ConnectWise-CEO über 100-Millionen-Dollar-Investition in KI-gestützte Asio-Plattform

Im Interview mit CRN äußert sich Manny Rivelo zum Vorwurf der Partner, die vielen Tools und Funktionen der zugekauften Firmen seien Insellösungen. Welche Pläne verfolgt der seit einem Jahr amtierende ConnectWise-CEO? Was hat Investor Thomas Bravo vor?

ConnectWise-CEO Manny Rivelo: "Die nächste Generation von MSPs wird nicht nur Geräte und Benutzer verwalten, sondern auch KI-Agenten. Das eröffnet enorme neue Möglichkeiten" (Foto: ConnectWise)

In den letzten zehn Jahren hat ConnectWise seine "All-in-One"-Plattform Asio für MSPs aufgebaut, indem es eigene Tools entwickelt und eine Reihe von Unternehmen übernommen hat, die alle Bereiche von Sicherheit und Automatisierung bis hin zu Dokumentation und Kundenerfahrung stärken. Jede Übernahme spiegelt eine klare Strategie wider, die den Partnern die Tools an die Hand gibt, um ihre Geschäfte intelligenter, sicherer und profitabler gestalten zu können.

"Wir bewegen uns von Industrie 4.0 zu 5.0, wo sich KI zu selbstverbessernden Systemen entwickelt", erklärt Manny Rivelo, CEO von ConnectWise, gegenüber CRN. "Das wird die Arbeitsweise von MSPs neu gestalten und die Art und Weise, wie Dienstleistungen erbracht werden."

Akquisitionen der letzten 10 Jahre

Der in Tampa/Florida ansässige Anbieter übernahm 2015 den Anbieter von Fernsteuerungs- und Zugriffslösungen ScreenConnect. 2019 den NOC- (Network Operations Center), SOC- (Security Operations Center) und RMM- (Remote Monitoring and Management) Anbieter Continuum und die Dokumentationsplattform ITBoost. 2020 folgte die Übernahme des SIEM- (Security Information and Event Management) und Bedrohungserkennungsplattform-Anbieter Perch Security sowie den Automatisierungs- und Datenanalyseanbieter StratoZen. 2021 kaufte ConnectWise die Benchmarking-Plattform Service Leadership Inc. und das Customer-Experience-Tool SmileBack, ein Jahr darauf den Zahlungs- und Rechnungsplattform-Spezialisten Wise-Sync sowie den Anbieter von Microsoft-Cloud-Backup- und Sicherheitslösungen SkyKick und 2024 schließlich das BCDR-Powerhouse (Business Continuity and Disaster Recovery) Axcient.

Jede Akquisition hat ConnectWise dabei geholfen, seiner Vision einer einheitlichen Plattform näher zu kommen, die PSA, RMM, Sicherheit, Dokumentation, Zahlungen und Kundenfeedback unter einem Dach vereint. Während KI und Automatisierung die MSP-Landschaft weiterhin umgestalten, hofft ConnectWise mit seinem Buy-and-Build-Ansatz, das zu liefern, was Partner am meisten brauchen: Einfachheit, Sicherheit und Skalierbarkeit.

"Wir werden weiterhin strategisch aufbauen, kaufen und Partnerschaften eingehen", sagt Rivelo. "Übernahmen werden selektiv erfolgen, wenn sie unsere Roadmap beschleunigen oder unsere Kernkompetenzen stärken."

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CRN: Wenn wir mit Partnern sprechen, sagen viele, dass die Asio-Plattform komplex und zusammengewürfelt wirkt. Ist das auch Ihre Wahrnehmung?

Manny Rivelo: Es gab definitiv einige Verwirrung, und das ist etwas, das wir letzte Woche direkt angesprochen haben. Asio ist keine Sammlung von zusammengeschusterten Tools, sondern eine brandneue Plattform, die von Grund auf neu entwickelt wurde. Im Kern umfasst sie vier Hauptdienstleistungsbereiche: RMM, PSA, Sicherheit und Datensicherung. Darüber hinaus integrieren wir KI- und RPA-Funktionen sowie ein zentralisiertes Data Warehouse und Shared Services.

Ein Teil der Verwirrung rührt daher, dass die neuen Asio-Module noch nicht immer alle Funktionen der älteren Produkte bieten. Als RMM beispielsweise erstmals auf den Markt kam, war das System noch nicht vollständig mit Automate kompatibel. Aber jetzt ist es das und übertrifft sogar seine Fähigkeiten. Wir rüsten unsere Partner von älteren Instanzen auf neue Asio-Module um, sobald diese Funktionen ausgereift sind.

Bis Mitte nächsten Jahres erwarten wir eine vollständige Integration aller Produkte, sodass wir dann die Innovation wirklich beschleunigen können. Es handelt sich um eine Investition in Höhe von 100 Millionen US-Dollar. Eir befinden uns nun in der Endphase der Entwicklung einer vollständig integrierten, KI-fähigen Plattform.

CRN: Sie haben erwähnt, dass eine Reihe neuer Module hinzugefügt wird. Was können Partner als Nächstes erwarten?

Rivelo: Wir werden weitere Funktionen direkt in die Asio-Plattform integrieren. So werden beispielsweise SmileBack und ITBoost, die früher eigenständige Produkte waren, zu integrierten Modulen, die ohne zusätzliche Kosten als Teil des Asio-Paketpreises angeboten werden. Außerdem haben wir unser SIEM der nächsten Generation, das aus der Übernahme von Perch [Security] hervorgegangen ist, in die Plattform eingebettet. Das bedeutet, dass nun ein einziger Agent sowohl RMM als auch SIEM unterstützt, was die Bereitstellung vereinfacht und die Endpunktdaten vereinheitlicht. Das Ziel ist es, Tools zu konsolidieren und Komplexität zu reduzieren, indem weniger Agenten und Schnittstellen benötigt werden und eine nahtlose Erfahrung über den gesamten Stack hinweg geboten wird.

CRN: Wie unterstützt diese Integration die übergeordnete Vision von ConnectWise einer autonomen Servicebereitstellung?

Rivelo: Daten sind der Sauerstoff der KI, und die Zentralisierung dieser Daten innerhalb von Asio gibt uns den Kontext, den wir für eine autonome Bereitstellung benötigen. Eine der Dinge, die wir vorführen werden, ist unser SOC-Agent (Security Operations Center), der automatisch Warnmeldungen analysiert, Fehlalarme filtert, Risiken kategorisiert und Dokumentationen und Korrekturmaßnahmen generiert. Wir haben den SOC-Agenten intern getestet und dramatische Effizienzsteigerungen festgestellt, wodurch Hunderte von Technikerstunden eingespart wurden. Agenten brauchen keine Pausen, nehmen keinen Urlaub und melden sich nicht krank. Sie arbeiten rund um die Uhr und sorgen für Konsistenz, Geschwindigkeit und reduzierte Betriebskosten. Die Idee ist, MSPs dabei zu helfen, ihre Kosten zu senken, die zu 80 Prozent auf Personal entfallen. Menschliche Arbeit wird durch intelligente Automatisierung ergänzt: Hier nimmt das autonome MSP-Modell Gestalt an.

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Project managers work with Gantt chart tables to plan weekly work and deliverables, schedule software activities, planning, and corporate strategy for finance, operations, sales, and marketing.

CRN: Apropos autonome MSP: Welche Rolle spielt ConnectWise in dieser hochautomatisierten IT-Zukunft?

Rivelo: Wir sind der Wegbereiter. Jede größere Veränderung im Channel, vom Übergang zum Remote-Arbeiten über die Cloud bis hin zur Sicherheit, hat von MSPs einen Sprung in der Innovationskurve verlangt. Jetzt ist die KI an der Reihe. Für MSPs ergeben sich zwei Chancen: Erstens können sie KMU-Kunden dabei helfen, KI sicher und strategisch einzusetzen, zweitens: sie können KI selbst nutzen, um Dienstleistungen effizienter zu erbringen. In naher Zukunft könnte es MSPs mit fünf Mitarbeitern geben, die Tausende von KI-Agenten betreiben und denselben Umfang an Dienstleistungen anbieten wie die größten Anbieter von heute, jedoch mit einer radikal anderen Wirtschaftlichkeit. Der Begriff "Größe" wird neu definiert.

CRN: Wie positionieren Sie ConnectWise, um sowohl gegenüber etablierten Wettbewerbern als auch gegenüber neuen Marktteilnehmern die Nase vorn zu behalten?

Rivelo: Etablierte Akteure sind nach wie vor weitgehend modular aufgebaut und nicht miteinander verbunden. Wir haben einen Vorsprung beim Aufbau einer einheitlichen Plattform und fügen in immer schnellerem Tempo neue Funktionen hinzu. Wir haben unsere Lieferorganisation umgestaltet und veröffentlichen nun über unser ConnectWise University-Portal eine sechsmonatige öffentliche Roadmap, damit unsere Partner entsprechend planen und uns zur Rechenschaft ziehen können.

Was die neueren Akteure angeht, so haben viele mit einem einzigen Modul begonnen und streben nun danach, Plattformen zu werden. Die Integration von KI, Daten und Automatisierung in großem Maßstab erfordert jedoch Zeit und Investitionen. Wir haben diese Grundlage bereits geschaffen.

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CRN: Können Sie uns einen Hinweis darauf geben, was auf der Roadmap für 2026 steht?

Rivelo: Es wird mehr Integration, Funktionsgleichheit über alle Module hinweg und KI überall geben. Wir integrieren agentenbasierte KI in jeden Workflow, damit die Plattform mit der Zeit intelligenter, vorausschauender und autonomer wird. Wir werden weiterhin strategisch aufbauen, kaufen und Partnerschaften eingehen. Akquisitionen werden selektiv erfolgen und zwar nur dann, wenn sie unsere Roadmap beschleunigen oder unsere Kernkompetenzen stärken. Wir erweitern auch die Integrationen mit führenden Drittanbietern, bisher 14 Sicherheits- und sechs Backup-Anbieter, um unseren Partnern Flexibilität und Konsistenz zu bieten.

CRN: Wie viele Übernahmen werden wir 2026 von ConnectWise sehen?

Rivelo: Hoffentlich einige. Thoma Bravo ist sehr unterstützend. Oft wird angenommen, dass Private-Equity-Fonds nur nach einem Ausstieg suchen, aber das ist nicht das ganze Bild. Natürlich wollen sie Ergebnisse erzielen, aber sie sind auch gerne bereit, ihre Barmittel einzusetzen, um uns beim Wachstum zu unterstützen. Im Laufe des Jahres 2026 werden wir den Markt aggressiv beobachten, aber unser Fokus wird auf Akquisitionen liegen, die unsere Roadmap beschleunigen und uns eine breite Markteinführung ermöglichen. Wir zielen nicht auf kleinen Nischentechnologien ab, sondern suchen disruptive Lösungen, die branchenweit einen Mehrwert schaffen.

CRN: Investor Thoma Bravo behält ConnectWise also noch etwas länger?

Rivelo: Ja, auf jeden Fall. Es gibt eine Wahrnehmung von Private Equity, der ich nicht ganz zustimme. Ich arbeite seit fast einem Jahrzehnt mit Private Equity-Gesellschaften zusammen und im Grunde genommen wollen sie Werte schaffen. Thomas Bravo hat es nicht eilig, etwas zu verkaufen. Sie wollen an der Wertschöpfung teilhaben.

CRN: Sie sind nun seit einem Jahr CEO. Was ist das Wichtigste, das Sie über den Channel gelernt haben?

Rivelo: Ehrlich gesagt, ist es die Kultur, die Gemeinschaft. Das ConnectWise-Ökosystem und die größere Evolve-Community sind einzigartig. Es geht nicht nur darum, Unternehmen aufzubauen, sondern es herrscht eine Kultur des Gebens, in der MSPs sich gegenseitig helfen, sich zu behaupten und erfolgreich zu sein. Dieses Gefühl der Zusammenarbeit ist in der Geschäftswelt selten und macht diese Branche so besonders. Es war ein unglaubliches erstes Jahr, und wir stehen erst am Anfang.

CRN: Wo liegen derzeit die größten Chancen für MSPs?

Rivelo: Es gibt zwei Möglichkeiten: KMUs dabei zu helfen, sich auf KI vorzubereiten, und selbst KI-fähig zu werden. Das bedeutet: Dienstleistungen rund um KI-Bereitschaft, Sicherheit, Compliance und Strategie anzubieten und gleichzeitig die eigenen Abläufe durch Automatisierung zu verbessern. Die nächste Generation von MSPs wird nicht nur Geräte und Benutzer verwalten, sondern auch KI-Agenten. Das eröffnet enorme neue Möglichkeiten.

Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.

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