COO von Dell zu Preissteigerungen bei Speicherchips: "Beispiellose" Knappheit
Jeff Clarke, Chief Operating Officer von Dell Technologies, spricht angesichts des Engpasses bei Speicherkomponenten und massiven Preissteigerungen von einer "beispiellosen" Komponentenknappheit auf dem Markt. Allerdings ist Dell nicht zum ersten Mal mit diesem Problem konfrontiert.
"Wir haben viel Erfahrung damit. Dies ist nicht unser erster DRAM-Zyklus. Ich glaube, in den letzten 40 Jahren gab es sieben davon", erklärte Clarke den Investoren am Dienstag dieser Woche bei der Bekanntgabe der Ergebnisse des Unternehmens für das dritte Quartal die aktuell angespannte Verfügbarkeit bei Chips und Speicher. "Michael [Dell] und ich waren dabei, und wir haben das Unternehmen in dieser Zeit auf verschiedene Weise durch diese Phase gesteuert".
Clarke zufolge konzentriert sich Dell darauf, den drohenden Speicherengpass zu mildern, der sich seiner Meinung nach auf die Produktpreise insgesamt auswirken werde. Dazu gehören die Überarbeitung der Produktkonfigurationen, die Produktverfügbarkeit und eine "Anpassung des Mixes" in den kommenden Quartalen.
"Wir befinden uns in einer sehr einzigartigen Zeit. Das ist beispiellos. Wir haben noch nie erlebt, dass sich die Kosten so schnell entwickelt haben. Und übrigens betrifft das nicht nur DRAM, sondern auch NAND. Es betrifft Festplatten und führende Knotenpunkte im Halbleiternetzwerk", erklärte er den Analysten. "Ich würde sagen, dass die Nachfrage das Angebot weit übersteigt".
Priorität Nummer 1: Mit Ware eindecken
Der letzte Schweinezyklus, der annährend an die aktuelle Situation erinnert, sei Clarke zufolge von 2016 bis 2017 gewesen. Unter diesen Umständen lautet die erste Regel von Dell: Ware beschaffen.
Dell habe aus den Einschränkungen der Lieferkette während der COVID-19-Pandemie Lehren gezogen, die den Computer-Fertiger auf diesen Moment vorbereitet hätte, so der COO. "Wir werden alles tun, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten", sagte er.
Allerdings ist es nahezu ausgeschlossen, dass Hersteller unter diesen Umständen die Preise stabil halten können. "Die Kostenbasis für alle Produkte steigt", so Clarke. "Niemand ist einzigartiger als andere. Alle brauchen CPU, DRAM und Speicherplatz".
Hohe Nachfrage, knappes Angebot, steigende Beschaffungskosten: auf solche externen Marktfaktoren haben Unternehmen nahezu keinen Einfluss. Auf ihre Kalkulation für Gewinnspannen und Verkaufspreise allerdings schon. Clarke erklärte, dass Preiserhöhungen irgendwann unvermeidlich seien, aber Dell rechne kurzfristig nicht damit, dass sie Kunden treffen würden.
Aber dass sich die Preise auf die "Kundenbasis durchschlagen" würden, will der Dell-Manager nicht ausschließen. "Wir werden alles tun, um dies abzumildern", sagte er. "Unsere Kostenprognosen für das vierte Quartal sind weitgehend unverändert. Wir glauben, dass wir eine sequenzielle Verbesserung der Rentabilität unseres Unternehmens über das gesamte Portfolio hinweg sehen werden, während wir gleichzeitig einen Anstieg unserer Kostenbasis bewältigen. Das ist es, was wir können. Wir verfügen über alle Instrumente, um dies effektiv und schnell umzusetzen", so Clarke.
Infolge des beschleunigten Wachstums von KI würden Kunden auf der ganzen Welt mehr Rechenspeicher verlangen, während die Serverkonsolidierung zu dichteren Konfigurationen mit mehr DRAM führt, so Clark. Dell reagiert darauf und führt aktuell eine PC-Aktualisierung durch, die von der Verfügbarkeit von Speicherkomponenten abhängt.
Rekord-Quartal für Dell
Dell Technologies erzielte zuletzt ein Rekordquartal mit einem Umsatz von 27 Mrd. US-Dollar, gestützt durch seine KI-Server. Deren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr stieg um 37 Prozent. Das Geschäft mit kommerziellen PCs legte bei Dell um fünf Prozent zu.
Der Umsatz des Unternehmens im Bereich Speicher sank dagegen um ein Prozent. Aber Clarke sagte, dass Dells eigenes geistiges Eigentum im Bereich Speicher seit sieben Quartalen in Folge gewachsen sei und zwar zweistellig. Anfang dieses Monats präzisierte CEO Michael Dell gegenüber CRN, dass bei dem zweistelligen Wachstum von Dell PowerStore "die erste Ziffer keine Eins ist".
Der Nettogewinn von Dell stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Drittel auf 1,54 Mrd Dollar.
Im PC-Bereich wuchs das Geschäft des Unternehmens um fünf Prozent auf 10,6 Mrd. Dollar, während das Verbrauchergeschäft im Vergleich zum Vorjahresquartal um 7 Prozent auf 1,8 Mrd. Dollar schrumpfte.
In seiner Prognose für die nächsten 90 Tage erwartet das Unternehmen massive Umsätze zum Jahresende mit einem vierten Quartal von 31,5 Mrd. Dollar Das wäre abermals ein Rekordjahresumsatz: 111,7 Mrd. Dollar und ein jährliches Wachstum von rund 20 Prozent.
Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.
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