Intel reorganisiert die globalen Vertriebsteams für seine größten OEM- und Cloud-Kunden - darunter AWS und Dell
Intel-CCO Christoph Schell strukturiert den Großkundenvertrieb um und hebt die Eigenständigkeit etlicher Teams auf
Die Reorganisation im Vertrieb hat Christoph Schell, Intels CCO (Chief Commercial Officer) in einem Memo an die Mitarbeiter der Sales, Marketing Sales, Marketing and Communications Group (SMG) angekündigt, das CRN vorliegt.
Nachdem Ryan McCurdy, der den Bereich Global Accounts jahrelang verantwortet hatte, Intel kürzlich verlassen hat, um das Nordamerikageschäft bei Lenovo zu leiten, wird sich die neu gegründete Global Solutions and Services Group um das Geschäft mit Amazon, Google und Microsoft kümmern, schrieb Schnell. Den Deutschen hatte Intel Anfang 2021 von HP an die Spitze von SMG geholt.
Die Änderungen, die er nun in seinem Memo beschreibt, sind Teil der Strategie von CEO Pat Gelsinger. Dessen ehrgeiziger Comeback-Plan sieht vor, dass der Halbleitergigant bis 2025 seine Wettbewerber in der Chipfertigung überholt und mit Software und Services zu einem Komplettanbieter wird.
"Ich habe schon früher über Intels Fähigkeit zur Innovation auf technologischer Ebene gesprochen - für die SMG gilt es nun, Innovation für unsere Go-to-Market-Modelle zu zu schaffen", heißt es in Schells Mitteilung an die Mitarbeiter. "Dazu gehört der Verkauf eines Gesamtsystems aus Silizium, Software und Dienstleistungen, um unseren Kunden, Partnern und unserem Ökosystem Lösungen zu bieten, die ihre Preise, Funktionen und Mehrwerte verbessern und unser Engagement sichtbar machen".
Eine direkte Stellungnahme von Intel lag bis zum Redaktionsschluss noch nicht vor.
Verursacher: Ryan McCurdy
In seiner der Pressemitteilung zum Wechsel von Intel zu Lenovo heißt es, dass Ryan McCurdy, der seit Ende 2021 als Vice President und General Manager of Global Accounts die Vertriebsbeziehungen zu AWS, Dell und anderen wichtigen Intel-Kunden leitete, das Unternehmen am vergangenen Freitag wegen einer "externen Perspektive" verlassen hat.
Am Dienstag dieser Woche hatte dann Lenovo bekanntgegeben, dass McCurdy ab 1. September als Senior Vice President und President of North America das Geräte-, Infrastruktur-, Service- und Lösungsgeschäft des IT-Riesen in den USA und Kanada verantwortlich sein wird.
In der Personalmeldung berichtete Lenovo, dass McCurdy als Leiter Global Accounts unter anderem für die strategischen Kundenbeziehungen, den Umsatz, die Design-Win-Pipeline, das Co-Marketing, den Vertrieb und die bedeutendsten Beziehungen von Intel verantwortlich war.
Das in Peking ansässige Unternehmen erwähnte zudem, dass McCurys Teams "fast die Hälfte" des Jahresumsatzes von Intel in Höhe von rund 60 Milliarden US-Dollar betreuten. Bei Intel selbst fiel das Lob für McCurdy etwas weniger euphorisch aus: "Er ist seit mehr als 23 Jahren ein wichtiges Mitglied der Intel-Familie, und ich möchte ihm für seine Führungsrolle bei der Verwaltung unserer wichtigsten globalen Kunden danken", so Schell.
Aufteilung der größten OEM- und Cloud-Kunden
Nach McCurdys Ausscheiden teilt Intel seine größten Kunden nun zwischen der neu geschaffenen Gruppe Global Solutions and Services und einer strategischen Einheit innerhalb der SMG auf: Die Zuständigkeiten für Intels größte Cloud-Kunden - AWS, Microsoft und Google - liegt nun in der Verantwortung von Global Solutions and Services .
Laut Schell wird sich diese Gruppe darauf konzentrieren, "die nächste Phase des wertbasierten Verkaufs im gesamten Intel-Angebot zu beschleunigen". Das Management von Intels größten OEM-Kunden - Dell, HP und Lenovo - wird Greg Ernst, General Manager of Americas Sales, unterstellt. Leighton Phillips bleibt zwar auf seinem Leitungsposten, wird aber fortan an Ernst berichten und eng mit Alan Wang zusammenarbeiten, der Intels SMG in China leitet,.
Die neue Global Solutions and Services-Gruppe wird laut Schell unter der Leitung von David Meffe stehen. Meffe ist seit 25 Jahren im Intel-Vertrieb, und war zuletzt als Interim Global Sales and Marketing Leader für die Network and Edge Group tätig, nachdem Brad Haczynski das Unternehmen im vergangenen Monat verlassen hatte.
Das Vertriebs- und Marketingteam der Network and Edge Group, ein 9-Mrd.-Dollar-Geschäft, das Intel-intern NEX heißt, soll in Global Solutions and Services eingehen. Laut Schell läuft aktuell die Suche nach einer Führungskraft, die den NEX-Vertrieb innerhalb dieser neuen Gruppe langfristig leiten soll.
Zu den angekündigten Änderungen bei SMG gehört auch die Schaffung eines neuen SMG-Strategie- und Entwicklungsteams, "dessen Aufgabe es ist, sich auf die Gesamtstrategie von SMG zu konzentrieren [und] die Transformation zu beschleunigen, während wir innovative Geschäftsmodelle einführen und die Vertriebseffizienz verbessern", heißt es in Schells Memo.
Die Suche nach einer passenden Teamleitung laufe bereits auf Hochtouren, berichtet der CCO. Sobald diese Führungskraft gefunden ist, wird das neue Strategieteam auch das Intel Transformation Program Office eingliedern. "Dieses Team wird weiterhin kritische Transformationsinitiativen vorantreiben, wobei die wichtigste der wertorientierte Vertrieb ist", so Schell.
Eine weitere Umstrukturierung betrifft das Global Account Marketing Team unter der Leitung von Julie Malloy: Dieses wird dem Team für Marken-, Kunden- und Vertriebserfahrung unterstellt.
Intels Softwaregeschäft, das im Zuge der Gelsinger-Mission, neue Geschäftsmodelle zu finden und zu verfolgen, eine größere Priorität erhalten hatte, wird sein eigenständiges Vertriebs- und Marketingteam hingegen auch weiterhin behalten. Taher Behbehani, der den Vertrieb für Intels Software- und Software-as-a-Service-Angebote seit August 2022 leitet, bleibt auf seinem Posten und wird an Schell berichten.
In der Distribution scheinen die Ankündigungen gut anzukommen. Produkte, die von einem Vertriebsansatz profitieren könnten, der Lösungen und nicht die einzelnen Komponenten in den Vordergrund stellt, könnten beispielsweise die neuen Beschleunigertechnologien in Intels Xeon Scalable CPUs der vierten Generation sowie die neuen Sicherheitsfunktionen in den neuesten Client-Prozessoren profitieren, meint etwa Kent Tibbils, Vice President of Marketing beim Distributor ASI.
"Ich denke, dass diese Gruppe eine gewisse Rolle dabei spielen könnte, all diese Ressourcen, die Intel hat, in einer konsolidierten Anstrengung und Botschaft zu bündeln: ‚Es geht nicht nur um Hardware-Technologie. Es geht auch um Software. Und das ist jetzt, wo wir mit KI vorankommen, noch wichtiger', " so Tibilis.