"Wie der Dotcom-Boom": Vertiv kann Expansion nicht schnell genug gehen

Die 200 Mio. Dollar-Akquisition von Great Lakes Data Racks & Cabinets hat Vertiv keine vier Wochen nach Bekanntgabe abgeschlossen. Die Blitzübernahme hat einen Grund: Der Komponentenhersteller für Rechenzentren sieht eine geradezu explodierende Nachfrage, die den Börsenkurs rasant steigen lässt.

Gio Albertazzi, Chief Executive Officer von Vertiv. Der KI-Boom treibt den Bau, bzw. Modernisierung von Rechenzentren weltweit an. Datacenter-Ausrüster wie Vertiv profitieren davon (Foto: Vertiv)

Fast auf den Tag der Bekanntgabe des Deals meldet Vertiv den erfolgreichen Abschluss. Sein Produktportfolio hat der globale Anbieter für Rechenzentrumsinfrastrukturen nun erweitert. Great Lakes steuert innovative Server-Racks und integrierte Infrastrukturlösungen bei: Standard- und kundenspezifische Racks, integrierte Schränke, seismische Schränke und erweiterte Kabelmanagementlösungen für Nachrüstungen und Greenfield-Anwendungen.

Great Lakes wurde 1985 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Edinboro, Pennsylvania, USA. Das Unternehmen betreibt Fertigungs- und Montagestandorte in den USA und Europa, entsprechende Dienstleistungsangebote eingeschlossen. Vertiv dagegen hat ein globales Servicenetzwerk.

"Wir freuen uns, das Team von Great Lakes offiziell bei Vertiv willkommen zu heißen und mit der Entwicklung neuer White-Space-Lösungen zu beginnen", kommentiert Gio Albertazzi, Chief Executive Officer von Vertiv. "Great Lakes bringt außergewöhnliche Talente und Fähigkeiten mit, die unsere Fähigkeit zur Bereitstellung umfassender Infrastrukturlösungen verbessern und die Möglichkeiten von Vertiv zur maßgeschneiderten Anpassung und schnellen Konfiguration für KI- und High-Density-Computing-Umgebungen weiter ausbauen werden", ergänzt der Firmenchef.

Die Integration der Expertise von Great Lakes in das bestehende Portfolio von Vertiv soll für Kunden deutliche Vorteile wie eine optimierte Infrastruktur-Beschaffung und eine schnellere Bereitstellung durch vorgefertigte Lösungen mit sich bringen. Vertiv mit seinen Stromversorgungs- und Kühlungslösungen stellt sich auf Skalierbarkeit für KI- und Edge-Computing-Anwendungen ein, dazu muss neben den Produkten auch der Support für den Vertriebskanal ausgebaut werden – und das alles muss sehr schnell gehen.

"Wie Dotcom-Boom damals "

Denn KI treibt den Bau von Rechenzentren überall auf der Welt an. Die Transformation von einer digitalisierten in eine datenanalytisch basierte Wirtschaft löst eine gewaltige Nachfrage nach IT-Infrastruktur aus wie zuletzt vor mehr als 25 Jahren. "Es ist wie im Dotcom-Boom damals. Man sieht diese einmaligen Chancen in unserer Branche, die gerade jetzt da ist", zieht Alex Johnson, Vertivs Channel-Chef für Nordamerika den historischen Vergleich vergangenen Mai im Interview mit CRN USA.

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Anders als in der kurzen Zeit der völlig übertriebenen Internetspekulation vor allem an den Börsen, mit abruptem Ende der Blase, die sich genau Datieren lässt (am 20. März veröffentliche das US-Wirtschaftsmagazin Barron's den legendär gewordenen Bericht über die Verluste von Internetunternehmen und wann ihnen das Geld ausgeht), dürfte KI sicher kein Luftschloss sein. Die wundersamen Milliardenvermögen der Internet-Hasardeure und Betrüger waren ja real betrachten kaum das Papier wert, auf dem sie gehandelt wurden. Während sich KI tatsächlich in den Bilanzen der IT-Unternehmen niederschlägt. "Die Nachfrage ist enorm. Wir gehen davon aus, dass dies auch in den nächsten drei bis vier Jahren so bleiben wird", so Vertiv-Manager Johnson.

Zu Akquisitionen kommt hinzu, dass der Anbieter neue Partnerinitiativen startete, um die Zahl der zertifizierten Lösungsarchitekten, Vertriebsingenieure und sonstige technische Führungskräfte bei Partnerunternehmen schnell auszubauen. Zu Jahresanfang startete Vertiv "Accelerated Compute Partner Program", ein eine eineinhalb Tage dauernde Fortbildung, bei der Themen wie Stromversorgung, Kühlung und andere Details vertieft werden.

Rasante Aufholjagt an der Böse

Die hervorragende Konjunktur im Umfeld von Rechenzentren und Vertivs starke Marktposition spiegelt sich an der Böse wider. In der Unsicherheit bezüglich der US-Zölle sank der Aktienkurs von Vertiv Angang April auf 60 US-Dollar. Kaum hatte sich der Schock gelegt, ging es rasant nach oben: Ende Juli stand das Papier bei 145 Dollar auf Jahreshöchststand. Aktuell bei 126 Dollar ist das immer noch mehr als doppelt so viel wie Anfang April.

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