Speicherengpass: Lenovo sieht sich "auf der Gewinnerseite"
Lenovos Senior Vice President Ryan McCurdy prognostiziert gegenüber CRN, dass der enorme Hardware-Bedarf der Hyperscaler die Engpässe bei DRAM und NAND-Speicher weiter vorantreiben wird. Auch, weil die Hersteller diese Entwicklung aus seiner Sicht verschlafen haben. Lenovo und seine Partner seien indes gut für die kommende Speicherkrise aufgestellt.
Im letzten Quartal konnte Lenovo einen Rekordumsatz, einen deutlichen Anstieg der Infrastrukturverkäufe und eine anhaltende Dominanz in der PC-Kategorie verzeichnen. Statt auf diese Erfolge richtet das Unternehmen seine Aufmerksamkeit derzeit allerdings ganz auf die sich abzeichnenden Speicherengpässe, erklärte Ryan McCurdy, Führungskraft bei Lenovo, gegenüber CRN. "Wir gehen davon aus, dass wir diese Situation am besten meistern werden", sagte McCurdy, Senior Vice President und Präsident von Lenovo für Nordamerika. "Dazu muss man jedoch proaktiv sein und gemeinsam mit seinen Partnern und Kunden planen. Wir widmen diesem Thema unverhältnismäßig viel Zeit, und ich denke, dass es die nächsten Quartale dominieren wird."
Aus seiner Sicht steht der Markt für DRAM- und NAND-Speicher vor der größten Angebots-Nachfrage-Lücke seit zehn Jahren. Das werde wahrscheinlich zu einer systemischen Verknappung in der gesamten Branche führen, die von den großen Hyperscalern vorangetrieben wird, so McCurdy. "Das hat Auswirkungen auf jedes Gerät, das Festplatten und Speicher verwendet, zudem betrifft es auch CPUs und alles hängt zusammen. Als Beobachter der Lieferkette finde ich das sehr spannend, aber es ist auch derzeit das dominierende Thema Zeit und zugleich Teil einer größeren Entwicklung."
Verdopplung der Speicherpreise möglich
McCurdy erklärte, die Branche bereite sich auf einen Speicherengpass vor, der vom Rechenzentrum bis zum Smartphone reichen und zu einer Verdopplung der DRAM- und NAND-Preise führen könnte. Schon jetzt führe die Situation zu einer verschärften Konkurrenz um die Zeit und Kapazitäten in einer begrenzten Anzahl von Chipfabriken. "Entsprechende Kapazitäten hätten schon vor Jahren online gehen müssen", sagte er. "Man muss diese Fabriken und die dafür erforderliche Energieversorgung erst aufbauen. Und die größten Hyperscaler – Sie wissen wer gemeint ist, auch wenn ich die Namen hier nicht nennen werde – wollen alle sicherstellen, dass sie ihre gigantischen Infrastruktur-Modelle weiterentwickeln können. Und das hat Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem."
Eine Situation, auf die sich Lenovo auch dank der Lehren aus der Vergangenheit gut vorbereitet sieht. McCurdy sagte, Lenovo habe in den letzten Jahren eine dynamische Lieferkette aufgebaut, die bereits ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt habe, plötzliche Veränderungen und Unwägbarkeiten wie handelspolitische Maßnahmen im Zusammenhang mit Zöllen und der globalen Geopolitik zu bewältigen. "Sie haben gesehen, wie wir das in den letzten Jahren gemacht haben. Wir sind auf der Gewinnerseite. Wir haben die Lieferkette. Wir haben die Beziehungen", ist er sich sicher. "Lassen Sie uns reden, lassen Sie uns planen. Lassen Sie uns sicherstellen, dass wir diese Zeit gut meistern."
Lenovo will Partnern proaktiv durch die Krise helfen
Der neue Channel-Chef von Lenovo, Wade McFarland, hat vor 13 Wochen sein Amt angetreten. Er sagte, er habe in letzter Zeit viel Zeit damit verbracht, mit Distributoren und führenden Partnern darüber zu sprechen, wie Lenovo die sich abzeichnende Verknappung abmildern will. "Ich denke, wir sind mit unseren Partnern sehr gut aufgestellt. Ich setze auf die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten und wie wir proaktiv entsprechende Gespräche führen, bevor diese Ereignisse eintreten, die sich meiner Meinung nach wahrscheinlich Anfang des Jahres konkretisieren werden", sagte McFarland. "Ich denke, das ist es, was hilfreich ist: einfach proaktiv zu sein, mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten und uns durch diese unsicheren Zeiten zu navigieren, die auf uns zukommen."
Lenovo meldete letzte Woche einen Rekordumsatz von 20,4 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2025/26 entspricht. Darüber hinaus meldete das an der Hongkonger Börse notierte Unternehmen einen Anstieg des Nettogewinns um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 512 Millionen US-Dollar.
Der größte Teil des Umsatzes von Lenovo, etwa 15,1 Milliarden US-Dollar, stammte aus dem Geschäftsbereich Intelligent Devices Group, der PCs, Telefone, Tablets und Peripheriegeräte herstellt. Dieser Geschäftsbereich steigerte seinen Umsatz um 12 Prozent, unterstützt durch die Nachfrage nach KI-PCs, die mittlerweile 33 Prozent aller PC-Lieferungen ausmachen, so das Unternehmen.
Das Infrastrukturgeschäft des Unternehmens erzielte einen Umsatz von 4,1 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, da die Neptune-Reihe der direkt auf dem Chip flüssigkeitsgekühlten Server des Unternehmens eine starke Nachfrage seitens Cloud-Dienstleistern, Unternehmen und KMUs verzeichnete.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com
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