Trump verhilft Apple zu Rekord-Quartal
Zu einem äußerst ungewöhnlichen Zeitpunkt vermeldet Apple ein Rekordquartal mit über 94 Milliarden Dollar Umsatz. Das ist wohl vor allem dem Zoll-Chaos von US-Präsident Donald Trump zu verdanken, durch das viele Kunden Verteuerungen bei iPhones, Macs und Co. befürchten.
Apple konnte im zweiten Kalenderquartal 2025, dem Q3 seines Geschäftsjahres, überraschend eine neue Bestmarke aufstellen und mit über 94 Milliarden US-Dollar einen neuen Umsatzrekord für die Zeitspanne zwischen April und Juni vermelden. Dementsprechend zeigte sich CEO Tim Cook hoch erfreut: "Apple ist stolz darauf, heute einen Umsatzrekord für ein Juniquartal mit zweistelligem Wachstum bei iPhone, Mac und Services sowie weltweitem Wachstum in allen geografischen Regionen bekannt zu geben." Auch sein Finanzchef Kevan Parekh zeigte sich bei der Vorstellung der Zahlen "sehr zufrieden mit unserer Rekordgeschäftsentwicklung im Juniquartal" und der damit erzielten Steigerung des Gewinns pro Aktie um 12 Prozent.
Zoll-Eskapaden verteuern Apple-Geräte
Dabei sind durchaus Zweifel angebracht, inwieweit es Apples eigener Verdienst ist, dass es seinen Umsatz ausgerechnet inmitten der globalen Wirtschaftskrise und zudem im für gewöhnlich eher schwachen Q2 um knapp 10 Prozent steigern konnte. Vielmehr legt ein genauer Blick auf die Zahlen nahe, dass der Überraschungserfolg vor allem einem ganz anderen Faktor zu verdanken ist: Donald Trump. Denn der US-Präsident hat mit seinen ständigen erratischen Androhungen und Änderungen bei den Strafzöllen für einen enormen Nachfrageboom nach Apple-Geräten gesorgt.
Gerade aktuell überbieten sich die Regierungen der USA und China wieder mit gegenseitigen Zoll-Androhungen. Statt wie von Trump erhofft, Apples Produktion zurück in die USA zu holen, führen diese in der Realität zu Verteuerungen der in China produzierten Geräte, auf die Apple wiederum mit einer Verlagerung von Teilen der Produktion nach Indien reagiert hat. Nicht zuletzt deshalb will Trump wohl ab 1. August auch Indien mit neuen Zöllen auf Elektronik belegen.
Natürliche Nachfrageexplosion oder Angstkäufe
Um weitere Preiserhöhungen zu vermeiden, ziehen viele Unternehmen und Privatkunden deshalb nun ihre für die Zukunft geplanten Käufe vor. Parekh hingegen argumentierte: "Unsere installierte Basis aktiver Geräte hat über alle Produktkategorien und geografischen Regionen hinweg ein neues Allzeithoch erreicht, dank unserer sehr hohen Kundenzufriedenheit und -treue."
Um diese These zu überprüfen, lohnt sich ein genauerer Blick auf Apples wichtigstes Produkt, das iPhone. Bei dessen Absatz zeigte sich der Effekt besonders deutlich. Während die Kunden sich hier im Sommer üblicherweise eher zurückhalten und auf die Vorstellung der neuen Generation im Herbst warten, mit der zugleich die Vorgänger günstiger werden, haben sich in den letzten Monaten ungewöhnlich viele Kunden noch schnell mit den aktuellen Modellen eingedeckt. Der Umsatz mit iPhones schnellte dadurch im zweiten Quartal um fast 14 Prozent auf knapp 45 Milliarden Dollar nach oben und wuchs damit sechsmal so stark wie von den großen Analysehäusern prognostiziert. Dabei hatten die Marktforscher in ihren Vorhersagen bereits einige vorgezogene Käufe durch die ersten Zollvorstöße im Frühjahr eingerechnet.
Schwächerer Absatz des iPhone 17 droht
Allein die von der Apple-Führung beschworenen Maßnahmen wie Rabattaktionen in China dürften bei Weitem nicht ausreichen, diesen plötzlichen Ansturm auf die bald abzulösende Modellgeneration zu erklären. Zumal Apples iPhones der Konkurrenz gerade beim wichtigen Thema KI inzwischen deutlich hinterherläuft. Vielmehr ist also damit zu rechnen, dass die Absatzspitze nach der Vorstellung des iPhone 17 im Herbst durch die aktuellen Käufe deutlich kleiner ausfallen wird.
Eine Schlussfolgerung, der Apple-Chef Tim Cook allerdings nur sehr bedingt folgen will. Er schätzte die Auswirkungen der vorgezogenen Käufe auf den Umsatzsprung im Rahmen der Vorstellung der Quartalsergebnisse auf lediglich etwa ein Prozent. Zudem freute er sich, dass die Mehrkosten durch die volatile Handelspolitik seiner Regierung mit 800 Millionen Dollar im Q2 um rund 100 Millionen Dollar unter den ursprünglichen Berechnungen lagen. Ein schwacher Trost angesichts der für das Q3 erwarteten weiteren 1,1 Milliarden Dollar an Zusatzkosten.
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