Broadcoms VMware-Modell "rechtlich und ethisch mangelhaft"

Massive Kritik von ECCO und CISPE an Lizenz- und Preisänderungen bei VMware. Die Vereinigungen werfen der Muttergesellschaft Broadcom vor, gegen europäische Wettbewerbsregeln zu verstoßen. Broadcom Reaktion: man begrüße einen "konstruktiven Dialog".

Das derzeitige Lizenzmodell von VMware basiert auf Praktiken, die offenbar gegen europäische Wettbewerbsvorschriften verstoßen, während das gesamte Geschäftsmodell von Broadcom laut einem neuen Bericht der European Cloud Competition Observatory (ECCO)-Gruppe "rechtlich und ethisch weiterhin mangelhaft ist", so die Wettbewerbsbeobachter.

"Broadcom kann zwar berichten, dass die meisten Kunden neue Verträge unterzeichnet haben, aber wir wissen, dass diese Verträge die Existenzfähigkeit von Dienstleistern gefährden, die an das VMware-Ökosystem gebunden sind" sagte Francisco Mingorance, Generalsekretär der Cloud Infrastructure Services Providers In Europe (CISPE), einer Handelsvereinigung von 37 Cloud-Anbietern, die mit der Überwachung von Softwareanbietern beauftragt ist, denen monopolistische Praktiken vorgeworfen werden. "Es sind dringend Maßnahmen erforderlich".

Während es Broadcom gelungen ist, viele VMware-Kunden auf sein neues Lizenzmodell umzustellen, sehen sich die Kunden aufgrund der Bedingungen von Broadcom "erheblichen finanziellen Belastungen und betrieblichen Nachteilen" ausgesetzt, heißt es in einem neuen Bericht von ECCO, die sich aus CISPE-Mitgliedern zusammensetzt.

"Wenn Broadcom nicht umgehend eine Reihe wichtiger Änderungen und Anpassungen an seinen Lizenzbedingungen vornimmt, bleibt das Finanzmodell des Unternehmens rechtlich und ethisch mangelhaft", so der Bericht.

VMware-Lizenzmodell und Partnerprobleme verstoßen gegen EU-Wettbewerbsvorschriften

Zu den größten Problemen für VMware-Cloud-Partner und -Kunden in Europa gehört die Preiserhöhung des Unternehmens, nachdem Broadcom die früheren unbefristeten Lizenzen abgeschafft und durch monatliche Pay-as-you-go-Preismodelle von VMware ersetzt hat.

Ein weiteres großes Problem war, dass VMware sein Produktportfolio von Tausenden von Angeboten auf nur wenige große Pakete reduziert hat, die nur im Abonnement mit einer mehrjährigen Mindestlaufzeit erhältlich sind. "Das aktuelle Lizenzmodell von VMware scheint auf Praktiken zu beruhen, die gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften verstoßen, was nicht nur den Kunden und dem europäischen Cloud-Ökosystem schadet, sondern auch ein erhebliches Risiko für das Unternehmen darstellt", so ECCO in ihrem Bericht. "Die Aktionäre sollten die Rechtmäßigkeit eines solchen Modells untersuchen und anfechten."

Darüber hinaus erklärt ECCO, dass Broadcom kürzlich Änderungen an seinem Partnerprogramm vorgenommen habe, die die Partner zwingen würden, sich zwischen einer Tätigkeit als Cloud-Dienstleister oder als Wiederverkäufer zu entscheiden.

"In Europa ist es üblich, dass CSPs beide Rollen [Dienstleister und Wiederverkäufer] übernehmen. Daher stellen diese neuen Anforderungen eine weitere schädliche Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Möglichkeiten europäischer Cloud-Dienstleister dar, europäische Kunden zu bedienen", heißt es im ECCO-Bericht.

ECCO überwacht das Verhalten von Softwareunternehmen, darunter Broadcom und Microsoft, deren Praktiken die Cloud-Auswahl für europäische Kunden einschränken könnten. Die Gruppe fordert die Europäische Kommission auf, die formelle Wettbewerbsbeschwerde des deutschen IT-Kundenverbands VOICE gegen Broadcom zu prüfen.

Antwort von VMware

Auf Anfrage zu dem Bericht erklärte ein Sprecher von Broadcom, das Unternehmen begrüße die Gelegenheit zu einem "konstruktiven Dialog mit CISPE darüber, wie unsere Produkte ihren europäischen Mitgliedern helfen können", wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden.

"Als strategischer Partner von über 140 europäischen Cloud-Dienstleistern, von denen mehr als 40 souveräne Cloud-Dienste anbieten, arbeitet Broadcom daran, die Ziele der Europäischen Union im Bereich der souveränen Cloud voranzutreiben und Unternehmen aller Art in die Lage zu versetzen, Innovationen zu beschleunigen, mehr Auswahl zu bieten und ihre komplexesten technologischen Herausforderungen zu bewältigen", so die Replik Broadcom.

Welche Änderungen ECCO von Broadcom-VMware fordert

CISPE und ECCO fordern Broadcom auf, Änderungen vorzunehmen, die eine faire Lizenzierung von VMware-Software für Cloud-Dienstleister wiederherstellen. Eine Forderung lautet, dass Broadcom eine Mindestankündigungsfrist von sechs Monaten vor Änderungen der Vertragsbedingungen, Preisstrukturen oder Bedingungen für Verlängerungen garantieren müsse.

Im Hinblick auf das Partnerprogramm fordert die Gruppe, dass Cloud-Service-Anbieter (CSPs) weiterhin sowohl als Wiederverkäufer als auch als Dienstleister auftreten dürfen, insbesondere diejenigen, die Hybrid-Services wie Colocation und Private Cloud anbieten.

Die Gruppe fordert ferner, dass kleineren CSPs ein leichterer Zugang zu höheren Partnerstatus gewährt werden sollte, einschließlich Ausnahmen von bestimmten Mindestschwellenwerten.

Eine weitere Forderung betrifft die Einführung einer transparenteren Preisgestaltung für Nutzungsschwankungen, beispielsweise müssten Gebühren für Spitzenauslastungen auf vertraglich vereinbarten Preisen basieren, sowie die Einführung von Preismodellen, die sich an flexiblen Kapazitäten und den tatsächlichen Infrastrukturbedingungen orientieren sollten, meint ECCO.

Broadcom wird am 5. Juni die Finanzergebnisse für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2025 veröffentlichen.

Der Artikel erschien zuerst bei unserem Schwesterportal crn.com.

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