IBM-CEO Krishna: Tatsächlichen Auswirkungen der KI werden erst in zehn Jahren sichtbar
Die Euphorie rund um KI kennt keine Grenzen. Ausgerechnet der IBM-Chef Arvind Krishna schert aus. Im CRN-Interview sagt er, man werde von den Auswirkungen künstlicher Intelligenz "in den nächsten zwei oder drei Jahren eher enttäuscht sein". KI steht für den CEO dennoch auf einer Stufe vorheriger industrieller Revolutionen.
IBM-Chef Krishna reiht künstliche Intelligenz zu den bahnbrechenden Innovationen der Menschheitsgesichte ein. KI steht für ihn in einer Reihe mit Dampfmaschine, Automobil, Halbleiter und Internet. Aber wie beim Internet werde es laut dem Manager einige Jahre dauern, bis die tatsächlichen Auswirkungen von K-Lösungen auf Unternehmen spürbar würden. Sie kämen erst dann zum Tragen, wenn KI zu einem integralen Bestandteil der IT-Infrastruktur und damit zu einer Kernkomponente von Geschäftsprozessen geworden sei.
"Wenn man KI aber im Rahmen eines Zehnjahreshorizonts betrachtet, wird man schockiert sein: KI e wird größer sein als die größten Hoffnungen von heute", sagte der IBM-CEO während einer Fragerunde am vergangenen Montag auf der "2025 XChange Best of Breed Conference", die von der CRN-Muttergesellschaft The Channel Company veranstaltet wurde. "Ich denke, dass KI eine 10-fache Revolution in der Produktivität sein wird, aber es wird ein paar Jahrzehnte dauern, bis sich die KI-Technologie voll entfaltet".
KI sei "unglaublich leistungsstark und unglaublich kompetent", so Krishna, "aber man muss dennoch Energie aufwenden, um sie in den Arbeitsablauf zu integrieren und die Art und Weise zu ändern, wie Arbeit erledigt wird", so der IBM-Chef im Interview mit Chefredakteurin Jennifer Follett von der CRN USA.
"KI ist keine Zauberei", erklärte der Manager und wies darauf hin, dass sie in die Unternehmenssysteme integriert werden muss, so wie es auch beim Internet und bei E-Business-Systemen der Fall war, als diese in die Preis-, Bestands-, Lieferketten- und Vertriebsanwendungen der Unternehmen integriert wurden. "Das hat die Arbeitsweise von Unternehmen dramatisch verändert."
Krishna sagte, die Geschäftswelt befinde sich "absolut in der ersten Phase" der KI-Einführung. Er merke aber auch an, dass Unternehmen – einschließlich des Vertriebskanals – KI für das nutzen sollten, was er als "Anwendungsfälle mit geringem Risiko" bezeichnet. "Wenn Sie KI nicht für Kundenservice und Kundenerfahrung einsetzen, dann verlieren Ihre Kunden", so Krishna und führte ein Beispiel an, das für die Führungskräfte der Lösungsanbieter, die an der XChange Best of Breed-Veranstaltung teilnahmen, von besonderem Interesse war.
Krishna beschrieb weitere "risikoarme" Anwendungsfälle, in denen IBM selbst KI-Technologien einsetzt, darunter Softwareentwicklung und die Zusammenarbeit mit Unternehmensanwendungen wie Buchhaltung, Beschaffung und Personalmanagement.
IBM setze KI ein, um die Produktivität seiner Softwareentwicklungsteams um 45 Prozent zu steigern. Auf die Frage, was dies für die Schaffung von Arbeitsplätzen bedeute, antwortete Krishna: "Gewinnen oder verlieren produktivere Unternehmen Marktanteile? Wenn Sie aufgrund ihrer Produktivität Marktanteile gewinnen, müssen sie tatsächlich mehr Code entwickeln."
Follett merkte an, dass das generative KI-Geschäft von IBM mittlerweile einen Wert von mehr als 7,5 Mrd. US-Dollar hat, was etwa 10 Prozent des Unternehmensumsatzes entspricht. Sie fragte Krishna, was seiner Meinung nach der schnellste Einstiegspunkt für die zahlreichen Vertriebspartner von IBM sei, um ihnen zu helfen, KI-Chancen zu monetarisieren.
Krishna sagte, dass IBM nur an seine 600 größten Kunden direkt verkaufe, während der Rest über den Vertrieb bedient werde. Die erfolgreichsten Partner würden das gesamte Produktportfolio von IBM nutzen, einschließlich Computern, Speicher, Software und Sicherheit. Entscheidend ist laut dem IBM-Chef, dass Partner Fähigkeiten entwickeln, in bestimmten Bereichen KI und Automatisierung einsetzen zu können.
Obwohl von einer KI-Wirtschaftsblase die Rede ist, ähnlich wie beim Dotcom-Boom Ende der 1990er Jahre, sagte Krishna, dass er eine solche für KI nicht vorhersieht. "Eine Blase bedeutet, dass es zu einem Crash kommt und sich die Dinge dann um vier, fünf, sieben Jahre zurückentwickeln". Es würde laut dem Manager dann genauso lange dauert, bis sie sich wieder erholen.
"Wenn überhaupt, wird KI noch an Bedeutung gewinnen. All diese Investitionen werden sich auszahlen", sagte er – wenn auch nicht für die unmittelbaren Investoren. Als Beispiel nannte er die kilometerlangen Glasfasernetzwerke, die zur Unterstützung des Internets verlegt wurden und heute Unternehmensnetzwerke, soziale Medien, E-Commerce-Systeme und Streaming-Medien versorgen.
Allen Falcon, CEO des in Westborough/USA ansässigen Lösungsanbieters Cumulus Cloud, sagte, Krishna habe in seinen Ausführungen "eine realistische Perspektive auf KI" und "eine pragmatischere Vision" davon gezeigt, wie Partner KI-Technologie am besten nutzen können. "Wo wird KI die deutlichsten Auswirkungen haben?“ ist eine Frage, die laut Falcon viele Lösungsanbieter stellten. "Unsere Chance besteht darin, unseren Kunden dabei zu helfen, sich ein Bild vom KI-Potenzial zu machen."
Der Chef von Cumulus Cloud wies darauf hin, dass Krishna in der Fragerunde den Schwerpunkt auf gro0e Unternehmenskunden gelegt habe. "Meine wichtigste Frage an IBM lautet: Wie wollen Sie Ihre Wachstumsziele erreichen, ohne über diesen Unternehmensbereich hinauszuschauen?" Die Kunden von Cumulus Cloud sind überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen. Dazu Falcon: "Dort kommen die zukünftigen Giganten her."
IBM-Chef wünscht sich Balance zwischen Direkt- und Partnergeschäft
Steve Burke, CRN-Chefredakteur für Nachrichten, merkte an, dass Krishna davon gesprochen habe, die Partnerumsätze in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln, und fragte den CEO nach seinen Zielen für den Vertriebskanal.
Dazu Krishna: IBM erziele derzeit einen Jahresumsatz von etwa 15 Mrd. US-Dollar mit Geschäften, die "in irgendeiner Weise vom Vertriebskanal beeinflusst werden". Das bedeute jedoch, dass "wir 45 bis 50 Mrd. US-Dollar haben, die nicht vom Vertriebskanal beeinflusst werden. Meine persönliche Meinung: Beide Einnahmeseiten sollten gleich sein, die vom Vertriebskanal berührten Umsätze und die nicht vom Vertriebskanal berührten Einnahmen. Das ist es, was ich mir für IBM wünsche."
Auf die Frage, wo IBM die größten Investitionen in den Vertriebskanal tätigt, um das Wachstum der Partner voranzutreiben, verwies Krishna auf die Watsonx-Agentenplattform des Unternehmens und das Red Hat-Softwareportfolio, einschließlich Red Hat OpenShift und Red Hat Ansible.
Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.
CRN-Newsletter beziehen und Archiv nutzen - kostenlos: Jetzt bei der CRN Community anmelden