Geschäftsklima für Startup-ups kühlt weiter ab
Die Wirtschaftskrise in Deutschland hat Start-ups einen Dämpfer verpasst, die Stimmung ist so schlecht wie auf dem Tiefpunkt des Corona-Jahrs 2020. Wagniskapitalgeber sind zurückhaltend geworden - im Vergleich zum Rekordjahr 2021 ein Rückschlag.
Das Geschäftsklima bei jungen Gründern und Gründerinnen liegt nur knapp über dem bisherigen Tiefpunkt im Corona-Jahr 2020. Neben der Geschäftslage hat sich auch die generelle Einschätzung zum Startup-Ökosystem eingetrübt und liegt mit 58 Prozent positiven Bewertungen zehn Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Das ergab eine Umfrage unter 2.000 Gründer des Bundesverband Deutsche Startups, die am Monat veröffentlicht wurde.
Seit dem Rekord-Finanzierungsjahr 2021 wird die Kapitalbeschaffung für Startups schwieriger - angesichts des neuen Finanzierungsumfelds bewerten aktuell nur 15 Prozent der Gründer die Investmentbereitschaft von VCs und Business Angels positiv. Die Konsequenz: viele passen ihre Strategie an: Während im letzten Jahr noch 44 Prozent der Startups in ihrer Planung eine Finanzierung durch Venture Capital bevorzugt haben, sinkt dieser Wert deutlich auf knapp über ein Drittel.
Gleichzeitig rückt das Thema Liquidität wieder stärker in den Fokus und ist aktuell für rund ein Drittel eine zentrale Herausforderung, gegenüber einem Viertel im Vorjahr. "Davon sind vor allem die wachstumsstärksten Startups betroffen, denn größere Finanzierungsrunden werden schwieriger," heißt es in der Mitteilung des Verbands.
Von einem Einbruch der Entwicklung des Startup-Ökosystems könne aber laut Verband keine Rede sein: Die durchschnittliche Mitarbeitendenzahl in deutschen Startups bleibt stabil und liegt bei 19. Zwar mussten 15 Prozent der Startups innerhalb des letzten Jahres Entlassungen vornehmen, im gleichen Zeitraum konnte allerdings mit 56 Prozent die große Mehrheit weiter einstellen und im Schnitt acht neue Stellen schaffen.
Auch bei den Gründern lässt sich keine Frustration feststellen - neun von zehn würden erneut ein Startup gründen und davon die große Mehrheit am Standort Deutschland. "Hier bewahrheitet sich die allgemeine Einschätzung, dass Krisenzeiten auch Gründungszeiten sind", so der Verband.
Aus der Studie Startup Monitor 2023 wird deutlich:
- Der Anteil der Startups mit Kooperationsbeziehungen zur etablierten Wirtschaft geht weiter zurück: 2020 lag der Wert bei 72 Prozent, heute nur noch bei 61 Prozent.
- 82 Prozent der Startups nutzen Tools wie ChatGPT - besonders im Marketing findet generative KI häufig Einsatz.
- 47 Prozent der Startups sehen sich als Teil der Green Economy und wollen einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten, 42 Prozent mehr als noch 2018.
- Im Schnitt haben Gründer sieben andere Gründer im Freundeskreis, in den Hotspots Berlin (12) und München (11) sind die Netzwerke nochmal stärker.
- Die Zahl der deutschen Unicorns (Bewertung über 1 Mrd. Euro) hat sich seit 2018 auf 33 mehr als vervierfacht - im internationalen Vergleich liegen wir aber pro Kopf noch klar hinter Standorten wie den USA oder Israel.
- Der Hotspot Berlin ist von den aktuellen Turbulenzen und Finanzierungsengpässen stärker betroffen: Hier mussten im letzten Jahr 24 Prozent der Startups Entlassungen vornehmen, im bundesweiten Durchschnitt sind es nur 15 Prozent.
- RWTH Aachen, TU München und WHU sind die Top-3-Gründungshochschulen - hier haben 13 Prozent der befragten Gründer ihren Abschluss gemacht.