Rechenzentrums-Standort Frankfurt boomt

Eine für den eco-Verband erstellte Studie macht deutlich, dass das gesamte Rhein-Main-Gebiet von der stark vertretenen Rechenzentrumsbranche profitiert. Doch der Boom der Hyperscaler und weiterer Datacenter-Betreiber bringt auch neue Probleme mit sich.

Béla Waldhauser ist Kompetenzgruppenleiter im eco-Verband und Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen (Foto: eco - Verband der Internetwirtschaft e.V.)

Eine neue Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Consult) und das Beratungshaus Detecon für den eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. erstellt haben, macht deutlich, dass Rechenzentrumsbetreiber in der Rhein-Main-Region ordentlich zulegen können, während die Gesamtwirtschaft bei weitem nicht so stark wächst. Die vielen Rechenzentren bringen sowohl der Kommune Frankfurt am Main, als auch der gesamten Region Rhein-Main zusätzliche Einnahmen.

So hat sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezogen auf die Rechenzentrumsbranche in den vergangenen fünf Jahren in der Region verdoppelt. In der Stadt Frankfurt am Main wuchs die Branche um knapp 90 Prozent. Die Gesamtwirtschaft der Stadt Frankfurt und der Region konnte im gleichen Zeitraum lediglich um rund 16 Prozent zulegen. Und der Boom soll weitergehen: Die Studie geht für die kommenden fünf Jahre von einem Branchen-BIP von satten 175 Prozent in der Region aus. Für das Gebiet der Stadt Frankfurt wird ein Plus von 53 Prozent prognostiziert.

Jeder Euro, der in Rechenzentren erwirtschaftet wird, sorgt außerdem für weitere 51 Cent an wirtschaftlicher Leistung – 24 Cent davon direkt in der Region. Hinzu kommen Steuereinnahmen: Die Gesamtbranche sorgte im Jahr 2023 für ein Steueraufkommen von 405 Millionen Euro. Davon entfielen 287 Millionen Euro direkt auf die Branche und weitere 117 Millionen Euro auf Zulieferer. Laut Schätzmodell bleiben etwa zehn Prozent des Steueraufkommens in den Standortkommunen, zum Großteil durch Gewerbesteuern.

Anwender profitieren

Wie die Studie außerdem herausstellt, sind rechenzentrumsaffine Unternehmen produktiver und wachstumsstärker unterwegs als solche, die keine Rechenzentren nutzen. "Deutschlandweit konnten Rechenzentrumsnutzer bezogen auf das Jahr 2023 rund 18 Prozent ihrer Umsätze mit neuen Produkten oder Dienstleistungen generieren, die es vorher noch nicht gab. Bei den Unternehmen, die keine Rechenzentrumsinfrastruktur nutzen, lag dieser Wert lediglich bei knapp acht Prozent und damit bei weniger als der Hälfte", heißt es in der Untersuchung. Diese Erkenntnis gewann das IW bereits aus einer vorangegangenen Studie, die 2024 von eco und der unter dem Verbandsdach gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Auftrag gegeben wurde. Die Untersuchungen gehen außerdem davon aus, dass deutschlandweit rund sechs Millionen Arbeitsplätze in Unternehmen bestehen, deren Geschäftsmodell ohne Cloudnutzung nicht möglich wäre.

Künstliche Intelligenz verstärkt Nachfrage

Laut den IW-Studienautoren nimmt die Region Frankfurt/Rhein-Main "… mit der Bereitstellung hochleistungsfähiger digitaler Infrastrukturen deutschlandweit eine zentrale Funktion für die Ermöglichung dieser digitalen Transformation ein." Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.

Push- und Pulleffekte

Neben den Stärken in der gesamten Region Rhein-Main - darunter die Nähe zum Internetknoten DE-CIX, einer guten Netzinfrastruktur und Datengravitation sowie einer sicheren und stabilen Stromversorgung - benennt die IW-Studie auch sogenannte Push- und Pulleffekte: einerseits kurzfristig verfügbare zusätzliche Stromkapazitäten in großem Maßstab, andererseits hohe Energiekosten, lange Genehmigungswege, regulatorische Unsicherheit und Flächenknappheit für den Bau neuer Rechenzentren.

Hohe Energiepreise, zu wenig Flächen

"Diese Gemengelage führt zu verschlechterten Rahmenbedingungen für Betreiber in ganz Deutschland und der Region Frankfurt-Rhein-Main“, sagt Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen. Die Folgen bei weiterer Verschlechterung seien absehbar: Es drohe eine Abwanderung in andere europäische, insbesondere skandinavische, Länder bei denen die besonders relevanten Standortfaktoren wie Energiepreise sowie Flächen und Stromanschlüsse für Rechenzentren deutlich attraktiver sind. Um den Erfolg der "digitalen Hauptstadt" Frankfurt und der Region nicht weiter zu gefährden, fordert Waldhauser von Politik und Kommunen "…die Sicherstellung von bezahlbarem, grundlastfähigem Strom für Rechenzentren sowie planbarer Flächen- und Netzkapazitäten." Außerdem fordert der Sprecher beschleunigte und verlässliche Genehmigungsverfahren, weniger regulatorische Hürden und eine politische Verpflichtung zur Förderung der digitalen Infrastruktur.

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