Übergabe Systemhaus Foxit: "Wir sind noch lange nicht auf dem Gipfel"

Franz Obermayer spricht nicht nur von einem "enkeltauglichen" Unternehmen. Er macht Nägel mit Köpfen und legt die Führung der Systemhausgruppe Foxit die Hände der jungen Generation. Vom richtigen Zeitpunkt, loszulassen zu können.

Franz Obermayer Senior legt die Führung der Foxit in die Hände seines Sohnes Franz Obermayer Junior, der gemeinsam mit Geschäftsführer Stefan Meyer (re.) künftig die Systemhausgruppe führt (Foto: CRN)

Ein Ort mit Symbolkraft, der zudem den Charakter des IT-Unternehmers, Landwirts und Wertebewahrers Franz Xaver Obermayer aus Oberbayern nicht besser hätte gewählt werden können: Mittelstation Hochfelln, 1075 Meter hoch gelegen in die Chiemgauer Alpen. Rund 100 Gäste, Geschäftspartner, Herstellervertreter, Mitarbeiter, drei Bürgermeister, Freunde und Familienangehörige, waren zum Festakt der Firmenübergabe nach Bergen in die Panoramagaststätte gekommen. Nebel versperrte den Gipfelblick. Um so klarer die Worte des sichtlich stolzen Obermayer Senior, der den Zeitpunkt für gekommen hält, die Foxit Gruppe offiziell an die junge Generation weiterzugeben.

Sohn Franz Obermayer Junior, Wirtschaftsinformatiker, Security-Experte und Leiter des SOC, ist 27 Jahre jung, Stefan Mayer, technischer Leiter und Berater, 41 Jahre. Beide sind Geschäftsführer der Foxit und werden die 1992 gegründete Systemhausgruppe (damals F. Obermayer Datentechnik), die mit Zukäufen auf mittlerweile 65 Mitarbeiter gewachsen ist, leiten.

Keine Investorenstory stattdessen weiter in Familienbesitz

Zum Gipfel des Hochfelln sind es noch gute 600 Höhenmeter. Vom Vater und Unternehmensgründer Franz Obermayer erhalten Sohn und GF-Kollege Mayer einen Rucksack voller Ratschläge. "Der Weg ist das Ziel", sagt der Senior. Wobei "Senior" relativ ist und niemand glauben sollte, dass der 55.-jährige Obermayer mit seiner Frau "Sigi" nun im Kreuzfahrtschiff die Welt umrunden wird. Nicht weil, sie es sich nicht leisten könnten. Hätte Obermayer eines der vielen Investorenangebote für die Foxit Group angenommen, wäre ein Privatjet samt Piloten locker drin gewesen. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag hat schon so machen Unternehmer den Claim "Made in Germany" vergessen lassen. Nicht so Obermayer. Erbe verpflichtet: es zu erhalten, zu mehren, an die Kinder weitzugeben und einen Teil der Erträge sozialen Einrichtungen zukommen zu lassen, ist für ihn eine nicht verhandelbare Grundeinstellung. Ebenso wie seine Überzeugung, dass Landwirtschaft im Einklang mit der Natur und Ressourcenverbrauch innerhalb einer Kreislaufwirtschaft funktionieren können.

Mitarbeiter der Foxit sammelten für Fox Helps. Der von Franz Obermayer gegründete Verein setzt sich vor allem für Kinder in Afrika ein (Foto: CRN)

So wird man den gelernten Landwirt und Biobauern nun öfter auf dem Traktor in Kirchweidach antreffen, Hof und Felder winterfest machend. So mancher Audit wird den Datenschutzexperten wohl auch weiter beschäftigen, und womöglich werden die Jungen doch sein Angebot wahrnehmen, "beratend an der Seite zu stehen".

Tradition mit Innovation verbinden

Ein Rat: Fehlerkultur zulassen. Denn "Erfahrung ist die Summe aller Fehler", sagt Obermayer. Warum sollte also der Junior hinfallen, wenn der Senior schon so einige tiefe Täler durchschreiten musste? Finanzkrise 2008 zum Beispiel. Schon zugesicherte Aufträge fielen weg, die Abhängigkeit von einzelnen Kunden rächte sich, Foxit musste sich von einigen Mitarbeitern trennen. Die Folge: seither achtet der Chef darauf, dass kein Kunde für mehr als 9 Prozent der Wertschöpfung des Systemhauses steht.

Zur Tradition behört bei Foxit auch ein hohes Maß an Verlässlichkeit und Stabilität, obwohl die Obermayers wissen, dass es kaum eine andere Branche als die IT gibt, die mit einer so hohen Dynamik auf Veränderungen des Marktes und der Geschäftsmodelle reagieren muss. "Wir wechseln nicht die Hersteller, wie die Fahne im Wind", sagt Obermayer Senior. Vier Hersteller spielen schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle im Portfolio der Foxit: Lancom für den Netzwerkbereich, Logpoint und WithSecure im Security-Bereich sowie Dell bei IT-Infrastrukturprojekten. Bei den VADs TIM und Prianto kauft Foxit bevorzugt ein. Fokussierung bei Lieferanten und im Portfolio hält das Systemhaus für einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Den Fokus seiner Systemhauses änderte Franz Obermayer Senior schon so einige Male im Laufe von mehr drei Dekaden – und das durchaus disruptiv. "Gefahr entsteht, wenn man sich allzu sicher ist", sagt er.

So beendete der Unternehmer die Softwareprogrammierung, unter anderem für damals innovative Mobility-Lösungen aus Basis von Microsoft CE und mobilen Clients (GSM-fähige Handhelds). Trennte sich vom Privatkundengeschäft, als Vobis, Escom und Aldi die PC-Welle lostraten. Security und vor allem Datenschutz samt Awareness-Schulungen (heute gebündelt in der Complimant AG) wurde immer wichtiger, Managed Services und Infrastruktur ebenso. "Bloß keinen Bauchladen", warnt der Unternehmer davor, sich zu verzetteln.

Erfolg braucht Leidenschaft

Ein Bild, das Kleidung, Person, Menschliches Gesicht, Lächeln enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Franz Obermayer und Peter Hartl (CEO Synaforce) haben beide 1992 ihr Systemhaus-Geschäft gestartet. Sie sind langjährige Geschäftspartner und Freunde (Foto: CRN)

Viele mittelständische Kunden aus der Region, Konzerne aus der Pharmaindustrie, Versorger und kürzlich abgeschlossene Verträge mit Europas größtem Softwarehersteller und einem der führenden US-Hyperscaler sorgen für florierende Geschäfte. Der Senior übergibt ein bestens bestelltes Systemhaus, nicht ohne an eine Voraussetzung zu erinnern, die man für jede erfolgreiche Unternehmung zwingend braucht, will man ein Erbe nicht nur verwalten: man braucht Leidenschaft. "Für Dinge, die man gut machen will, muss man brennen", so ein Ratschlag an die neuen Geschäftsführer der Foxit.

Loslassen fällt IT-Unternehmer Franz Obermayer nicht schwer. Man kann sich aber an diesem Abend auf halbem Weg zum Hochfelln nicht vorstellen, dass für ihn und Frau Sigi die Zeit gekommen ist, um ins Austragshäusl umzuziehen.

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