Stadt München will Besucheransturm auf Wiesn künftig in Echtzeit messen
München ist noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: wegen Überfüllung des Oktoberfests drohte vergangenen Samstag eine Massenpanik im Außenbereich der Wiesn. Die Stadt sieht Defizite im Sicherheitskonzept und will technisch aufrüsten.
Am vergangenen Samstag spitzte sich die Lage rund um das Oktoberfest in München dramatisch zu. Auf die ohnehin überfüllte Theresienwiese strömten immer mehr Besucher, die Ordnungskräfte waren überfordert, das Sicherheitskonzept wurde dem Besucheransturm nicht gerecht. Besucher fühlten sich nicht sicher. "Auch wenn noch einmal alles gut gegangen ist, müssen wir schneller auf kurzfristig und schnell entstehende Menschenansammlungen reagieren", so Christian Scharpf, Stadtrat und Referent für Arbeit und Wirtschaft. "Eine derartige Situation darf sich nicht wiederholen", teilte er auf Linkedin mit. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter informierte die Öffentlichkeit per Instagram-Video über die Situation am besucherstarken Samstag und sprach organisatorische Mängel an. Man hätte am "Italiener-Wochenende" auf der Wiesn Lautsprecherdurchsagen auch auf italienisch und englisch machen müssen. Immerhin: Die Verantwortlichen der Landeshauptstadt gingen sofort öffentlich in die Krisenkommunikation und versprachen sofortige Verbesserungen bei der Lenkung der Besucherströme. Denn das kommende Wochenende dürfte zum Abschluss des Oktoberfests wieder Millionen Gäste anziehen.
"Solche Gefahrensituationen müssen frühzeitiger erkannt werden, damit es am besucherstarken Feiertag und am letzten Wiesnwochenende zu keinen ad hoc-entstehenden Stauungen im Außenbereich mehr kommt", so Stadtrat Scharpf.
Er kündigte zunächst Sofortmaßnahmen an: "gezieltes Crowd Spotting, also die gezielte Beobachtung und Analyse der Menschenmenge in den verschiedenen Bereichen des Festgeländes". So würden man "frühzeitiger sehen, wenn sich an bestimmten Orten etwas zusammenbraut". Außerdem werden geschulte Sprecher für mehrsprachige Lautsprecherdurchsagen eingesetzt, die Zugang zu verschiedenen Livecams haben "und direkt an uns Entscheider angebunden sind", kündigte Scharpf an.
Für die Zukunft soll das Beobachtungsmanagement verbessert werden, insbesondere sollen verschiedene Behörden, die für die Sicherheit des Oktoberfests verantwortlich sind, in einem "gemeinsamen Beobachtungsraum" zusammengeschaltet werden. Außerdem sollen die Besucher auf dem Festplatz frühzeitig über überfüllte Ausgänge informiert werden. Sie haben eine "wichtige Multiplikatorenfunktion" und könnten zu einer verbesserten Sicherheit beitragen.
Das wohl wichtigste Instrument ist eine valide Messung der Besucher, die auf das Oktoberfest strömen. Diese Zahl kann die Stadt aktuell nur im Nachgang anhand der technischen Auswertung von Mobilfunkdaten feststellen. Für künftige Wiesn will München eine Echtzeitmessung der Besucherzahlen einführen.
"Wir müssen in Echtzeit wissen, wie viele Menschen auf dem Gelände sind und nicht bloß aufgrund von Schätzungen. Dann können wir die aktuelle Situation auf dem Gelände auch frühzeitiger nach außen kommunizieren", sagte Scharpf. "Die bisher als ausreichend erachtete Bestimmung durch die Mitglieder des Koordinierungskreises anhand der Lagebilder hatte sich bisher als zuverlässig erwiesen". Das aktuelle Sicherheitskonzept trägt aber nicht mehr.
Einstweilen muss die Stadt München für das kommende Wochenende auf konventionelle Methoden und auf die Einsicht der Masse hoffen. Die Polizei verstärkt ihre Präsenz, die Festleitung wird über ihre Webseite und Instagram darauf hinweisen, dass es ab Donnerstag bis Samstag ohne Reservierung nur sehr schwer wird, Plätze in den Bierzelten zu ergattern.
CRN-Newsletter beziehen und Archiv nutzen - kostenlos: Jetzt bei der CRN Community anmelden