Jedes dritte deutsche Unternehmen scheitert an KI-Strategie

Die aktuelle Umfrage im Auftrag des IT-Dienstleisters Tietoevry macht deutlich: Viele Entscheider in größeren Unternehmen erkennen zwar das Potenzial Künstlicher Intelligenz für die Prozessautomatisierung, doch es gelingt oft nicht, langfristige Mehrwerte zu generieren.

Ein Bild, das Menschliches Gesicht, Person, Kleidung, Lächeln enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Lukas Keller ist Head of Market Germany bei Tietoevry Create in Deutschland (Foto: Tietoevry)

Für das in Deutschland an drei Standorten vertretene, finnische IT-Dienstleistungs- und Softwareunternehmen Tietoevry führten die Marktforscher von TQS Research & Consulting eine Befragung unter 200 C-Level-Entscheidern und Führungskräften in Deutschland durch. Sie zeigt: Manager in größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden erkennen zwar das Potenzial Künstlicher Intelligenz für die Automatisierung von Prozessen und die Steigerung der Produktivität. Sie scheitern jedoch oft daran, langfristige Mehrwerte zu generieren.

Ein Drittel noch ohne KI-Strategie

Konkret erwarten sich mehr als die Hälfte (57 %) der Befragten vor allem "Prozess- und Effizienzoptimierung" von KI-Technologien. Als größtes Risiko nennen sie "verpasste Chancen für Effizienzsteigerung, Innovation und Reduktion von Betriebskosten" (55 %). Neben Rechts- und Sicherheitsaspekten wird jedes dritte Unternehmen vor allem durch das Fehlen einer klaren KI-Strategie (29 %), mangelnde Expertise (32 %) oder die schlechte Datenqualität (31 %) gehemmt.

KI ist zwar in den Chefetagen deutscher Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden angekommen. Die Umfrage lässt eine klare Begeisterung für die Technologie erkennen. Diese steht jedoch häufig im krassen Gegensatz zur strategischen Verankerung in den Betrieben. Anders gesagt: Chancen durch KI werden erkannt, aber noch nicht genutzt.

Während eine Mehrheit von 89 Prozent die Haltung ihres Unternehmens zu KI als positiv oder zumindest vorsichtig optimistisch bewertet und sechs von zehn Managern (62 %) mehrmals wöchentlich oder sogar (mehrmals) täglich KI-Tools nutzen, mangelt es an einem soliden Fundament. Dies bestätigen die Antworten auf die Frage nach den größten Herausforderungen: Drei von zehn befragten Führungskräften (29 %) sehen das Fehlen einer klaren KI-Strategie als eine der zentralen Hürden.

Mehrere Faktoren bremsen KI in Unternehmen

Auch mangelndes, internes KI-Fachwissen und eine unzulängliche Datenlage sorgen dafür, dass es an der Umsetzung von KI-Strategien hapert: Rund ein Drittel (32 %) der Befragten in Deutschland empfindet fehlende fachliche Expertise im eigenen Unternehmen als ein wesentliches Risiko im Zusammenhang mit KI-Technologien. Ein weiteres Drittel (31 %) sieht die schlechte Verfügbarkeit und Qualität von Daten als Hemmnis. Obwohl sich mehr als die Hälfte der Führungskräfte selbst als gut und sicher im Umgang mit KI-Lösungen einstuft, reicht dies offenbar nicht aus, um die strategische Implementierung auf Organisationsebene voranzutreiben.

Verantwortung bleibt diffus

Erkennbar ist jedoch ein Trend zur Professionalisierung: Der Anteil der Unternehmen mit dedizierten KI-Verantwortlichen liegt in Deutschland aktuell bei 28 Prozent. Nicht selten bleibt die Verantwortung jedoch diffus: Mehr als ein Viertel der deutschen Firmen (28 %) hat noch keine spezifische Zuständigkeit für KI definiert. In fast der Hälfte (43 %) der Fälle betreut die IT-Abteilung das Thema mit.

15 Prozent kümmert KI nicht

Die Mehrheit der befragten Führungskräfte erkennt die Dringlichkeit zu handeln: Gefragt nach den Risiken, falls sie beim Einsatz von KI nicht mithalten, nannten die meisten Führungskräfte "verpasste Chancen für Effizienzsteigerung, Innovation und Reduktion von Betriebskosten" (55 %) sowie den "Rückstand bei Produkt- und Servicequalität im Vergleich zur Konkurrenz" (40 %). Eine Minderheit sorgt sich aktuell nicht um einen Rückstand aufgrund fehlender KI-Umsetzung: Jeder siebte Befragte (15 %) gab an, kein Risiko zu sehen, wenn das Unternehmen den KI-Anschluss verpasst.

Tietoevry ist mit 24.000 Beschäftigten einer der größten IT-Serviceprovider in Europa. Der Hauptsitz befindet sich in Helsinki (Finnland). In Deutschland ist das Unternehmen an den Standorten Regensburg, Berlin und Frankfurt am Main vertreten. Nach Einschätzung von Lukas Keller, Head of Market Germany bei Tietoevry Create, sollten Unternehmen die Implementierung und Skalierung von KI-Lösungen strategisch angehen und ihre Mitarbeitenden gezielt qualifizieren. "KI-Technologien sind kein Selbstzweck, sondern müssen konkrete Lösungen für die Prozessautomatisierung und Effizienzsteigerung liefern, um den Produktivitätsrückstand der deutschen Wirtschaft aufzuholen", unterstreicht Keller.

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