Intel warnt vor CPU-Knappheit
Intel sieht sich auf einem guten Weg bei seiner Mission, zu alter Stärke zurückzufinden. Zugleich warnte der Chipgigant bei der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen vor einer "erheblichen Verknappung des Angebots" bei CPUs, die bis weit ins nächste Jahr hinein andauern könnte. Davon betroffen sind sowohl PC- als auch Server-Prozessoren.
Bei der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen zog Intel ein positives Fazit. Gleichzeitig warnte Finanzvorstand David Zinsner die Branche vor einer "erheblichen Verknappung des Angebots", die gerade erst beginne und im Wesentlichen auf "Kapazitätsengpässe" bei älteren Fertigungsknoten zurückzuführen sei. In Bezug auf die eigene Umstrukturierung, mit der Intel wieder zu alter Größe zurückfinden will, sieht sich das Unternehmen auf einem guten Weg. Bei der Bilanzpressekonferenz für das gerade abgeschlossene dritte Quartal vermeldete der Chiphersteller das "vierte Quartal mit verbesserter Leistung in Folge". CEO Lip-Bu Tan betonte, dass sowohl der Umsatz als auch die Bruttomarge und der Gewinn pro Aktie "über den Prognosen" lagen.
Demnach wuchs der Umsatz in den vergangenen drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 13,7 Milliarden US-Dollar. Dies ist allerdings vor allem Intels Client Computing Group zu verdanken, deren Umsatz im Vorjahresvergleich um fünf Prozent auf 8,5 Milliarden US-Dollar zulegte. Das Segment Data Center und KI schrumpfte indes trotz des derzeitigen Nachfragebooms in diesem Bereich um ein Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar. Laut Intel war das hauptsächlich eine der Folge der Verknappungen.
Die Bruttomarge des Unternehmens betrug 38,2 Prozent, was einem Anstieg von 23,2 Punkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Ähnlich stark ging dementsprechend auch der Gewinn pro Aktie nach oben, der unter Berücksichtigung der allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze 90 Cent betrug, nach einem Minus von 3,88 Dollar im Vorjahr. Der Aktienkurs von Intel stieg im nachbörslichen Handel um mehr als sieben Prozent.
Diese Intel-CPUs sind von der Verknappung betroffen
Neben den Zahlen ging Intel-Finanzvorstand David Zinsner im Rahmen der Telefonkonferenz auch detaillierter auf die in der offiziellen Erklärung erwähnte Verknappungssituation ein. Diese entstehe durch eine wachsende Nachfrage, die auf der Angebotsseite auf "Kapazitätsengpässe" treffe, die insbesondere die bereits an ihrer Auslastungsgrenze arbeitenden älteren Fertigungsknoten Intel 10 und Intel 7 betreffen. Diese Knappheit "schränkte unsere Fähigkeit ein, die Nachfrage im dritten Quartal sowohl für Rechenzentrums- als auch für Kundenprodukte vollständig zu befriedigen", führte der Intel-Manager aus.
Obwohl die Verknappung bei den Produkten aus den Fertigungsknoten 7 und 10 am ausgeprägtesten sei, betreffe sie "so ziemlich unser gesamtes Geschäft", räumte Zinsner später in der Telefonkonferenz ein. Bei den in den beiden genannten Fertigungsknoten hergestellten Produkten handelt es sich vorwiegend um ältere Generationen der Intel Core-Prozessoren für PCs und der Xeon-Prozessoren für Rechenzentren. Dazu zählen etwa die Core-Produktreihe "Raptor Lake Refresh" der 14. Generation sowie die Xeon Scalable-Produktreihe "Emerald Rapids" der 5. Generation, die beide bereits 2023 auf den Markt gekommen sind.
Ebenfalls betroffen sind demnach die Xeon-6-CPUs der "Granite Rapids"-Familie, da sie aufgrund ihres chipletbasierten Designs einerseits auf dem Intel-Knoten 3 für den Computing-Baustein mit den Kernen sowie andererseits auf den zwei in Intel 7 produzierten I/O-Bausteinen basieren. Anders ist die Lage bei den Xeon 6 "Sierra Forest"-Chips, die vollständig mit Intel 3 hergestellt werden. Neuere Produkte wie die Core Ultra 200V "Lunar Lake"-Reihe und die Core Ultra Serie 2 "Arrow Lake" werden vollständig oder fast vollständig vom asiatischen Foundry-Giganten TSMC hergestellt und sind damit nicht betroffen.
Intel plant Anpassung der Preise und Produktion
Als kurzfristige Lösung will Intel einerseits die Produktionskapazitäten optimieren und andererseits die Nachfrage durch Maßnahmen wie Preisanpassungen gezielt auf andere Produkte lenken. Zinsner erklärte hierzu, dass Intel "eng mit Kunden zusammenarbeitet, um unsere verfügbare Produktionskapazität zu maximieren, einschließlich der Anpassung der Preise und des Produkt-Mixes, um die Nachfrage auf Produkte zu verlagern, bei denen wir über Lieferkapazitäten verfügen und die Kunden Bedarf haben".
Auf die Frage eines Finanzanalysten, ob die hohe Nachfrage nach älteren Intel-Produkten das Wachstum von KI-PC-Produkten wie Lunar Lake beeinträchtigt, antwortete Zinsner, dass das Unternehmen in diesem Segment ein zweistelliges sequentielles Wachstum verzeichnet und wie zuvor angekündigt bis Ende dieses Jahres Prozessoren für etwa 100 Millionen KI-PCs ausliefern wird. "Es ist jedoch klar, dass auch die älteren Knoten gut abgeschnitten haben, und das war wahrscheinlich der Teil, der eher unerwartet kam", sagte er. "Ich denke, wir müssen einfach dazu beitragen, dass das Ökosystem genügend Anwendungen für KI im PC-Bereich vorantreibt."
Migration auf Windows 11: KI-PCs weniger gefragt als erwartet
Ein wichtiger Nachfragetreiber für solche älteren Produkte wie Raptor Lake ist laut Zinsner die laufende Aktualisierung auf Windows 11. Durch das Ende des Supports von Microsoft für Windows 10 am 14. Oktober hat die Migrationsbewegung in den letzten Monaten insbesondere im Unternehmensumfeld nochmals zusätzlichen Schwung aufgenommen. Allerdings kam diese Entwicklung alles andere als überraschend, stand das Support-Ende doch bereits seit Jahren fest. Dennoch hatte sich Intel offensichtlich sowohl hinsichtlich der Menge der in diesem Zuge zu erwartenden Hardwareerneuerung als auch der von den Unternehmen dafür bevorzugten Produkte verschätzt.
In diesem Sinne räumte Zinsner ein, dass sich viele Kunden trotz aller Bemühungen von Intel und anderen Unternehmen, KI-PCs mit neueren Prozessoren wie Lunar Lake für den Upgrade-Pfad auf Windows 11 zu positionieren, stattdessen für weniger fortschrittliche und günstigere Hardware entschieden haben: "Es ist offensichtlich, dass die Aktualisierung von Windows bedeutender ausfällt, als wir erwartet hatten. Da sie zudem, wie wir alle wissen, nicht zwangsweise mit der Frage des Umstiegs auf KI-PCs verbunden ist, ist auch Raptor Lake ein adäquates Produkt dafür. Daher sehen wir derzeit auch in diesem Teil des Marktes noch einmal einiges Wachstum."
Zur erwarteten Dauer der Verknappung prognostizierte Zinsner, dass die Lieferprobleme im ersten Quartal des nächsten Jahres ihren Höhepunkt erreichen könnten, bevor Intel in den folgenden Monaten "den Rückstand aufholen kann".
Kent Tibbils, Vice President of Marketing beim kalifornischen Distributor ASI, erklärte gegenüber CRN, dass sich die von seinem Unternehmen beobachteten Verknappungen bei Intel-CPUs mit Zinsners Aussagen decken. "Es scheint eine Kombination aus höherer Nachfrage und Produktumstellung zu sein", beschrieb auch Tibbils die Dynamik von Angebot und Nachfrage, die er derzeit auf Kundenseite beobachtet.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com
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