Cisco Q3-Ergebnisse: KI-Ausgaben trotzten der Zollunsicherheit
Auswirkungen der US-Zölle auf das Investitionsverhalten der Kunden in KI spürt Cisco keine. Der Umsatz im dritten Quartal legte um 11 Prozent zu. Die Lieferkette ist stabil, hohe Lagerbestände baut Cisco nicht auf.
Cisco Systems reiht sich ein in die Riege der Technologieanbieter, die in den jüngsten Quartalsergebnissen keine negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit und der globalen Zollstreitigkeiten vermelden. Der Netzwerkgigant sieht fortgesetzte Kundeninvestitionen in künstliche Intelligenz und hält seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsquartal aufrecht.
CEO Chuck Robbins sagte den Analysten während der Telefonkonferenz zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2025 am Mittwoch diese Woche, dass für die Kunden "der Übergang zu KI so wichtig ist, dass sie so lange weiter investieren werden, bis sie absolut aufhören müssen", so der Cisco-Chef. "Wir haben keine Kunden gesehen, die ihre Ausgaben wirklich verlangsamen. Kunden sind immer noch entschlossen, den technologischen Wandel zu vollziehen".
CFO Scott Herren sagte mit Blick auf Ciscos Vertriebspartner, dass keine Kunden Projekte verzögerten und dass die Prognose des Anbieters für das vierte Quartal die Unsicherheit darüber berücksichtigt, "was mit den nicht-chinesischen Zöllen passiert", nachdem die 90-tägige Aussetzung der Zölle auf chinesische Importe in den USA am 9. Juli enden wird.
Laut Herren berichteten Vertriebspartner, dass keine Kunden ihre Bestellungen vorzeitig aufgeben, um künftige Preiserhöhungen aufgrund von Zöllen zu vermeiden, was zu einem Vorziehen der Einnahmen geführt hätte. Das dritte Quartal von Ciscos Finanzjahr endete am 26. April 2025.
"Wir haben uns den Lagerbestand der Vertriebskanäle angesehen, von dem man annehmen sollte, dass er steigen würde", sagte der Finanzchef. "Das ist nicht der Fall. Er ist sogar gesunken".
Anbieter wie IBM, Microsoft und Google meldeten ebenfalls eine steigende KI-Nachfrage und ein anhaltendes Umsatzwachstum während des Quartals, trotz der Unsicherheit, die durch die sich schnell ändernde Zollpolitik der Trump-Regierung entstanden ist.
Turbulenzen bei US-Behörden
Ciscos Bestand an Webscale-Produkten sei im Laufe des Quartals gesunken, so Herren. Die Zeit zwischen der Auslieferung von Meraki-Produkte und ihrer Aktivierung blieb auf dem Niveau vor der Pandemie. Pipeline- und Kundenanfragen für zukünftige Liefertermine zeigten ebenfalls "nichts Ungewöhnliches".
Obwohl Elon Musks kostensenkendes Department of Government Efficiency (DOGE) in der Telefonkonferenz nicht explizit genannt wurde, sagte Robbins auf die Frage nach Ciscos Geschäft mit dem öffentlichen Sektor, dass er mit der Leistung des Behördengeschäfts zufrieden sei: 8 Prozent Wachstum im Jahresvergleich und 3 Prozent weltweites organisches Wachstum. Das US-Bundesgeschäft verzeichnete in diesem Quartal laut Herren sogar ein zweistelliges Auftragswachstum.
"Auf der zivilen Seite gibt es nach wie vor Stress mit den Behörden, die geschlossen wurden, mit Angestellten, die um ihre Arbeitsplätze bangen, und es gibt viele Sorgen um das Humankapital", wie sich Cisco-Chef Robbins ausdrückte. "Aber man darf auch nicht vergessen, dass dies nur ein Viertel unserer Bundesgeschäfte ausmacht - 75 Prozent davon stammen von Nachrichtendiensten und dem Verteidigungsministerium."
Zu Ciscos Prognose für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 sagte Herren, dass er "eine kleine Auswirkung der Zölle auf Stahl und Aluminium für Cisco einkalkuliert hat". Näher quantifiziert hat er diese Auswirkungen auf Cisco nicht. Der Netzwerkhersteller geht davon aus, dass die aktuellen Zölle und Ausnahmeregelungen im vierten Quartal des Cisco-Fiskaljahres bestehen bleiben.
Herren geht auch davon aus, dass andere Länder bis zum 9. Juli einen Basiszollsatz von 10 Prozent beibehalten und dann zu länderspezifischen Zöllen zurückkehren, die durch die Ausnahmeregelung für Halbleiter und elektronische Bauteile ausgeglichen würden. "Wir werden weiterhin unser erstklassiges Lieferkettenteam nutzen, um die Auswirkungen durch die Flexibilität und Agilität, die wir in den letzten Jahren in unsere Abläufe eingebaut haben, zu mildern", sagte er. "Die Größe und der Umfang unserer Lieferkette verschaffen uns einige einzigartige Vorteile bei der Unterstützung unserer Kunden auf der ganzen Welt".
Sollten die weltweiten Zölle zu einem Anstieg der Infrastruktur- und Fertigungsinvestitionen in den USA führen, so Robbins, sei Cisco "gut positioniert, um diese kapitalintensiven Investitionen in großem Umfang zu verbinden und zu schützen". Der Auftragseingang für Ciscos industrielles Internet der Dinge (IOT) Portfolio stieg im dritten Quartal um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
KI füllt Netzwerkpipeline
Cisco meldete für das dritte Quartal einen Anstieg der Erlöse mit Netzwerkprodukten im um 8 Prozent auf 7 Mrd. US-Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Anbieter verzeichnete zweistellige Zuwächse bei Switching- und Enterprise-Routing-Produkten sowie dreistellige Zuwächse bei den Bestellungen für Wi-Fi 7.
Die Kunden investierten in die Modernisierung ihrer Infrastruktur, wobei das Netzwerk als Schlüssel zur Erzielung von Echtzeitvorteilen durch KI-Agenten angesehen wird. "Sie wissen zwar noch nicht genau, wie diese Anwendungen aussehen werden, aber sie wissen genau, dass sie die modernsten Netzwerke benötigen, die sie haben können", so Robbins.
Mit Blick auf die Zukunft konzentriert sich Cisco darauf, IT-Sicherheit in das Netzwerk einzubetten, wobei Kunden ihr Interesse daran bekunden, physische Firewalls aus ihrer Infrastruktur zu entfernen. Robbins zufolge werden die Ausgaben für Netzwerk- und Rechenzentrumsprodukte, die den Anforderungen von Cloud und KI gerecht werden sollen, auch über das Jahr 2025 hinaus anhalten. "Ich gehe nicht davon aus, dass 2025 ein Spitzenjahr sein wird", sagte zwar der Cisco-CEO, "das hat noch viele Jahre Zeit", merkte er an.
Sobald die öffentliche Cloud-Infrastruktur für Schulungen ausgebaut ist, würden Unternehmen in ihre eigenen Rechenzentren investieren, um KI-Inferencing durchzuführen, fügte Herren hinzu. Robbins zufolge wechseln die Kunden auch vom InfiniBand-Standard zu Ethernet, um KI-Trainingsmodelle auszuführen.
Cisco macht Fortschritte bei Halbleitern
Webscale-Kunden bestellten KI-Infrastrukturen im Wert von mehr als 600 Mio. US-Dollar, was dazu führte, dass Cisco sein Ziel von 1 Mrd. US-Dollar ein Quartal früher erreichte. Im vorangegangenen Quartal meldete der Anbieter Aufträge im Wert von 350 Mio. Dollar. "Das 1-Milliarden-Dollar-Ziel war wirklich dazu gedacht, Ihnen allen mehr Vertrauen zu geben, dass wir es in diesem Bereich ernst meinen", sagte Robbins an die Analysten gewandt. "Die Ergebnisse haben nun gezeigt, dass diese Kunden uns ernst nehmen".
Etwa zwei Drittel der KI-Infrastruktur-Aufträge in diesem Quartal betrafen Systeme, die auf dem Cisco Silicon One G200 Prozessor basieren. Der Rest entfiel auf optische Systeme.
"Diese Kunden sagen uns, dass sie mehr kaufen würden, wenn wir mehr Kapazität zur Verfügung stellen könnten", sagte Robbins. "Wir haben eine Reihe von anderen Chips, die sich in verschiedenen Stadien des Prozesses für Plattformen der nächsten Generation befinden, auf die wir uns ebenfalls freuen."
Die Investitionen von Cisco in Halbleiter sei ein "Unterscheidungsmerkmal", da "Kundenaufträge schnell ausgeführt werden müssen", so Robbins. "Wenn wir das Silizium nicht hätten, wäre es wahrscheinlich praktisch unmöglich für uns, hier langfristig erfolgreich zu sein. Wenn wir es bei diesen Kunden nicht schaffen, sitzen wir eine Weile an der Seitenlinie".
Die KI-Aufträge für Unternehmen sind zwar schwer von anderen Daten zu trennen, haben aber eine Beschleunigung "im Bereich von Hunderten von Millionen Dollar, noch nicht im Milliardenbereich" erfahren, sagte der Cisco-Chef.
Auf die Frage nach Ciscos Nvidia-Partnerschaft entgegnete Robbins, dass die meisten der gemeinsamen Angebote in etwa 60 Tagen auf den Markt kommen würden.
Q3-Ergebnisse im Detail und Ausblick
Im dritten Quartal meldete Cisco einen Anstieg der Produktbestellungen um 20 Prozent im Jahresvergleich, einschließlich Splunk. Ohne Splunk stiegen die Bestellungen um 9 Prozent. Aufgeschlüsselt nach Kundenmärkten kletterte der Auftragseingang bei Service Providern und Cloud-Anbietern im Jahresvergleich um 32 Prozent, bei Unternehmen um 22 Prozent.
Der Quartalsumsatz betrug 14,1 Mrd. S-Dollar, 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn nach GAAP betrug 2,5 Mrd. Dollar. Das Betriebsergebnis nach GAAP lag bei 3,2 Mrd. Dollar, ein Plus von 46 Prozent.
Der Produktumsatz stieg im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 10,4 Mrd. Dollar. Der Dienstleistungsumsatz um 3 Prozent auf 3,8 Mrd. Innerhalb des Produktumsatzes stieg der Erlös mit Sicherheitsprodukten im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent auf 2 Mrd. Dollar. Splunk hat die Erwartungen von Cisco in Bezug auf Umsatz und Rentabilität "leicht übertroffen", so CFO Herren.
Ciscos Sicherheitsprodukte Secure Access, Extended Detection and Response (XDR) und Hypershield haben im Quartal zusammen mehr als 370 neue Kunden gewonnen. Observability wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 261 Mio. Dollar. Und das Collaboration-Portfolio, zu dem auch Webex gehört, verzeichnete im Jahresvergleich ein Plus von 4 Prozent auf 1 Mrd. Dollar.
Der gesamte jährlich wiederkehrende Umsatz (ARR) belief sich zum Ende des Quartals auf 30,6 Mrd. Dollar, ein Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Gesamtumsatz aus Abonnements stieg um 15 Prozent auf 7,9 Mrd. Dollar, was 56 Prozent des Gesamtumsatzes von Cisco entspricht. Der Gesamtumsatz mit Software verbesserte sich um 25 Prozent und erreichte 5,6 Mrd. Dollar. Software-Abonnements kletterten im Jahresvergleich um 26 Prozent.
Der operative Cashflow von Cisco belief sich im dritten Quartal auf 4,1 Mrd. Dollar, ein Plus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anbieter beendete das Quartal mit 15,6 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln.
Cisco prognostizierte für das vierte Fiskalquartal einen Umsatz zwischen 14,5 und 14,7 Mrd. Dollar. Für das Geschäftsjahr 2025 wird ein Umsatz von 56,5 bis 56,7 Mrd. Dollar prognostiziert.
Die Cisco-Aktie wurde am Mittwoch nach Börsenschluss mit etwa 63 Dollar pro Aktie gehandelt und stieg damit um etwa 2 Prozent.
Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.
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