Google: Schwere Vorwürfe gegen Microsofts Lizenzpolitik bei Azure
Laut Beschwerde bei der FTC setze Microsoft seine Beschränkungen bei Softwarelizenzierung ein, um Kunden daran zu hindern, andere Cloud-Plattformen zu nutzen.
Google hat eine Eingabe bei der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) gemacht, eine unabhängige Bundesbehörde, die für Fragen des unlauteren Wettbewerbs, irreführende Geschäftspraktiken und Verbraucherschutz zuständig ist. In der eigereichten Beschwerde erhebt Google den Vorwurf, dass Microsoft seine marktbeherrschende Stellung auszunutzt, um Kunden mit Verträgen an die Azure-Cloud zu fesseln..
Das Schreiben, das CNBC vorliegt, hatte Google als Antwort auf ein Auskunftsersuchen der FTC zu den Geschäftspraktiken von Cloud-Computing-Anbietern verschickt, das die Marktmacht der verschiedenen Anbieter, ihrer Auswirkungen auf den Wettbewerb und potenzielle Sicherheitsrisiken ermitteln soll.
In seiner Beschwerde an die Wettbewerbshüter der FTC behauptet Google, dass Microsofts marktbeherrschende Windows Server- und Microsoft Office-Produkte für Kunden de facto ein "Lock-in" darstellen. Damit werde es Kunden erschwert, Alternativen zur Azure-Cloud-Infrastruktur von Microsoft zu nutzen.
Google bezeichnete Microsofts Lizenzbeschränkungen als ein "komplexes Geflecht", das Unternehmen daran hindere, bei ihren Lieferanten von Unternehmenssoftware zu diversifizieren, heißt es im CNBC-Bericht.
Dieses Maß an Kontrolle bringe erhebliche Risiken für die nationale Sicherheit und Cyber Security mit sich.
In diesem Zusammenhang wies Google auf Reihe von Cyberangriffen hin, die auf Microsoft-Produkte abzielten, darunter der bemerkenswerte Angriff auf SolarWinds (Stichwort: Sunburst-Attacke) und seine Kunden im Jahr 2020.
Historie an offiziellen Beschwerden
Es ist nicht das erste Mal, dass Google offiziell über Kartellbehörden gegen Microsoft vorgeht. Erst Anfang dieses Jahre hatte Suchmaschinengigant die europäischen Regulierungsbehörden aufgefordert, auch die Cloud-Lizenzierungspraktiken bei Microsoft genauer zu untersuchen.
Im vergangenen Jahr hat Microsoft zugestimmt, seine Lizenzierungspolitik in der EU zu ändern, die Lockerungen jedoch nicht auf Kunden in den USA ausgedehnt.
Microsoft ist nach Amazon Web Services (AWS) der zweitgrößte Cloud-Anbieter nach Marktanteilen; Google folgt mit großem Abstand auf dem dritten Platz.
Ein leitender Mitarbeiter von AWS, der in der CRN nicht genannt werden möchte, berichtete uns letztes Jahr, dass Microsoft zwar kosmetische Änderungen an seinen Lizenzen vorgenommen habe, um die europäischen Regulierungsbehörden zu besänftigen. Tatsächlich sorge der Anbieter aber weiterhin dafür, dass seine Produkte teurer sind, wenn sie auf den Cloud-Plattformen der Konkurrenz laufen.
In seinem aktuellen Schreiben an die FTC schoß Google außerdem gegen Oracle, deren Praktiken für die Kunden schädlich sein sollen.
Unternehmen wie Microsoft und Oracle würden komplexe Vereinbarungen treffen, die darauf abzielen, Kunden an ihre Ökosysteme zu binden. Diese Praktiken lenkten die Kunden nicht nur in Richtung eines monolithischen Cloud-Modells, sondern schränkten auch die Wahlmöglichkeiten ein, trieben die Kosten in die Höhe und störten wachsende digitale Ökosysteme, so Google weiter.
Auch die Coalition for Fair Software Licensing (CFSL), eine Lobbygruppe, die nicht näher genannte IT-Firmen finanzieren, hat die FTC aufgefordert, Microsofts Aktivitäten mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
"Anstatt die Wahlfreiheit der Kunden zu unterstützen, nutzt Microsoft auf unfaire Weise Abhängigkeiten zum eigenen Vorteil aus", so die CFSL.
Ein Microsoft-Sprecher erklärte indessen, dass das Unternehmen seine Cloud-Lizenzierungsbedingungen überarbeitet habe, mit dem Ziel, die Bedenken zu zerstreuen und mehr Möglichkeiten für andere Cloud-Anbieter zu schaffen.
"Weltweit haben bereits mehr als 100 Cloud-Anbieter von diesen Änderungen Gebrauch gemacht", so der Unternehmenssprecher. "Und wie die neuesten unabhängigen Daten zeigen, bleibt der Wettbewerb zwischen Cloud-Hyperscalern gesund. Im letzten Quartal 2022 konnten Microsoft und Google leichte Zugewinne gegenüber AWS verzeichnen, das weiterhin mit deutlichem Abstand Marktführer bleibt."