Proofpoint-CEO zum "bahnbrechenden" 1,8-Mrd.-Deal mit Hornetsecurity

Proofpoint sorgte mit dem Kauf von Hornetsecurity für einen Paukenschlag. Mit dem Microsoft 365-Sicherheitsspezialisten aus Hannover will der US-Security-Anbieter stark wachsen – vor allem in den USA. Hornetsecurity löse viele Probleme heutiger MSPs, sagt CEO Sumit Dhawan. Wie geht es für weiter im Channelvertrieb? Wann geht Proofpoint an die Börse? Das CRN-Interview.

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Treiben nun unter einem Dach ihre globale Expansion für KMU-Security voran – über MSPs: Proofpoint-Chef Sumit Dhawan (li.) und Daniel Hofmann, Gründer und CEO Hornetsecurity (Foto: Proofpoint/Hornetsecurity)

Mit dem Abschluss der Übernahme von Hornetsecurity am Montag gab Proofpoint erstmals den genauen Kaufpreis für die Transaktion bekannt: 1,8 Milliarden US-Dollar – 800 Mio. Dollar mehr als ursprünglich kolportiert (CRN berichtete). Es ist die größte Übernahme in der 23-jährigen Geschichte von Proofpoint.

Die Übernahme ermöglicht es dem US-Securityanbieter, über den Unternehmensbereich hinaus zu expandieren und mit dem MSP-freundlichen Angebot von Hornetsecurity, das sich bisher weitgehend auf die DACH-Region konzentriert hat, massiv in den US-amerikanischen KMU-Markt vorzubringen, erläuterte Proofpoint-CEO Sumit Dhawan in einem Interview mit CRN.

"Dies ist ein Wendepunkt. Für unsere Partner, die bereits in der Vergangenheit mit Proofpoint zusammengearbeitet und sich gewünscht haben, dass die Leistungsfähigkeit der Proofpoint-Sicherheitslösungen auch für kleinere Kunden verfügbar ist, ist dieser Wunsch nun in Erfüllung gegangen", so Dhawan.

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Kernprodukt von Hornetsecurity ist 365 Total Protection, eine Multi-Tenant-Plattform für MSPs, die E-Mail-Sicherheit, Backup und Zugriffskontrolle sowie Sensibilisierungsschulungen und Compliance bietet. Das in Hannover ansässige Unternehmen erzielte zuletzt einen jährlich wiederkehrenden Umsatz (ARR) von umgerechnet 200 Mio. Dollar, mit einer Wachstumsrate von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Daniel Hofmann, Gründer und CEO von Hornetsecurity, wird die Einheit innerhalb von Proofpoint weiterhin leiten.

Der Abschluss der Übernahme von Hornetsecurity, die ursprünglich im Mai angekündigt wurde, wird auch dazu beitragen, die Pläne von Proofpoint für die Rückkehr an die Börse voranzutreiben. Das Unternehmen strebt bereits im nächsten Jahr einen Börsengang an, wie Dhawan gegenüber CRN erklärte.

Proofpoint hat sich kürzlich mit Investoren getroffen und bisher positive Rückmeldungen erhalten, was bedeutet, dass "2026 hoffentlich das Jahr" für den Börsengang des Unternehmens sein wird, so Dhawan. Der Anbieter befindet sich seit 2021 in Privatbesitz, als er von Thoma Bravo für 12,3 Mrd. Dollar übernommen wurde.

Proofpoint erzielte 2024 einen Jahresumsatz von über 2 Mrd. Dollar, wie das Unternehmen zuvor bekannt gegeben hatte. Dhawan erklärte, der Anbieter habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 einen Jahresumsatz von 5 Mrd. zu erreichen. Der Umsatz wachse Jahr für Jahr im zweistelligen Bereich, das Unternehmen habe eine "sehr gesunde" Kundenbindungsrate, so der CEO.

"Wenn ich mir die Sicherheits-Branche anschaue, gibt es wahrscheinlich nur eine Handvoll Unternehmen, die einen Software-ARR mit einem solchen Wachstumsprofil haben", sagte Dhawan.

Hier das Interview von CRN mit Dhawan:

CRN: Wie schätzen Sie die Chancen für MSPs im Rahmen des Hornetsecurity-Deals ein?

Sumit Dhawan: Kleine Unternehmen haben derzeit einen hohen Bedarf an Cybersicherheit. Für MSPs ist es jedoch keine angenehme Erfahrung, einen Cyberstack für Unternehmen zusammenzustellen. Was wir beim MSPs oft beobachten, ist, dass Kunden schlechte Erfahrung machen, die Kostenstruktur nicht auskömmlich ist, was für MSPs geringe Margen bedeutet. Sie kämpfen zudem mit einer ständigen Fluktuation: verlieren Kunden, tun sich schwer, neue zu gewinnen. Und das Hinzufügen neuer Dienste ist für sie ein Albtraum. Sie brauchen eine Art MSP-Plattform, um zusätzlich zu den Diensten, die sie bereits für kleine Unternehmen bereitstellen, auch Cybersicherheit anzubieten. Cybersicherheit ist eine natürliche Weiterentwicklung dessen, was KMUs von ihren MSPs erwarten. Ohne eine solche Plattform müssen MSPs eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien zusammenstellen. Unsere Übernahme von Hornetsecurity ändert das.

Inwiefern?

Dhawan: Jetzt müssen sich MSPs keine Gedanken mehr über mehrere Tech-Stacks, mehrere Abrechnungssysteme, mehrere Programme machen, die ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen. Hornetsecurity bietet ein einziges Programm, ein einziges Abrechnungssystem, eine einzige Technologie, die immer auf dem neuesten Stand ist. Über ihr Control Panel können MSPs alle ihre Kunden nahtlos verwalten, unabhängig davon, auf welcher Ebene sie sich in Bezug auf Cyberservices befinden.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale von Hornetsecurity?

Dhawan: Es vereint wirklich alles, was zur Sicherung, zum Schutz und zur Einhaltung der Compliance mit Microsoft 365 benötigt wird, in einer einzigen Plattform – mit mehreren Tarifen, zu denen die Kunden [der MSPs] wechseln können, wenn sie den Wert der Cybersicherheitsplattform erkennen. Es ist eine wunderschön gestaltete Plattform, die sich bewährt hat.

Hornetsecurity ist ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen US-Dollar, das damit in Europa führend in seinem Segment und weltweit fast führend ist. Und das trotz seiner geringen Präsenz in den USA. Die Alternative zu Hornetsecurity ist eine Vielzahl von Technologien, was bedeutet, dass MSPs mehr Mitarbeiter einstellen, sich mit mehreren Programmen und mehreren Abrechnungsinfrastrukturen auseinandersetzen müssen. Das führt zu einer schlechten Erfahrung, schlechten SLAs und einer schlechten Rentabilität.

Was können MSPs von dem neuen Partnerprogramm erwarten, das Sie rund um Hornetsecurity starten werden?

Dhawan: MSPs können davon ausgehen, dass sie umso mehr ihre Profitabilität erhöhen, je mehr sie in uns investieren und je höher der Wert der von ihnen angebotenen Dienstleistungen ist. In der Vergangenheit hatten wir kein skalierendes MSP-Geschäft. Daher konzentrierten sich unsere Programme sehr auf eine feste Preisstruktur ohne Mengenrabatte. Wir hatten zwar schon immer ein E-Mail-Sicherheitsprodukt, aber es war ein Einzelprodukt in einem MSP-Cyber-Stack. Für die MSPs war unser Programm nur eines von vielen. Wir mussten oft mit Distributoren und Aggregatoren zusammenarbeiten. Unser Programm war nicht darauf ausgelegt, dass Partner eine strategische Partnerschaft mit uns als Cybersicherheitspartner eingehen. Das ist jetzt anders.

Für unser neues Programm werden wir Elemente aus dem Programm von Hornetsecurity übernehmen – nämlich volumenbasierte und strategische Anreize. Hornetsecurity ist mehr als nur ein Produkt – es ist eine vollständige Plattform mit mehreren Tarifen. Je höher der Tarif, desto mehr Umsatz pro Arbeitsplatz erzielt Proofpoint und desto mehr Marge können wir den Partnern bieten. Sowohl im Frontend als auch im Backend bieten wir eine entsprechende Anreizstruktur. All diese Aspekte des Partnerprogramms werden von Hornetsecurity übernommen und den Partnern zu Beginn des nächsten Jahres vorgestellt.

Wird Proofpoint damit die Zahl der MSP-Partner erweitern?

Dhawan: Das ist unser Ziel. In der Vergangenheit haben wir vor allem über unsere Vertriebspartner in das Wachstum von MSPs investiert. Wir werden uns weiterhin auf sie verlassen. Aber MSPs, die einmal rekrutiert wurden und eine vollständige Plattform wie Hornetsecurity nutzen, benötigen auch direkten Kontakt und Support von uns. Denn wenn sie viele Kunden gewinnen und nun über eine Vielzahl von Technologien verfügen, die unsere Plattform bietet, wünschen sich größere MSPs eine direkte Zusammenarbeit auf technischer Ebene.

Daraus folgt erstens: Wir arbeiten mit Distributoren zusammen, um kontinuierlich neue Partner zu gewinnen. Zweitens: Wir bieten größeren MSPs, die unsere Plattform nutzen, das richtige Partner-Erfolgsmodell, um sicherzustellen, dass sie jeden ihrer Kunden zum bestmöglichen Plan in unserem Portfolio führen können. Das ist eine bedeutende Änderung in unserer Investitionsstrategie. Wir haben ein großes Team zusammengestellt. Wenn das neue Jahr beginnt, werden wir sofort durchstarten. Dies ist ein Wendepunkt. Für unsere Partner, die in der Vergangenheit bereits mit Proofpoint zusammengearbeitet und sich gewünscht haben, dass die Leistungsfähigkeit der Proofpoint-Sicherheit auch für kleinere Kunden verfügbar wäre, ist dies nun der Fall.

Könnten Sie mehr über die Vorteile der Plattformkonsolidierung für Partner sagen?

Dhawan: Im Cybersicherheits-Ökosystem, sei es für Unternehmenssoftware oder für kleine Unternehmen über MSPs, ist es unmöglich, weiterhin mit einer Vielzahl von Softwareunternehmen zusammenzuarbeiten, um ihre Stacks aufzubauen. In der Branche ist es nur natürlich, dass größere Akteure wie wir die Marktkonsolidierung weiter vorantreiben werden. Wenn man unsere Größe hat, verfügt man über die Größe, um sowohl Unternehmenskunden als auch Managed Service Providern die richtige Erfahrung bieten zu können.

Unser Fokus in den letzten zwei Jahren war, dass wir in den Märkten, in denen wir tätig sind, führend sind, und dass wir die richtigen Akquisitionen tätigen, die unserem strategischen Ziel folgen, den Fokus auf menschen- und agentenorientierte Sicherheit legen. Microsoft 365 ist die Produktivitäts- oder digitale Schnittstelle für KMUs, Hornetsecurity sichert Microsoft 365 für KMUs über MSPs. Als wir mit Hornet ins Gespräch kamen, teilten wir die Vision, Menschen und KI-Agenten auf die gleiche Weise zu schützen. Wir ergänzen uns in Bezug auf unsere Kunden. Proofpoint bediente Unternehmen, Hornetsecurity bediente KMUs über MSPs.

Für Proofpoint ist der Kauf von Hornetsecurity die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte. Kolportiert wurde 1 Mrd. US-Dollar.

Dhawan: Der Deal hat tatsächlich ein Volumen von 1,8 Milliarden Dollar, was unsere Investitionsabsicht deutlich macht. Für uns ist das eine beträchtliche Investition. Es geht hier nicht darum, Profitabilität oder Cashflow zu erzielen. Es geht darum, ein Unternehmen voranzutreiben, das bereits extrem gut läuft mit einer gesunden Wachstumsrate von 20 Prozent. Dieses Wachstum wollen wir durch zusätzliche Investitionen ankurbeln – insbesondere in den Bereichen, in denen wir eine starke Marke haben und bereits gesunde Partnerbeziehungen pflegen, nämlich in den USA. Für mich ist Hornetsecurity so etwas wie ein wunderschöner F1-Rennwagen, der in Europa entwickelt wurde und den wir nun auf die Rennstrecken in den USA bringen.

Können Sie uns aktuelle Informationen zu den Plänen für einen Börsengang von Proofpoint geben?

Dhawan: Der Abschluss des Hornetsecurity-Deals war einer der Meilensteine, auf die wir gewartet haben. Als europäisches Unternehmen wie Hornetsecurity müssen wir ein bis zwei Quartale einplanen, um sicherzustellen, dass alle Buchhaltungsdaten und GAAP-Umsätze ordnungsgemäß abgestimmt sind und unsere Finanzteams damit zufrieden sind. Der Zeitpunkt des Börsengangs hängt davon ab, wie schnell wir uns vorbereiten können. Aber was den Börsengang angeht, sieht es recht vielversprechend aus: Erste Gespräche mit Investoren laufen. Vor einigen Wochen haben wir einen Investorentag veranstaltet, an dem wir unsere Strategie vorgestellt haben. Die Investoren waren sehr positiv gestimmt. Wir hoffen, dass 2026 das Jahr des Börsengangs sein wird, sofern die Märkte so bleiben, wie sie sind.

Das Interview erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.

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