Oracle setzt auf AMD, Ampere und Nvidia - statt auf Intel

Laut Larry Ellison stößt die Intel x86 -Architektur an ihre Grenzen, und steht deshalb nicht mehr oben auf der Einkaufsliste

Oracle-Gründer Larry Ellison

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Oracle-Gründer Larry Ellison

Larry Ellison polarisiert. Den langjährigen Oracle-Partner Intel scheint er nicht mehr auf dem Radar zu haben. Bei seinen Erläuterungen zu den Aufwendungen für Prozessoren am Mittwoch vergangener Woche jedenfalls erwähnte der Oracle-Chairman Intel nicht einmal mehr.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters wird Oracle erhebliche Summen für CPUs von AMD und dem Chip-Startup Ampere Computing aufwenden und diese in seinen neue Infrastrukturen einsetzen. Zumal Unternehmensgründer und -Vorsitzender Larry Ellison davon überzeugt scheint, dass "die alte Intel x86-Architektur ihre Grenzen erreicht hat."

"Dieses Jahr wird Oracle GPUs und CPUs von drei Unternehmen kaufen", erklärte Ellison. "Wir kaufen GPUs von Nvidia und geben dafür Milliarden aus. Für CPUs von Ampere und AMD werden wir das Dreifache ausgeben, das heißt, wir stecken immer noch viel Geld in konventionelle Rechenleistung."

Seine neuen "Initiativen" mit AMD und Ampere Computing hatte Oracle letzte Woche in zwei getrennten Pressemitteilungen angekündigt. Im Cloud- und Rechenzentrumsmarkt sind Arm-basierte CPUs wie die von Ampere Computing und AMD auf dem Vormarsch, was Anbieter von x86 Chips wie Intel (aber auch Teile des AMD-Portfolios) unter erheblichen Druck setzt.

Oracle, das in seinem Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 50 Milliarden US-Dollar erzielte, folgt seinen Konkurrenten im Cloud- und Rechenzentrumsmarkt und investiert verstärkt in GPUs von Nvidia, deren Chips der Hauptantrieb für generative KI-Anwendungen wie das beliebte ChatGPT sind.

Exadata ohne Intel

Für seine Exadata Datenbankinfrastruktur wird Oracle keine Intel-CPUs mehr einsetzen. Stattdessen kommen, zum ersten Mal in der 14-jährigen Geschichte der Plattform, CPUs von AMD zum Einsatz, und das sowohl bei den On-Premises- als auch bei den Cloud-Lösungen.

Hierbei handelt es sich um AMD EPYC-Prozessoren der vierten Generation, die seit letztem Herbst auf dem Markt sind und nun Teil der Oracle Exadata Machine und der komplett gemanagten Oracle Exadata Cloud@Customer-Lösung werden.

Ein Oracle-Sprecher bestätigte gegenüber CRN, dass die X10M-Version des dritten Exadata-Angebots, Oracle Exadata Cloud Infrastructure, ebenfalls auf AMD-Prozessoren basieren wird. Dieser Infrastruktur-Service ist bisher nur angekündigt, eine offizielle Vorstellung soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Der Wechsel zu X10M ist ein wichtiger Schritt für die Exadata-Plattform, die Aussagen von Oracle zufolge fast 90 Prozent der Fortune Global 100-Unternehmen nutzen.

Holger Müller, Principal Analyst bei Constellation Research, berichtete CRN, dass Exadata als Vehikel für die Datenbank-Services von Oracle dient und dazu beiträgt, den Platform-as-a-Service (PaaS)-Umsatz zu steigern. "Exadata generiert erhebliche Einahmen im Longtail", so Müller.

Franky Faust, leitender Oracle-Datenbankberater bei der kanadischen Firma Pythian, sagte, dass Exadata bei den Kunden beliebt sei, weil es einfach zu bedienen ist und Datenbank-Workloads schnell abarbeitet.

"Wenn man einmal damit angefangen hat, kommt man nur schwer wieder davon los. Es ist einfach in der Bedienung und bietet für Ihre Workloads eine Leistung, die Sie nirgendwo sonst finden", so Faust

Oracle wählt AMD wegen höherer Kerndichte

Seit dem Debut von Exadata 2008 hatte Oracle Intel Xeon-Prozessoren genutzt, um die On-Premises-Versionen der Plattform zu betreiben. Doch mit der X9M-Plattform, die 2021 auf den Markt kam, änderten sich die Präferenzen.

Bereits bei der Iteration der Exadata Cloud Infrastructure Anfang 2022 entschied sich Oracle für einen Mix aus Intel- und AMD-CPUs. Während die EPYC-CPUs der dritten Generation die Datenbankserver antrieben, kamen für die Storage-Server Intel Xeon-CPUs der dritten Generation zum Einsatz.

Mit X10M verabschiedet sich Oracle nun völlig von Intel-CPUs und verwendet stattdessen Prozessoren von AMD, weil diese "extreme Skalierbarkeit und eine dramatisch verbessertes Preisleistungsverhältnis" bieten.

Im Vergleich zur X9M-Plattform bietet X10M dreimal mehr Kerne für die Datenbankserver und zweimal mehr Kerne für die Speicherserver, wodurch die Exada-Plattform laut Oracle einen bis zu dreimal höheren Transaktionsdurchsatz und bis zu 3,6-mal schnellere Analyseabfragen schafft.

AMD EPYC Prozessoren der vierten Generation haben bis zu 96 Kerne auf einer einzigen CPU. Damit kann ein Server auf zwei Sockeln mit zu 192 Kernen arbeiten. Intel Xeon der vierten Generation hingegen bietet nur bis zu 60 Kerne pro CPU, so dass mehr CPUs und damit auch mehr Server nötig wären, um eine ähnliche Kerndichte zu erreichen.

Ein Oracle-Sprecher erklärte gegenüber CRN, dass das Unternehmen für jede Exadata-Generation die Komponentenlieferanten auswählt, "von denen wir glauben, dass sie die beste Leistung, Zuverlässigkeit und den besten Preis für Exadata-Workloads bieten".

"In dieser Version haben wir uns für AMD als CPU-Anbieter entschieden", sagte der Sprecher, ließ aber die Möglichkeit offen, dass Oracle für künftige Exadata-Plattformen auch andere Lieferanten nutzen könnte. "Wir werden bei zukünftigen Exadata-Produkten weiterhin eng mit anderen CPU- und Komponentenanbietern zusammenarbeiten", so der Sprecher.

Datenbankberater Faust glaubt nicht, dass der Wechsel von Intel zu AMD für die Kunden eine große Rolle spielen wird, weil "sie am Ende eine bessere Leistung für das gleiche Geld bekommen".

Er wies jedoch darauf hin, dass die Lizenzierung der CPU-Kerne teurer wird, da X10M dreimal so viele Kerne hat - wobei Exadata ja "ein Capacity-on-Demand-Modell" biete, mit dem die Kunden entsprechend ihres Wachstums bezahlen können.

"Ich denke, das Ganze hilft eher AMD als Oracle. Sobald AMD darauf verweist, dass seine Chips für die auf Oracles Exadata Database Machine eingesetzt werden, ist es wahrscheinlicher, dass AMD auch in anderen Unternehmen eine höhereAkzeptanz erfährt", so Faust.

Ein Intel-Sprecher erklärte CRN, dass der Halbleiterriese weiterhin eine fruchtbare Beziehung zu Oracle unterhält, die auch die Bereitstellung neuer Chips für die Cloud-Services von Oracle umfasst.

"Wir schätzen unsere langjährige Beziehung zu Oracle und freuen uns darauf, unsere Zusammenarbeit fortzusetzen, um zukünftige branchenführende Technologien in Oracles Cloud-Infrastruktur einzusetzen" , so der Unternehmenssprecher.

Es werde einige Zeit dauern, bis Unternehmen Arm-basierte Server oder Cloud-Instanzen übernehmen, so die Einschätzung des Datenbankberaters Faust:"Während wir einen wachsenden Trend zu Arm beobachten, müssen Entwickler immer noch Zeit in die Kodierung und Umgestaltung ihrer Anwendungen investieren, um mit der Arm-Architektur kompatibel zu sein, und diesen Prozess darf man nicht überstürzen. Apple's Übergang zu Arm-basierten Macs in den letzten drei Jahren hat gezeigt, dass die Optimierung von Software Zeit braucht."