Tschüss, AVM!

Der Hersteller der Fritz-Boxen heißt nicht mehr AVM, sondern – wie die Produkte – Fritz! Mit dem Wechsel will die Firma ihre Fritz-Marke in den Vordergrund stellen – und internationaler werden. Ob das gut geht?

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Der im Jahr 1986 gegründete Berliner Hersteller AVM heißt ab sofort Fritz! GmbH. (Foto: Fritz! GmbH)

Fritz ist ein männlicher, deutscher Vorname und die Kurzform von Friedrich. Es soll Bundeskanzler geben, die so heißen. Auch den Nachnamen "Fritz" gibt es, außerdem Koseformen wie "Fritzchen" oder "Fritzi". Bei vielen unserer europäischen Nachbarn gilt "Fritz" als der typische deutsche Name schlechthin. In Polen heißt Fritz Frycz, in der sorbischen Sprache gibt es Fryco. Im Englischen und Russischen hat "Fritz" eine negative Konnotation. Vergleichbar mit der Bezeichnung "Iwan" für Russen ist "Fritz" eine abwertende Bezeichnung für Deutsche, so, wie die US-Amerikaner die Deutschen als "Krauts" bezeichnen.

Alle diese Benennungen stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs – aber der ist zum Glück schon 80 Jahre vorbei. Dennoch ist "Fritz" als Ersatz für AVM ein durchaus mutiger Schritt, denn wer nicht über einen kleinen Schuss Humor verfügt, könnte den neuen Firmennamen "Fritz" eben doch als eine Art deutschen Revisionismus missdeuten. Dieser Verdacht lässt sich aber dadurch entkräften, dass die Fritz! GmbH zwar in Berlin ansässig, aber hinsichtlich der Besitzverhältnisse – abgesehen von einem Minderheitsanteil der Gründer - gar kein deutsches Unternehmen mehr ist. Der luxemburgische Investor Imker Capital Partners hatte im Sommer 2024 AVM übernommen.

Inflationäres Kürzel

Nachvollziehbar ist der Abschied vom Namen AVM nach 39 Jahren durchaus auch deshalb, weil die bisherige AVM Computersysteme Vertriebs GmbH mit ihrem Kürzel AVM nicht gerade exklusiv unterwegs war. So gibt es seit 2018 in München den Hörbuchverlag Audio Verlag München, abgekürzt avm. Im Ort Malsch (Landkreis Karlsruhe) ist der renommierte HiFi-Gerätehersteller Audio Video Manufaktur GmbH (AVM) ansässig, der ebenso wie die Berliner AVM im Jahr 1986 gegründet wurde.

Man darf unterstellen, dass die vier Studenten Ulrich Müller-Albring, Peter Faxel Jörg-Detlef Gebert und Johannes Nill bei der AVM-Firmengründung in Berlin nichts von dem gleichnamigen Anbieter in Baden-Württemberg wussten – die Möglichkeit einer schnellen Internet-Recherche bestand damals noch nicht. Der Name AVM stand für "Audiovisuelles Marketing" und bezog sich auf die Anfänge des Unternehmens als BTX-Dienstleister. Für die Jüngeren: BTX steht für Bildschirmtext, eine Art Steinzeit-Internet, für dessen Nutzung man ein spezielles Telefon-BTX-Terminal benötigte.

Internationale Expansion

Die Namensänderung kommt nun also unter dem neuen Inhaber. Wie jeder Investor setzt Imker Capital Partners auf Wachstum. Da AVM im deutschsprachigen Raum mit seinem gesamten Fritz-Ökosystem bekannt ist wie ein bunter Hund, kann eine nennenswerte Expansion wohl nur gelingen, indem man die internationale Präsenz der Marke ausbaut. Die bereits seit diesem Frühjahr genutzte fritz.com-Internetpräsenz ist wohl der erste logische Schritt in diese Richtung.

Kein Umbruch für Reseller

Im Handel wird der Abschied von AVM schleichend stattfinden. Viele Partner führen die Produkte noch unter dem Firmennamen AVM in ihren Shops. In den kommenden Monaten werden noch Produktverpackungen mit dem bisherigen Firmennamen im Umlauf sein. In einer Mitteilung betont Fritz alias AVM: "Die Namensänderung betrifft ausschließlich die Firmenbezeichnung – für Partner und Kunden ändert sich nichts."

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