Was ist bloß los bei Apple?
Das Geschäft mit iPhone, Macbook & Co. läuft mehr als rund, aber im Management des Konzerns findet gerade ein mittleres Erdbeben statt. Das könnte künftig auch Auswirkungen auf Apple-Reseller haben.
Am schlechten Geschäft liegt es keinesfalls, dass im Management des Apfel-Konzerns das Stühlerücken nicht aufhören will. Für das Weihnachtsquartal rechnet man bei Apple mit neuen, nie dagewesenen Rekordumsätzen. Insbesondere die iPhone-17-Produktfamilie erfreut sich – mit Ausnahme des "iPhone Air" - bester Nachfrage. Apple CEO Tim Cook teilte kürzlich mit, dass das diesjährige Dezemberquartal den höchsten Umsatz überhaupt bringen werde. Erwartet wird ein Wachstum von 10 bis 12 Prozent.
Wer die Nachrichten über das Top-Management des US-Konzerns verfolgt, könnte allerdings den Eindruck gewinnen, beim kalifornischen Computerprimus sei gerade das Kinderspiel "Reise nach Jerusalem" höchst beliebt. Ständig verlassen langjährige, treue Mitarbeiter das Unternehmen – oder ziehen das zumindest in Erwägung.
Jüngstes Beispiel: Apples Chip-Chef Johny Srouji. Er leitet bisher die erfolgreiche Hardware-Technik-Sparte und zieht Berichten der US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge den Wechsel in ein anderes Unternehmen in Betracht. CEO Tim Cook soll höchst besorgt sein und will Srouji unbedingt im Unternehmen halten. Überlegt werde, für den erfahrenen und erfolgreichen Technikexperten sogar die Stelle des Chief Technology Officer (CTO) neu zu besetzen – eine Position, die es bei Apple seit Jahrzehnten nicht mehr gab.
KI- und Design-Leiter weg
Verabschiedet hat sich bei Apple KI-Chef John Giannandrea, der rund acht Jahre die Sparte leitete. Er geht im Frühjahr 2026 in Ruhestand. Giannandrea stand bei Apple zuletzt in der Kritik: Die Probleme und Verzögerungen beim Sprachassistenten Siri und bei Apple Intelligence werden dem KI-Chef angelastet. Giannandrea war im Jahr 2018 von Google zu Apple gekommen. Neu ins Unternehmen kommt „Vice President of AI“ Amar Subramanya, der zuvor für Google und Microsoft tätig war. Subramanya ist Apples Software-Chef Craig Federighi unterstellt.
Zuvor war angekündigt worden, dass Apples ebenfalls umstrittener Interface-Design-Leiter Alan Dye zu Meta wechselt. Mit zum Zuckerberg-Konzern nimmt er Apples "Design Leader" Billy Sorrentino, der zuletzt Neuerungen bei Apple Intelligence verantwortete. Die Nachfolge von Dye tritt mit Interface-Designer Steve Lemay ein langjähriger Apple-Mitarbeiter an. Damit fehlt bei Apple weiterhin ein Top-Designer auf oberster Führungsebene wie Jonathan "Jony" Ive, der Apple Ende des Jahres 2019 verließ.
Umweltchefin und Chefjuristin weg
Die für Umwelt und soziale Initiativen verantwortliche Spitzenmanagerin Lisa Jackson wird den Konzern ebenfalls verlassen. Jackson war zuvor Chefin der US-Umweltschutzbehörde EPA unter US-Präsident Barak Obama und hat die Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien bei Apple massiv vorwärtsgebracht. Sie steht hinter dem Ziel des Unternehmens, zum Jahr 2030 klimaneutral zu arbeiten – einschließlich der kompletten Lieferkette. Unter Trump wird das Thema nicht mehr so hoch aufgehängt: Die Position von Jackson wird offenbar nicht mehr neu besetzt, die Sparte soll aufgeteilt werden.
Auch die bisherige Apple-Chefjustiziarin Kate Adams ist bald nicht mehr da. Sie geht im kommenden Jahr in den Ruhestand. Ihre Position wird ab März 2026 von Neuzugang Jennifer Newstead besetzt. Sie kommt von Meta und war dort bereits als Chefjuristin tätig. Während der ersten Regierung Trump arbeitete Newstead als Chefjuristin im US-Außenministerium.
Vertriebsstrategie im Umbruch
Auch im Vertriebsbereich kommt es zu Veränderungen bei Apple. Der Konzern soll "Dutzende" Positionen im US-Sales gestrichen haben, meldete kürzlich die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Das gilt bei Apple als seltene Ausnahme. Während es bei Meta, Microsoft oder Google nach der Coronazeit immer wieder zu Stellenstreichungen kam, hielt Apple sein Personal weitgehend zusammen. Jetzt plant der Computerhersteller den US-Berichten zufolge, dass verstärkt Apple-Reseller die Aufgaben des direkten Vertriebsteams übernehmen sollen. Sollte diese Strategie künftig auch in Europa umgesetzt werden, wäre das ein Novum. In Deutschland gaben zuletzt langjährige Partner wie die Shopkette "Gravis" auf, weil Apple die eigenen Shops forcierte und Resellern das Leben schwer bis unmöglich machte.
Wann geht Tim Cook?
Der enorme Aderlass im Apple Top-Management könnte damit in Zusammenhang stehen, dass CEO Tim Cook den "Laden" nicht mehr gänzlich im Griff hat. Die Financial Times hatte im November berichtet, dass der CEO selbst womöglich bereits 2026 die Segel streicht, was Apple allerdings nicht kommentierte. Der 65-jährige Cook ist seit 15 Jahren Apple-Chef. Sollte er den Posten räumen, wird er aber höchstwahrscheinlich nicht geschasst, sondern aufsteigen – zum "Chairman of the Board of Directors". Der bisherige Vorsitzende Arthur D. Levinson wurde in diesem Jahr 75 Jahre alt und tritt nicht mehr an. Als Nachfolger von Cook wird der 50-jährige Leiter der Hardware-Entwicklung John Ternus gehandelt. Doch ob und wann sich diese prominente Personalie bewahrheitet, ist wesentlich weniger gewiss als die nächste Vorstellung von neuen iPhones und Macbooks.
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