Broadliner Also mit neuem CFO - Urgstein Retzko übergibt

Mehr als 20 Jahre war er der Mann der Zahlen, nun hat Ralf Retzko bei Also hingeschmissen. Sein Nachfolger kennt den Konzern mindestens so gut. Er ist nämlich so wichtig wie Finanz-Architekt Retzko hinter der Kennzahlensteuerung, mit der CEO Gustavo-Möller-Hergt Also straff führt.

Ralf Retzko (li.) übergibt den CFO-Posten an seinen langjährigen Kollegen Andreas Kuhn.

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Ralf Retzko (li.) übergibt den CFO-Posten an seinen langjährigen Kollegen Andreas Kuhn.

Ralf Retzko war in den letzten 10 Jahren unter CEO Gustavo Möller-Hergt auf jeder Bilanzpressekonferenz dabei, erläuterte nüchtern und sachlich die Kennzahlen für Börsenanalysten, die meist nur eine Richtung kannten: positiv nach oben, beziehungsweise nach unten, wenn es um Kosten ging. Nun ist er, promovierter Wirtschaftswissenschaftler an der Uni Göttingen beim Broadliner ausgeschieden, bei dem er 1998 eintrat und es bis in den Vorstand schaffte. Er war mehr Stütze für den CEO als man gemeinhin glaubt. Möller-Hergt gab vor Jahren die Strategie aus: Kapitalbindung senken, die Umschlaggeschwindigkeit im Lager erhöhen, Zahlungsziele bei Herstellern so gut es geht verlängern. Cash is king in der Distribution, zumal wenn man Firmen kauft und die Zinsen hoch sind. Beides ist der Fall. Mit Hilfe von PwC Schweiz, dem vormaligen Arbeitgeber von Retzkos Nachfolger als CFO, wurde der Konzern auf betriebswirtschaftlich harte Kennzahlen getrimmt, ob das manchem Hersteller passte oder nicht, der sich darüber beschwerte, dass Also nicht mehr so viele Waren auf Lager legte.

Möller-Hergt ließ die zahlreichen ERP-Systeme in den Landesgesellschaften auf ein SAP konsolidieren, was Voraussetzung für sein straffes Zahlenmanagement war und ist. Retzko, Mann der Zahlen, war der ausführende Architekt der Zahlenkonsolidierung. Ökonom Andreas Kuhn, nun CFO, mindestens Bauleiter. Über sechs Jahre war er bei PwC in der Schweiz, hatte dort Strategien ausgearbeitet, wie Unternehmen mit kapitalintensivem Geschäft ihre Zahlungsflüsse optimieren können. 12 Jahre kennt er nun schon den Also-Konzern und den schillernden CEO. Möller-Hergt setzt auf Kontinuität, so wie er zuletzt auch auf langjährige Erfahrung beim Nachbesetzen des von ihm frei geräumten Postens eines Deutschland-Chefs gesetzt hatte.

Nun hat der Verwaltungsrat des Distributors Andreas Kuhn mit Wirkung zum 1. Oktober zum Nachfolger von Ralf Retzko ernannt. Urgestein Retzko, der sein praktisches Handwerk im Controlling bei Karstadt/Quelle erlernte, verlässt den Broadliner im gegenseitigen Einvernehmen. Er soll über das Geschäftsjahr 2023 hinaus als Berater eng verbunden bleiben.

"Ralf Retzko hat einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung unseres hervorragenden Teams. Wir danken ihm für die hervorragende Arbeit, die er über viele Jahre geleistet hat", sagte Gustavo Möller-Hergt.

"Seine Nachfolge tritt mit Andreas Kuhn ein Finanzexperte an, der auch über umfangreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Schweizer Börse und Investoren verfügt. Die Neubesetzung ist ein weiterer Meilenstein im Generationswechsel in der Unternehmensführung." Möller-Hergt, 61 Jahre, wird kommendes Jahr seinen CEO-Posten niederlegen. Aber bleibt als Verwaltungsratsmitglied nach wie vor stark, vielleicht sogar dominant präsent im Also-Konzern.