mit künstlicher Intelligenz so gut auszukennen, dass sie erst gar nicht in der Praxis eingesetzt werden. Es gibt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
Man sollte nicht voreilig Schlüsse ziehen aus Umfragen zu hochaktuellen Technologie-Möglichkeiten. Am Anfang jeder Innovation nehmen Entscheider und generell die Mehrheit aller Menschen erst einmal eine ablehnende Haltung ein. Das war beim Internet und E-Commerce so, bei Cloud Computing oder dem Metaverse, auch bei Big Data. Und in den Monaten nach dem November 2022, als OpenAI seinen Bot ChatGPT auf die Öffentlichkeit losließ, war der Einsatz von KI so heftig umstritten, dass der Abwehrreflex nicht nur bei grundsätzlich technophoben Personen anschlug. Nun ist knapp ein Jahr vergangen und Hyperscaler Ionos hat im August rund 4.800 Personen aus Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitenden in Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich und den USA zu KI befragt. Die Meinung hat sich gedreht, im Kern bleiben aber Zweifel.
Wissen ist der Schlüssel zum Verständnis. Insofern ist es positiv, dass das Thema künstliche Intelligenz in den Köpfen der kleinen und mittelständischen Unternehmen angekommen ist, wie Ionos aus der Umfrage feststellt. 62 Prozent der befragten Entscheider in Deutschland geben an, dass ihr Wissensstand zu KI gut sei. Damit liegen die KMU hierzulande unter dem Wert, der für das IT-Pionierland USA ermittelt wurde - nämlich 71 Prozent.
Erfreulich ist immerhin, dass etwa 40 Prozent der Befragten KI im Unternehmenskontext wenigstens ab und zu schon mal ausprobieren, allerdings nur 14 Prozent häufig und wohl auch mit mehr als nur aus Neugier heraus, Stichwort: Effizienz- und Produktivitätsgewinn. KI-Schlusslicht im europäischen Vergleich ist übrigens Großbritannien, was auch immer der Grund dafür ist, dass dort nur rund die Hälfte der KMU angibt, einen guten Wissenstand über KI zu haben.
Die Ängste vor KI generierten Inhalten sind aus der Umfrage im August dieselben, die kurz nach dem Start von ChatGPT die Diskussion dominierten. Übrigens nicht zu unrecht, sei hinzugefügt.
Die Qualität der von KI generierten Inhalte wird von den Firmen immer noch kritisch gesehen - nur etwa die Hälfte der Befragten in Deutschland bewertet diese als gut. Entsprechend hoch ist die Angst vor den Risiken: Insbesondere Gefahr von Falschinformationen (79 Prozent), fehlende Qualitätskontrolle der Inhalte (77 Prozent), möglicher Kontrollverlust (74 Prozent) sowie Urheberrechts- und Datenschutz-Aspekte (72 Prozent) bereiten den KMU in Deutschland - aber auch in den anderen Ländern - Sorge.
In allen Ländern fordert eine Mehrheit der Befragten eine staatliche Regulierung von KI. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Wunsch bei Firmen in Großbritannien (81 Prozent), gefolgt von denen in den USA (75 Prozent) - am schwächsten ist der Ruf danach überraschenderweise in Deutschland (65 Prozent).
"Es freut mich, dass das Bewusstsein für KI und das enorme Potenzial zunimmt", sagt Achim Weiß, CEO von Ionos. Allein das reicht aber nicht. "Wir müssen noch mehr Vertrauen aufbauen - denn klar ist: Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger," sagt der Manager. Ionos als deutscher Anbieter von Cloud-Diensten setzt auf Sicherheit, Transparenz und Datensouveränität eines Herstellers, der die strengen Datenschutzrichtlinien der EU erfüllt, erfüllen muss.
Das kann für KMU und Behörden ein Vorteil sein und die Adaption von KI beschleunigen. Was aber dringend fehlt, und hier sind Anbieter wie ihrer Partner gleichermaßen gefordert: KMU wollen und brauchen Use Cases, die ihnen handfeste Vorteile des Einsatzes von KI vor Augen führen. Je mehr, desto besser. Beispiele aus der Praxis, die einen nachrechenbaren ROI dokumentieren, lassen Ängste vor KI schwinden. Das war bei Cloud Computing nicht anders.