Entlassungen bei Ingram Micro in den USA
Unter Berufung auf "veränderte globale und lokale Marktbedingungen" sieht sich der Distributor gezwungen, die US-Belegschaft zu verkleinern, will aber weiter in die Entwicklung seiner Teams investieren. Auch TD Synnex baut Mitarbeiter ab.
Kurz nachdem TD Synnex für US-Beschäftigen ein Abfindungsprogramm aufgelegt hat, wie CRN berichtete, hat auch der IT-Distributionsriese Ingram Micro diese Woche Entlassungen ausgesprochen. Beide Broadliner sprechen von schwierigen Marktbedingungen.
"Ingram Micro hat einige Veränderungen im Team angekündigt. Diese wurden aufgrund sich verändernder globaler und lokaler Marktbedingungen vorgenommen, und wir sind uns bewusst, dass diese Veränderungen für die Betroffenen von Bedeutung sind. Wir werden weiterhin in die Entwicklung unserer Teams investieren, um uns an die Marktchancen anzupassen und unseren Vertriebspartnern die beste Erfahrung zu bieten", erklärte ein Unternehmenssprecher.
Wie viele Mitarbeitende gehen mußten und welche Abteilungen betroffen sind, ist bisher nicht bekannt.
Laut Angaben der Website thelayoff.com, die Entlassungen verfolgt, hat der Distributor 200 bis 300 Personen freigesetzt, die meisten davon aus Management-Funktionen.
Eine kleine Gruppe von Ingram-Mitarbeitern, die von der jüngsten Entlassungsrunde betroffen sind, meldete sich dazu auf LinkedIn.
" Ab heute bin ich wegen der Veränderungen in der Organisation nicht mehr bei Ingram Micro. Ingram ist dabei, Veränderungen zum Wohle des Unternehmens und unserer Partner vorzunehmen", schrieb ein Produktmanager.
Ein Kollege aus dem Bereich Business Development berichtete, er habe etwa vier Jahre bei Ingram gearbeitet und schrieb:
"Ich bin enttäuscht, dass auch meine Position von den jüngsten Entlassungen betroffen ist."
Ingram Micro hat nach eigenen Angaben weltweit 27.000 Mitarbeiter und 1.500 Vertriebspartner in 61 Ländern, die im Jahr 2022 einen Nettoumsatz von 50,8 Milliarden US-Dollar erzielten.
Im Jahr 2021 hatte das Los Angeles ansässige Beteiligungsunternehmen Platinum Equity die Ingram Micro Inc. von der zum HNA-Konzern gehörenden HNA Technology Co. Ltd, für einen Gesamtwert von 7,2 Milliarden US-Dollar übernommen.
Ingram Micro ist nur eines der Technologieunternehmen, die derzeit entlassen.
Erst am Montag dieser Woche hat der Wettbewerber TD Synnex ein internes Memo an seine Mitarbeiter verschickt, in dem er ein Abfindungsprogramm für freiwillig ausscheidende Beschäftigte anbietet, "um unsere Kosten aufgrund der aktuellen makroökonomischen Bedingungen, einschließlich der schwierigen Branchentrends, zu senken".
Verständnis für die Entlassungen bei Ingram Micro kommt derweil aus dem Channel.
Mark Essayian Präsident des MSP-Unternehmens KME Systems sagte gegenüber CRN: "Niemand sieht das gerne, am allerwenigsten Ingram. Ich erwarte, dass Kirk [Robinson, Executive Vice President und President von Ingram Micro North America] und Paul [Bay, CEO von Ingram Micro] das Unternehmen sehr gut führen werden. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie sie das Unternehmen durch die Frontscheibe und nicht über den Rückspiegel steuern."
Roddy Bergeron, Chief Information Security Officer beim MSP Enterprise Data Concepts in Lafayette, pflichtete Essayian bei und erklärte, dass ihn die Entlassungen nicht überraschen, zumal sie in vielen Branchen zu beobachten sind.
"In der Tech-Branche ist das ein Trend, weil sich die Unternehmen an die Inflation anpassen und die Ausgaben nach der Pandemie zurückgehen", erklärte er gegenüber CRN.
Das spiegele sich auch in den Budgets seiner eigenen Kunden wider "und das führt dazu, dass wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten müssen, um ihr Geschäft zu erhalten.",
"Auch wenn es danach aussieht, dass eine Rezession in den USA jetzt unwahrscheinlicher ist, herrscht doch weltweit wirtschaftliche Unsicherheit", so Bergeron. "Das veranlasst größere, internationale Technologieunternehmen und Zulieferer dazu, ihre Prioritäten neu zu setzen. Leider bedeutet das in der Regel, dass sie im Zuge der Anpassungen ihre Belegschaft verkleinern."